
Das Unternehmen IBK IngenieurConsult ist ein Familienbetrieb, der 1976 gegründet wurde und heute in der zweiten Generation geführt wird. Die Standorte finden sich im Norden Deutschlands, in Hannover Langenhagen, Wolfsburg und Emden. Das Unternehmen beschäftigt sich in erster Linie mit der Planung, Konstruktion und Simulation von Anlagen, baut aber auch Automatisierungsanlagen mit Robotern selbst.

Neuausrichtung und Alleinstellungsmerkmale
Seinen Ursprung hat das Unternehmen in der Automotive-Industrie mit Großkunden, wie VW und Audi, Magna oder Conti. Seit einiger Zeit richtet sich IBK aber auch auf den Mittelstand aus und entwickelt für dieses Marktsegment mehrheitlich individualisierte, spezialisierte Anlagen. Um sich von preislich günstigeren Anbietern, z.B. aus dem asiatischen Raum, abzuheben, definiert die IBK ihre Alleinstellungsmerkmale vor allem im Bereich der Zertifizierung, Beratung und der technischen Dokumentation. Die Kernkompetenz liegt dabei vor allem in der Konzeption und Konstruktion von Sondermaschinen. Zum Planungsumfang gehören immer auch die SPS- und die Roboterprogrammierung. IBK übernimmt die Planung und das Engineering, die Offline-Programmierung und die technische Dokumentation von der kleinen spezialisierten Anlage bis zum kompletten Robotergarten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Greenfield- oder Brownfield-Anlage.
Unterstützung für den Mittelstand
Durch die Ausrichtung auf den Mittelstand sieht sich das Unternehmen sehr spezifischen Herausforderungen gegenübergestellt. Hier geht es zunächst darum, Prozesse zu hinterfragen und anzupassen. Wie sich Anwendungen prozesssicherer und moderner umsetzen lassen, ist ebenfalls eine häufige Fragestellung. IBK bietet KMU eine ausführliche Beratung zur Prozessoptimierung und Möglichkeiten zum Produktions-Screening, um der Betriebsblindheit, die oftmals vorherrscht, entgegenzuwirken. Dabei muss häufig Überzeugungsarbeit geleistet werden. Viele kleinere Betriebe haben keine eigene Planungsabteilung und müssen für die Umsetzung neuer Strukturen z.B. erst mal ein passendes Zeitfenster erarbeiten. „Für die Beratung gibt es kein Kochrezept. Da tickt jeder anders. Aber die Bereitschaft unserer Kunden im Mittelstand zu automatisieren, wächst. Ein großer Treiber sind hier natürlich der Fachkräftemangel, aber auch die Erhöhung der Arbeitsplatzattraktivität und damit die Verbesserung des Recruitings“, beschreibt Christian Torp, technischer Leiter bei IBK, seine Herangehensweise. „Meist ist Automatisierung eine gute Lösung, um langweilige, sich wiederholende Tätigkeiten langfristig auszufüllen“, so Torp. „Wichtig ist auch, dass gerade kleine Unternehmen im Mittelstand nicht mit einer hochkomplizierten Anwendung in die Automatisierung starten.“
Fehlende Zertifizierung
IBK beschäftigt sich in der Anlagenplanung und -konzeption derzeit verstärkt mit dem Thema Leichtbaurobotik. Hier tut sich eine weitere Herausforderung für KMU auf: Viele Integratoren bieten ihren Kunden schlichtweg keine CE-Zertifizierung für Cobot-Lösungen an. Dann darf der Kunde die Anwendung offiziell gar nicht betreiben. Manche Unternehmen verkaufen auch nur die Einzelkomponenten einer Anwendung und sind dann für die Gesamtapplikation nicht verantwortlich. Der alleingelassene Kunde ist häufig enttäuscht und lässt die Automatisierung wieder fallen. Alle Gesamtlösungen, die IBK anbietet, wie z.B. Palettier- oder Bin-Picking-Lösungen, sind hingegen immer inklusive CE-Zertifizierung.
