FTS be- und entladen vier Schweißroboterzellen

Mannlose Nachtschicht

Wenn die Mitarbeiter von Meijer Metal in dem niederländischen Sint Jacobiparochie morgens ihren Arbeitstag beginnen, haben die Schweißroboter die ganze Nacht hindurch produziert. Vier Schweißroboterzellen werden rund um die Uhr unbemannt von fahrerlosen Transportsystemen be- und entladen. Auf diese Weise baut das Unternehmen eine Fabrik der Zukunft, in der ein Großteil des Handlings automatisiert sein wird.
Die Firma Meijer Metal hat das Be- und Entladen ihrer Roboterschweißzellen mit fahrerlosen Transportsystemen automatisiert.
Die Firma Meijer Metal hat das Be- und Entladen ihrer Roboterschweißzellen mit fahrerlosen Transportsystemen automatisiert.Bild: Valk Welding B.V.

Meijer Metal gehört zu den größeren Anbietern von Metallprodukten in den Niederlanden und beschäftigt rund 175 Mitarbeiter. „Unser Ziel ist es nicht, der größte zu sein, sondern derjenige, der Produkte mit hoher Qualität und hoher Liefertreue zu einem wettbewerbsfähigen Preis liefern kann. Aufgrund unserer Größe können wir unsere Kunden auf breiter Basis bedienen und mit ihnen wachsen.“ erklärt Reinder Hoekstra, COO von Meijer Metal und Meijer Handling Solutions.

Vier Schweißroboter und vier FTS arbeiten 
24 Stunden am Tag unbemannt.
Vier Schweißroboter und vier FTS arbeiten 24 Stunden am Tag unbemannt.Bild: Valk Welding B.V.

Flexible Automation der Schweißproduktion

Hoekstra weiter: „In unserer Vorstellung von der Fabrik der Zukunft haben wir der Schweißabteilung Priorität eingeräumt, weil wir hier einen großen Mehrwert schaffen können und der Ersatzbedarf am größten war. Neue Schweißroboter steigern zwar die Effizienz, aber es muss immer noch ein Bediener anwesend sein, um den Roboter zu beladen. Wir wollten noch einen Schritt weiter gehen und auch den logistischen Teil mit fahrerlosen Transportsystemen automatisieren. Außerdem wollten wir die Schichten abschaffen, sodass unsere Mitarbeiter nur noch tagsüber arbeiten können. Wir haben uns angeschaut, wie es in der Automobilbranche gehandhabt wird, aber das ist für uns zu unflexibel. Wir wollen in der Lage sein, alle Produkte zusammen und auch in unterschiedlichen Seriengrößen zu schweißen.“

Mit Quick Touch Sensing sucht der Roboter, wo das Produkt liegt, tastet die Längen- und Breitenmaße ab und prüft, ob das 
Produkt in die Bandbreite des Programms passt.
Mit Quick Touch Sensing sucht der Roboter, wo das Produkt liegt, tastet die Längen- und Breitenmaße ab und prüft, ob das Produkt in die Bandbreite des Programms passt.Bild: Valk Welding B.V.

Schweißroboter, FTS und Lager

„Für das Konzept, das uns vorschwebte, haben wir uns an mehrere Parteien gewandt. Kuunders für die FTS und Valk Welding für die Schweißroboter kamen in Frage. Beide haben schon früher zusammengearbeitet und zeigten sich bereit, mit uns eine Lösung auszuarbeiten. Außerdem sind beide Lieferanten in der Entwicklung ihrer Software weit fortgeschritten, sodass sie den Robotern das richtige Programm zusammen mit den zu schweißenden Produkten anbieten können. Wir selbst haben uns um die Kommunikation zwischen ERP und TMS (dem Transportmanagementsystem von Kuunders) gekümmert, in dem festgelegt ist, was wo mit welcher Priorität geschweißt werden muss. Valk Welding hat die Software-Tools geliefert, mit denen wir die Schweißprogramme erstellen (DTPS), sie automatisch suchen und skalieren können (QPT), sowie die Shop Floor Control Software (SFC).“

Keine Handarbeit mehr an den Schweißrobotern

Tagsüber werden die Teile geheftet, aufgespannt und in einem Lagerturm abgelegt. Rund um die Uhr holen FTS Produkte aus dem Turm. Diese sind mit einem Produktträger ausgestattet und fahren sie zu einem der verfügbaren Schweißroboter und legen den Produktträger mit den Teilen in der Arbeitsstation ab. Der Roboter schweißt dann die Teile. Während ein FTS die geschweißten Teile aus dem Schweißroboter entnimmt, bringt ein anderes FTS bereits den nächsten Tisch mit vorverschweißten Teilen. Auf diese Weise arbeiten vier Schweißroboter und vier FTS 24 Stunden am Tag unbemannt.

