Trendumfrage zur Gründung des Deutschen Robotik Verbands

Trendumfrage zur Gründung des Deutschen Robotik Verbands

Ein Robotik-Cluster nach dänischem Vorbild

In der aktuellen Trendumfrage hat ROBOTIK UND PRODUKTION die Gründungsmitglieder des noch jungen Deutschen Robotik Verbands (DRV) zu ihrer Motivation, den Verband zu gründen, ihren Aufgaben und Zielen befragt. Es antworteten Olaf Gehrels, Sprecher des DRV, Helmut Schmid, Vorstandsvorsitzender, und Christoph Ryll, stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Warum sind Sie als Gründungsmitglied dem noch jungen Deutschen Robotik Verband beigetreten?

Olaf Gehrels, Coboworx: Unser Ziel ist es, die Erfahrungen und das Knowhow der Mitglieder im Bereich der Anwendung von Robotern zu nutzen, um die industrielle Roboterautomatisierung – und insbesondere auch den Einsatz von Cobots – für den Endanwender einfach und bezahlbar zu machen. Damit leisten wir einen Beitrag, um ungenutzte Automatisierungspotenziale zu heben und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Mitglieder zu stärken. Die Mitglieder des Verbands profitieren vom Wissen des Expertennetzwerks und können sich intensiv mit anderen Anwendern austauschen und deren Lösungsansätze besser kennenlernen.  Das klingt vielleicht ein bisschen abstrakt, aber in der Praxis liegt die Betonung sicher auf dem Aspekt Hilfe zur Selbsthilfe mit der Rückversicherung durch die Expertise erfahrener Praktiker. Ich persönlich bin seit 1994 in der Robotikbranche unterwegs und es macht mir wahnsinnig viel Spaß mit all den jungen, agilen Firmen zusammenzuarbeiten. Ich bin der Space Cowboy mit den jungen Wilden.

„Ein langfristiges Ziel vom Deutschen Robotik Verband ist es, ein Ökosystem aus den vielen Robotik-Newcomern in Deutschland zusammenzubringen.“ Olaf Gehrels, Coboworx (Bild: Deutscher Robotik Verband e.V.)

Helmut Schmid, HS Auxsilium: Als Gründungsmitglied war es mir wichtig, an der Zielsetzung und der Kundenzielgruppe des Verbands aktiv mitzuarbeiten. Ich bin der Meinung, dass zur Standortsicherung und zur Rückverlagerung von Auslandproduktion nach Deutschland das Herz des Klein- und Mittelstandes im Bereich der Robotik weiter befähigt werden muss. Da es mittlerweile, getrieben durch innovative Startups und Hidden Champions, vielfältige ­Lösungsansätze für Lowcost-Robotik, No-Code-Robotik, Cobots und viele weitere Bereiche gibt, spielt Aufklärung eine sehr wichtige Rolle, damit diese Ansätze in der verarbeitenden Industrie auch angewandt und umgesetzt werden.

Christoph Ryll, Christoph Ryll Robotics Consulting: Mittlerweile ist das Wort Netzwerken zu einem Trendwort geworden. Jeder spricht davon, wie wichtig die Vernetzung mit Anderen ist. Dennoch habe ich während meiner Tätigkeit als Berater vieler KMU gemerkt, dass sehr vielen Unternehmen oft die Kapazitäten fehlen, um immer auf dem Laufenden zu bleiben und so zu erkennen, welches Potenzial die Robotik für sie hat. So entstand der Wunsch nach einer Plattform, wo sich die eben genannten KMU austauschen könnten, ohne Angst zu haben, nur im Schatten der großen Konzerne zu agieren. Hier erhalten sie die benötigten Informationen, Knowhow und Kontakte gebündelt, ohne lange suchen zu müssen. So lässt es sich viel effizienter arbeiten.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Aufgaben bzw. Funktionen übernimmt Ihr Unternehmen innerhalb des Verbandes?

Schmid: Im Vorstand unterstütze ich die Kollegen im Bereich der Kommunikation und des Netzwerkausbaues. Wenn Sie nach Odense, Dänemark, blicken, sehen Sie, was in einem Netzwerk alles möglich sein kann. Mann muss nur über den eigenen Tellerrand hinaus sehen und gemeinsam an einem solchen Robotik-Cluster arbeiten. Hier ist Politik, Verband und die Industrie gemeinsam gefordert, um das zu erreichen.

Helmut Schmid, Auxsilium (Bild: HS Auxsilium)

„Nur gemeinsam können
Komponentenhersteller, Entwickler, Integratoren, Bildungseinrichtungen und Endanwender die Robotik in Deutschland weiter vorantreiben.“ Helmut Schmid, Auxsilium (Bild: HS Auxsilium)

Ryll: Beim Umgang mit Robotern wird die Sicherheit von Menschen sehr großgeschrieben. Wir unterstützen unsere Mitglieder aktiv bei ihrer aktuellen Situationsanalyse. Egal ob sie Hilfe bei der Erstellung von Betriebsanleitungen, Risikobeurteilungen, bei der Verifizierung oder für die Durchführung von Kraftmessungen insbesondere bei MRK-Systemen benötigen.

