Trendumfrage Zuführsysteme und Transfertechnik

Trendumfrage Zuführsysteme und Transfertechnik

Flexibilität,
Modularität, Agilität

In der aktuellen Trendumfrage hat ROBOTIK UND PRODUKTION Experten zum Thema Zuführsysteme und Transfertechnik befragt. Dabei ging es unter anderem um aktuelle Technologietrends, die Besonderheiten bei der Einbindung von Robotern sowie Konzepte zur Steuerungsintegration und Kommunikation zu anderen Anlagenteilen. Es antworteten Nick Sicher, Verkaufingenieur von Rodotec, Volker Sieber, Leiter Entwicklung von Schnaithmann und Gregory Kyd, technischer Leiter von Paro.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche aktuellen Technologietrends sehen Sie beim Thema Zuführsysteme und Transfertechnik?

Nick Sicher, Rodotec: Immer häufiger werden autonome Werkstückträgersysteme eingesetzt. Durch solche Systeme kann jedes Werkstück einzeln und direkt angesteuert und verfahren werden. Gegenüber herkömmlichen Werkstückträgersystemen bringt das einerseits Vorteile wie Flexibilität und Verkürzung der Taktzeiten mit sich, kostet jedoch auch dementsprechend mehr.

Gregory Kyd, Paro: Der aktuelle Trend nach schnelllaufenden und individuellen Montageprozessen ist zunehmend. Im Hinblick auf die Individualisierung von Produkten und die stetigen und schnelleren Produktenlebenszyklen steigen auch die Anforderungen an die Montageprozesse. Für diese Herausforderungen sind modulare und agile Konzepte maßgebend, um eine schnelle und effiziente Umsetzung zu ermöglichen. Trotzdem muss die Flexibilität durch Individualität gewahrt werden, da jede Montageanlage spezifische Prozesse und Lösungen beinhaltet.

Nick Sicher, Rodotec (Bild: Rodotec AG)

„Die enormen Möglichkeiten in der heutigen Zeit fordern auch entsprechende Flexibilität.“, Nick Sicher, Rodotec (Bild: Rodotec AG)

Volker Sieber, Schnaithmann: Zunächst einmal gewinnt kundenseitig das Thema Energieeffizienz mehr und mehr an Bedeutung. Für ursprünglich typisch pneumatische Funktionen wie Werkstückträgervereinzelung oder Aushebevorgänge werden zunehmend elektrische Lösungen gefragt sein. Ein weiterer Trend geht dahin, dass die Transferstrecken mit zusätzlichen Funktionseinheiten, wie z.B. Prüf- und Beschriftungsaggregaten, ausgestattet sein werden. Als dritten, wesentlichen Treiber sehen wir die stetig zunehmende Forderung nach maximaler Flexibilität der Transfertechnik. Zukünftig werden deshalb vermehrt Lösungen zu sehen sein, bei denen in Teilbereichen die Stetigförderersysteme mit Linearmotorsystemen kombiniert sind.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Besonderheiten sind bei der Einbindung von Industrierobotern zu beachten?

Kyd, Paro: Heutige und künftige Roboter werden immer agiler, was die schnelle und effiziente Integration und die Anforderungen an Flexibilisierung bzw. individuelle Abläufe und Funktionen betrifft. Zusätzlich steigt das Roboterportfolio. Die Vielfalt der Roboterpalette ist zugleich für die Integration eine Herausforderung, da unterschiedliche Programmierphilosophien wie auch technische Eckdaten die Individualisierung steigen lassen. Das lässt sich durch die stetige Weiterentwicklung der Programmierung vereinfachen. Zusätzlich wird immer mehr die Robotersteuerung in die SPS-Welt transferiert, sodass eine nahtlose Einbindung oder sogar die direkte Programmierung via SPS (künftig) möglich ist.