Intelligenter Roboter

Mit Quick Touch Sensing (Suchen mit dem Schweißdraht) sucht der Roboter, wo das Produkt liegt, tastet die Längen- und Breitenmaße ab und prüft, ob das Produkt in die Bandbreite des Programms passt und ob die Vorrichtungen geschlossen sind. „Auf diese Weise schweißen wir parametrisch und kontrollieren alles, indem wir die Intelligenz des Roboters nutzen, und wir brauchen keine teuren Vorrichtungen“, erklärt Hoekstra.

Redundanz muss stimmen

Von Anfang an stellte der COO die Anforderung, dass die Produktion nicht zum Stillstand kommen sollte, wenn ein Glied ausfällt. „Sobald das passiert, muss der Rest weiterarbeiten können. Es ist daher wichtig, dass die Redundanz stimmt. Wenn ein Schweißroboter ausfällt, übernehmen die anderen Schweißroboter die Arbeit. Wir haben deshalb in das zusätzliche Vorhandensein funktional vergleichbarer Ressourcen investiert.“

„Durch die Automatisierung konnten wir keine Vollzeitstellen einsparen, aber wir konnten mehr Arbeit mit der gleichen Anzahl von Mitarbeitern erledigen. Die Herausforderung besteht darin, Angebot und Nachfrage beim Vorwärmen im Gleichgewicht zu halten. Es ist immer noch ein Rätsel, wie viele Mitarbeiter man einsetzen muss, um eine ausreichende Anzahl von Teilen zu heften und in den Lagertürmen bereitzuhalten. Nachdem wir unsere Idee in der Schweißabteilung umgesetzt haben, wollen wir sie nun auch auf die Bearbeitung und das Biegen ausweiten.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Igus GmbH
Bild: Igus GmbH
Auf dem Weg zum Leuchtturm

Auf dem Weg zum Leuchtturm

Die Idee, ein Fahrerloses Transportsystem mit einem Leichtbauroboter zu kombinieren, ist beileibe nicht neu. Entsprechende Lösungen werden auch bereits als marktreif vorgestellt. Neu ist hingegen, das Ganze auf Lowcost-Level umzusetzen. Diesen Plan hegt Igus – und wieder einmal sind dessen Dimensionen ziemlich groß, wie der Robotik-Verantwortliche, Alexander Mühlens, im Gespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION verrät.

Bild: Igus GmbH
Bild: Igus GmbH
Machine Planner von RBTX: Kostengünstige Roboterlösungen in wenigen Minuten zusammenstellen

Machine Planner von RBTX: Kostengünstige Roboterlösungen in wenigen Minuten zusammenstellen

Getrieben durch Arbeitskräftemangel und steigenden Wettbewerbsdruck sind auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) am Thema Automation interessiert. Doch häufig steht die Frage im Raum: Wo fange ich überhaupt an? Die Investitionskosten scheinen hoch und die Integration komplex. Hier soll der Machine Planner auf dem Robotikmarktplatz RBTX Abhilfe schaffen.

Bild: Fraunhofer-Institut IFAM
Bild: Fraunhofer-Institut IFAM
Positioniergenauigkeit egal

Positioniergenauigkeit egal

Für die Qualitätskontrolle von additiv gefertigten (3D-gedruckten) Metallbauteilen hat das Fraunhofer IFAM eine Messstation entwickelt, die aus einem Leichtbauroboter, einem Inline-Sensor (Streulicht) und einem 3D-Sensor (3D-Flächenscanner) besteht. Mithilfe des 3D-Sensors ließ sich erfolgreich die Position der Bauteile bestimmen, woraufhin der Roboterpfad an Verschiebungen und Drehungen angepasst werden konnte. Anschließend konnte mit dem Inline-Sensor dann positionsunabhängig die Rauheit als Qualitätsmerkmal der Bauteile bestimmt werden.