IBK stützt sich mittlerweile auf ein großes Partnernetzwerk mit Zertifizierungsexperten, Komponentenlieferanten und Roboterherstellern vom Startup bis zum Großkonzern. Das Partnernetzwerk hilft auch dabei, die vielen Branchen, wie Metall, Lebensmittelindustrie oder Kunststoff, abzudecken. Zur Firmenphilosophie gehört es, Schnittstellen und Synergien zu finden. Außerdem setzt das Unternehmen auf Qualität statt Quantität, um maßgeschneiderte, ganzheitliche Lösungen inklusive Zertifizierung anzubieten. „Es ist nicht unser Ziel, allein auf Masse zu setzen und z.B. Hunderte Cobot-Palettierlösungen zu verkaufen. Mit einer individuell fertiggestellten Lösung können wir viel besser Aufmerksamkeit bei den Firmen erregen, die bisher noch nicht oder kaum in Automatisierung investiert haben“, so Roman Kurowiak, Geschäftsführer der IBK, über die Firmenphilosophie.
Webshop für Cobots
Das neuste Angebot im IBK-Portfolio ist der eigene digitale Cobot-Shop rund um das Thema Leichtbaurobotik unter www.cobot-shop.info. Interessenten können dort stöbern, sich verschiedene Möglichkeiten anschauen und dann eine gezielte Anfrage starten. Wichtig ist dem Anbieter dabei Transparenz in Bezug auf Optionen und Preise. Das Spektrum des Shops umfasst sowohl Komplettapplikationen als auch Kompenenten oder einzelne Roboter. Die Oberfläche des Webshops wurde übersichtlich und intuitiv bedienbar gestaltet. Die Produkte sind standardisiert, eine Individualisierung ist im zweiten Schritt aber immer möglich.
Hauseigenes Testlabor
Im IBK InnovationsLabor sind spezifische Applikationstests möglich. Skeptische Kunden lassen sich leichter überzeugen, wenn sie sehen, dass die eigenen Teile auf der geplanten Anlage tatsächlich verarbeitbar sind. Das Labor steht Kunden und Partnerfirmen gleichermaßen offen. Neue Roboter und Komponenten, die Eingang in das IBK-Portfolio und den Web-Shop finden sollen, werden hier vorab geprüft. Die Prüfung der Prozessschritte im Labor ist in den meisten Fällen wesentlich anschaulicher als eine Simulation oder ein Beispielvideo. „Hier zeigt sich live, ob das Zusammenspiel der einzelnen Applikationskomponenten tatsächlich funktioniert – oder auch nicht“, so Torp.
Automatisiersbeispiele aus dem Mittelstand
Für die Firma Esotec hat IBK eine Automatisierungslösung für die hauseigene Logistik entwickelt. Hier werden mit einem Yaskawa-Roboter unterschiedliche Pakete aus dem Lagersystem der Firma Storojet abgenommen. Mittels Roboception-Kamera wird dabei die Paketlage erkannt und die Koordinaten an den Roboter übergeben. Über die Datenanbindung an die Lagerlogistik wird der entsprechende Sauggreifer der Firma Schmalz ausgewählt. Das Paket wird aus dem Warenträger entnommen und auf die Rollenbahn definiert abgelegt.
Für Biocare entwickelte IBK eine automatisierte Anlage, in der ein Leichtbauroboter von Kassow Robots Trägerpappen in eine Vorrichtung legt, die dort per Laser perforiert werden. Die Mitarbeiter von Biocare stellen dem Roboter dafür Wagen mit ungelaserten Pappen bereit, die der Roboter dann Stück für Stück lasert und anschließend auf einem leeren Wagen wieder abstapelt, der von den Mitarbeitern entnommen werden kann. Die gelaserten Pappen dienen später als Brutstätte für Schlupfwespen, die als biologische Abwehr gegen den Schädling Maiszünsler fungieren.
Mehr zur Automatisierung dieses zuvor rein händisch ausgeführten Prozesses gibt es in einer der nächsten Ausgaben von ROBOTIK UND PRODUKTION.