Sieber, Schnaithmann: Die Einbindung normaler Roboter ist Routine. Spannend wird es dann, wenn der Kunde auf eine Schutzeinrichtung verzichten oder gar eine MRK-Anwendung realisieren will. Dann sind mit der ISO/TS15066 gänzlich andere Sicherheitsvorschriften relevant und die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sollte einen besonderen Stellenwert einnehmen. Zunehmend gewinnt auch die intuitive Bedienbarkeit des Roboters an Bedeutung. Roboterexperten sind sowohl bei Kunden als auch bei den Systemintegratoren Mangelware und Anwender wollen einfache Roboterapplikationen selbstständig und ohne Serviceanforderung beim Systemintegrator umsetzen. Deshalb nimmt die Bedeutung graphischer Programmieroberflächen und sogenannter Low-Code-Anwendungen permanent zu.

Sicher, Rodotec: Mit dem Sigma-Transfersystem stehen alle Möglichkeiten offen, dieses in eine Zelle oder Station einzubinden. Wir liefern die Module einzeln, vormontiert oder als fertiges System. Als Hersteller können wir, nebst dem Standardsortiment, auch maßgeschneiderte Linienführungen und somit alle möglichen Längen und Kurven anbieten. Durch unsere stets weiterentwickelten Zentriermodule, können auch genaueste Positionen zur Übergabe oder Bearbeitung durch Roboter gewährleistet werden.

 (Bild: Paro AG)

„Modulare und agile Konzepte sind maßgebend, um eine schnelle und effiziente Umsetzung zu ermöglichen.“, Gregory Kyd, Paro (Bild: Paro AG)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Konzepte bieten Sie in Bezug auf Steuerungsintegration und Kommunikation zu anderen Anlagenteilen, z.B. zu Robotern oder CNC-Maschinen?

Sieber, Schnaithmann: Bei diesen Themen sind die geforderten Lösungen oftmals bereits durch den Kunden oder andere Rahmenbedingungen vorgegeben. Hier wird von Systemintegratoren zum einen Flexibilität erwartet und andererseits die Beherrschung gängiger Technik vorausgesetzt. Aus Gründen der zumeist erforderlichen Echtzeitfähigkeit, ist Profinet nach wie vor ein Platzhirsch in der Automation, kommuniziert wird über entsprechende Protokolle. OPC-UA spielt beim Datenaustausch aus unserer Sicht bis jetzt eine eher untergeordnete Rolle, dagegen erfreut sich IO-Link zunehmender Beliebtheit. Für die Integration von Robotern fragen zwischenzeitlich einige Kunden die Programmierung über das TIA Portal nach.

Sicher, Rodotec: Da wir auch im Sondermaschinenbau tätig sind, kennen wir die Schnittstellen und Bedürfnisse unserer Kunden in dieser Hinsicht. Deshalb bietet Rodotec eine einfache Standardlösung an, die nach Kundenwunsch und Bedarf weiter ausgebaut werden kann. Die enormen Möglichkeiten in der heutigen Zeit fordern auch entsprechende Flexibilität, weshalb wir uns in diesem Bereich nicht zu sehr festsetzen möchten und unseren Kunden damit fast alle Möglichkeiten offen lassen.

Volker Sieber, Schnaithmann (Bild: Schnaithmann Maschinenbau GmbH)

„Die Bedeutung graphischer Programmieroberflächen und sogenannter Low-Code-Anwendungen nehmen permanent zu.“, Volker Sieber, Schnaithmann (Bild: Schnaithmann Maschinenbau GmbH)

Kyd, Paro: Paro baut Maschinen und Anlagen für die jeweiligen spezifischen Montageprozesse im mittleren wie auch schnelllaufenden Leistungsbereich. Dabei werden im Schnitt über 50 Prozent der Funktionalität nach Kundenanforderung entwickelt. zum Beispiel wurde das Paromat-Transfersystem mit einer linearen modularen Transfereinheit aufgerüstet. Das System ermöglicht es, Transportwagen oder Träger individuell und flexibel innerhalb einer Strecke zu positionieren oder zu bewegen. Neben dem modularen Transfersystem ist für die flexible Montageanlage auch das dazugehörige Zuführsystem maßgebend. Durch die spezifische wie auch die modulare Integration von unterschiedlichen Zuführsystemen, kann individuell gemäß den Anforderungen die Zuführung ausgelegt werden. Des Weiteren bietet Paro, neben der Integration von unterschiedlichen Systemen wie auch Fremdgeräten, die Auswertung der angesammelten Daten an. (fiz)

TeDo Verlag GmbH
robotik-produktion.de

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