Gehrels: Helmut Schmid und ich leiten den Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerk. Der Fachbereich ist die Schnittstelle des Deutschen Robotik Verbands zu den Medien, der interessierten Öffentlichkeit und erster Ansprechpartner für Journalisten und Interessenvertreter. Wir koordinieren die Veröffentlichungen des DRV, den Internetauftritt, den Auftritt in sozialen Medien und auch die übergeordneten Veranstaltungen, wie z.B. Fachmessen, und stimmen uns eng mit den Fachbereichsleitern ab, die themen- und projektbezogen jeweils im Lead sind.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Mitgliedschaft langfristig – in technologischer und in strategischer Hinsicht? Welche Vorteile erwarten Sie durch die Mitgliedschaft?

Ryll: Aus dem britischen Warnzeichen Made in Germany ist ein Markenzeichen geworden. Produkte, die aus Deutschland kommen, sollen weiterhin für hohe Qualität und hohen Innovationsgrad stehen. Aktuell kommen Innovationen oft aus Deutschland, werden aber in anderen Ländern zur Markreife gebracht und wir bedanken uns für die Grundlagenforschung. Damit das Qualitätssiegel Made in Germany nicht wieder zu einem Warnzeichen wird, müssen wir uns dafür einsetzen, dass den neuen Technologien in den KMU, also der absoluten Mehrheit der Betriebe in Deutschland, nicht mit Angst begegnet wird. Was darf, was darf nicht, aber was darf eben doch, ist so langsam ein Standardtext von mir als Berater. KMUs schauen oft auf die Automobilwelt und sehen da hocheffiziente Applikationen. Leider sehen wir eher selten Applikationen, die direkt im KMU-Bereich zum Einsatz kommen. Das ist mit ein Grund, warum viele Mittelständler Scheu vor Robotik haben. Das muss aber nicht sein.

„Wir unterstützen unsere
Mitglieder aktiv bei ihrer aktuellen Situationsanalyse, egal ob Erstellung von Betriebsanleitungen, Risiko­beurteilungen, Verifizierung oder Kraftmessungen bei MRK-Systemen.“ Christoph Ryll, Christoph Ryll Robotics Consulting (Bild: Christoph Ryll Robotics Consulting)

Gehrels: In dem von UR geschaffenen Markt sind so viele agile Unternehmen ­entstanden. Wir wollen, dass diese Firmen besser gesehen und wahrgenommen werden. Auch möchten wir diese spannenden Leute und Startups zusammenbringen. Daraus entstehen wieder völlig neue Ideen und Produkte, alles zum Nutzen der Kunden. Ein langfristiges Ziel vom Deutschen Robotik Verband ist es, ein Ökosystem aus den vielen Robotik-Newcomern in Deutschland zusammenzubringen. Vorbild dafür ist natürlich das Robotik-Cluster im dänischen Odense. Das gibt es heute in Deutschland noch nicht. Das wollen wir ändern!

Schmid: Meine Zielsetzung ist eine engere Vernetzung mit Robotikexperten und Enthusiasten. Nur gemeinsam können Komponentenhersteller, Entwickler, Integratoren, Bildungseinrichtungen und Endanwender die Robotik in Deutschland weiter vorantreiben. Hierzu ist eine Plattform zur neutralen Beratung und Unterstützung, zum Austausch von Erfahrungen, zur Kommunikation aber auch zu Applikationseinschätzungen notwendig. Am Ende geht es ums Geschäft. Die Mitglieder sollen die Möglichkeit haben, untereinander Geschäfte zu tätigen und durch den Einsatz von Robotik, die Produktivität des Unternehmens zu erhöhen und bessere Gewinne zu erzielen. (fiz)

 

https://robotikverband.de/

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Robotextile GmbH
Bild: Robotextile GmbH
Automatisierung von biegeschlaffen Werkstücken

Automatisierung von biegeschlaffen Werkstücken

Bei der Handhabung biegeschlaffer Werkstücke treten am Produkt Verformungen auf, die die Automatisierung seit Jahrzehnten vor ein Problem stellen. Eine weitere Herausforderung, die das prozesssichere Greifen von Stoffen bisher nahezu unmöglich macht, ist das Vereinzeln von Stofflagen voneinander. So findet die Maschinenbestückung und -entnahme in der Textilindustrie meist manuell durch eine Person statt. Diese nicht wertschöpfenden Tätigkeiten und Blindprozesse können nun durch die Greiferlösungen von Robotextile automatisiert werden.

Bild: ABB AG
Bild: ABB AG
Depalettierzelle mit AMR

Depalettierzelle mit AMR

ABB hat auf der diesjährigen Logimat die neueste Generation KI-gestützter Robotiklösungen gezeigt, darunter den autonomen mobilen Roboter Flexley Tug T702, den ersten einer ganzen Reihe von mobilen ABB-Robotern mit Visual-SLAM-Navigation.