„Kleinteile Just in Time am richtigen Ort“

Interview mit Andreas Melkus, Melkus Mechatronic

„Kleinteile Just in Time am richtigen Ort“

Der intelligente Materialfluss ist nach Einschätzung von Andreas Melkus eine Grundvoraussetzung für die Fabrik der Zukunft. Mit dem intelligenten fahrerlosen Transportsystem Agumos Q40 hat der Eigentümer und Geschäftsführer von Melkus Mechatronic den automatisierten Transport von Kleinteilen im Visier. Die im autonomen Fahrzeug eingesetzte Steuerungs-, Sicherheits- und Antriebstechnik aber auch die integrierte WLAN- und Kameralösung kommen vom Automatisierungssystemanbieter Sigmatek.

Das fahrerlose Transportsystem Agumos Q40 von Melkus Mechatronic bringt Kleinteile im Produktionsprozess zeitgerecht dorthin, wo sie benötigt werden und unterstützt so die Produktion bei kleiner werdenden Losgrößen. (Bild: Melkus Mechatronic GmbH)

Das fahrerlose Transportsystem Agumos Q40 von Melkus Mechatronic bringt Kleinteile im Produktionsprozess zeitgerecht dorthin, wo sie benötigt werden, und unterstützt so die Produktion bei kleiner werdenden Losgrößen. (Bild: Melkus Mechatronic GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Herr Melkus, Ihr Unternehmen spezialisiert sich auf mechatronische Fördersysteme für die Fabrik der Zukunft. Wie entstand die Idee, ein fahrerloses Eurobox-Transportfahrzeug für Kleinteile zu entwickeln?

Andreas Melkus: Ich habe mich intensiv mit Intralogistik auseinandergesetzt und in verschiedensten Produktionshallen meine Augen offen gehalten. In jedem Fertigungsbetrieb sind unzählige Euronormbehälter im Einsatz, die aber großteils immer noch händisch durch die Gänge geschoben werden – selbst in hochmodernen Fabriken. Überall stehen dieselben 40x60cm-Kisten herum. Somit war die Idee, eine Alternative zu den Rollwagen zu kreieren, fast schon eine aufgelegte Sache. Denn eins ist sicher: Damit die Vision von Industrie 4.0 – eine Produktion, die sich adaptiv auf veränderliche Erfordernisse einstellt und so eine Massenfertigung von Individualprodukten ermöglicht – wahr werden kann, muss die Logistik innerhalb von Produktionswerken ebenfalls in die Gesamtautomation mit einbezogen werden.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was ist das Besondere an Ihrem fahrerlosen Transportsystem?

Melkus: Agumos Q40 wurde für den automatisierten Kleinteiltransport zwischen Lager und Fertigung entwickelt, um den flexiblen Materialfluss sicherzustellen. Das Fahrzeug ist für stapelbare 40x60cm Euroboxen und Nutzlasten bis zu 60kg ausgelegt. Dabei bietet es eine sehr kleine Bauform und mit LiFePo4 eine moderne Akkutechnik, die lange Betriebszeiten ohne Nachladen ermöglicht. Mit 40x40x40cm Grundfläche und einem kleinen Wenderadius kann unser freifahrendes Transportfahrzeug auch unter beengten räumlichen Verhältnissen eingesetzt werden. Die optische Spurführung lässt sich flexibel verändern. Ein wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, das Fahrwerk unabhängig vom Ladungsträger zu drehen. Auf diese Art kann sich Agumos Q40 in jede Richtung frei bewegen, ohne die Ausrichtung der Ladung im Raum zu verändern. Wir nennen diese Funktion Steady-Stay. Die Kommunikation zum mobilen Bediengerät erfolgt über Funk, die zum Leitsystem über WLAN. Hier lassen sich Transportaufträge flexibel verwalten und ganze Agumos-Flotten koordinieren.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Das klingt nach viel integrierter Intelligenz.

Melkus: Ja, es steckt sehr viel Eigenintelligenz und Hightech in unseren fahrerlosen Transporsystemen. Das komplette Steuerungssystem unseres Eurobox-Transporters kommt von Sigmatek. Ohne das disziplinübergreifende Lösungsspektrum des Automatisierungsanbieters wäre eine derart komplexe Neuentwicklung, die neben Steuerungs-, Sicherheits- und Antriebstechnik auch Kameratechnik und Kommunikation über WLAN inkludiert, nicht zu schaffen. Die Automatisierungslösung basiert auf der sehr kompakten S-Dias-Serie von Sigmatek. Für die Agumos-Fahrzeuge wurde nochmals am Formfaktor gedreht. So verfügt die für den Agumos Q40 entwickelte Steuer-CPU über ein integriertes WLAN-Modul. Dies erleichtert die Verbindung mit externen Systemen, z. B. übergeordnete Leitsysteme oder die Fernwartung. Zudem befindet sich auf dieser Steuerungsplatine auch eine sicherheitsgerichtete CPU – wir sprechen also wirklich von Steuerungstechnik im Miniaturformat.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Sigmatek GmbH & Co KG
www.sigmatek-automation.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Robotextile GmbH
Bild: Robotextile GmbH
Automatisierung von biegeschlaffen Werkstücken

Automatisierung von biegeschlaffen Werkstücken

Bei der Handhabung biegeschlaffer Werkstücke treten am Produkt Verformungen auf, die die Automatisierung seit Jahrzehnten vor ein Problem stellen. Eine weitere Herausforderung, die das prozesssichere Greifen von Stoffen bisher nahezu unmöglich macht, ist das Vereinzeln von Stofflagen voneinander. So findet die Maschinenbestückung und -entnahme in der Textilindustrie meist manuell durch eine Person statt. Diese nicht wertschöpfenden Tätigkeiten und Blindprozesse können nun durch die Greiferlösungen von Robotextile automatisiert werden.

Bild: ABB AG
Bild: ABB AG
Depalettierzelle mit AMR

Depalettierzelle mit AMR

ABB hat auf der diesjährigen Logimat die neueste Generation KI-gestützter Robotiklösungen gezeigt, darunter den autonomen mobilen Roboter Flexley Tug T702, den ersten einer ganzen Reihe von mobilen ABB-Robotern mit Visual-SLAM-Navigation.