Automation nach Maß

Mehr Leistung im KI-gestützten Automatiklager

Automation nach Maß

Für das neue Produktionslager von Danfoss Power Electronics im dänischen Tinglev lieferte Still eine perfekt aufeinander abgestimmte Kombination aus je drei automatisierten Serien-Flurförderzeugen vom Typ MX-X und EXV inklusive der Installation aller Systemkomponenten. Via Cloud und einem smarten Analyse-Tool lassen sich Verbesserungen im laufenden Prozess durchführen. Ein Umgebungswarnsystem schützt Mitarbeitende vor herannahenden Fahrzeugen.

Die automatisierten Flurförderzeuge vom Typ EXV navigieren mit rotierenden Laserscannern. (Bild: Still GmbH)

Das neue Lager ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Zum einen in ein Schmalganglager für den voll automatisierten Betrieb und zum anderen in einen halbautomatischen Lagerbereich. Schmale Gassen für die eingesetzten Flurförderzeuge vom Typ MX-X treffen dort auf breitere Gänge, wo manuell kommissioniert wird. „Das Ziel war eine Kapazitätserweiterung durch Zusammenlegung der Lager mit einer automatischen Lagerhaltung“, erklärt Martin Rosengreen Jessen, Danfoss Production Supervisor. „Hohe Flexibilität bietet uns dabei das iGo-Konzept von Still mit automatisierten Flurförderzeugen. Mit dem Full-Service-Leasing behalten wir zudem die Lagerhaltungskosten für die nächsten sechs Jahre immer im Blick.“


Effizientes Warehousing


Durch das neue Automatiklager sind an fünf Tagen in der Woche die täglichen Lkw-Lieferungen zur Produktion im nahegelegenen Gråsten alle drei Stunden sichergestellt. „Die Zeitersparnis ist enorm. Einmal wegen der zentralen Lagerhaltung, vor allem jedoch durch die Automatisierung unseres Produktionslagers“, betont Rosengreen Jessen. Mit der Umstellung der Fertigung auf neue Produktserien werden sich zukünftig die Anforderungen im Lager Tinglev ändern. Artikel auf angelieferten Vollpaletten werden später auch wieder auf Vollpaletten ausgeliefert. „In naher Zukunft werden wir mehr automatisiert kommissionieren“, ist Henrik Rosendahl Laursen, Warehouse & Distribution Consultant von Danfoss Distribution Services, sicher. „Unser neues Lager ist darauf gut vorbereitet, denn bei der Planung haben wir auf die Skalierbarkeit des Lagers geachtet. So können wir in den breiteren Gängen, wo die Fertigungsteile gegenwärtig noch manuell auf Paletten zusammengestellt werden, weitere Regale für die automatische Kommissionierung installieren.“ Der Projektleiter von Still Danmark, Ole Lambrecht, fügt an: „Auf steigende Kapazitätsanforderungen können wir mit weiteren AGVs schnell und flexibel reagieren.“

Die Heatmap für die letzten 30 Tage: In einem Hotspot wird der Fehlerstatus einer wiederkehrenden Störung angezeigt. Die iGo insights Grafik zeigt, wie groß die maximale und mittlere Reaktionszeit im System war, um eine Fahrzeugblockade zu beseitigen. Durch Überwachung der Reaktionszeiten wird sichergestellt, dass die Fertigungsteile das Lager rechtzeitig verlassen. (Bild: Still GmbH)

Bedarfsgerechte Automatisierung

Für die durchgängige Automatisierung des Materialflusses werden Serien-Flurförderzeuge mit dem Automatisierungskit iGo Systems ausgestattet. Durch identische Komponenten, Steuerungen und Interfaces entsteht in kurzer Zeit ein leistungsfähiges AGV. Folgende Komponenten werden dabei installiert:

  • Laserscanner zur Navigation
  • Automatisierungsbox für die Steuerungseinheit, die die Fahraufträge aus dem Leitsystem empfängt
  • Kontrollleuchten für die Anzeige von Fahrzeugbewegungen
  • Sicherheitslaserscanner für 360°-Fahrzeugüberwachung und Personenschutz
  • Benutzerschnittstelle mit Bildschirm bzw. Touchscreen
  • Notaus-Taster am Hubmast und Bildschirm


Zur präzisen Palettenerkennung wurde eine passende Sensorik jeweils an den Gabeln der AGVs verbaut. Für das sichere und selbstständige Bewegen der Fahrzeuge sind verschiedene Navigationskonzepte aufeinander abgestimmt. In den Gassen sind die MX-X induktiv geführt. Außerhalb navigieren alle AGVs mit Laserscannern, die ständig die Abstände zu installierten Reflektoren vermessen.


Planung und Konzeption

Die iGo-Systeme von Still erlauben einen durchgängig automatisierten Materialfluss mit automatisierten Serienfahrzeugen. „Durch die Auswahl aufeinander abgestimmter Lösungen haben wir die Automatisierung bei Danfoss bedarfsgerecht analysiert, geplant und umgesetzt“, hebt Ole Lambrecht hervor. Nach ersten Gesprächen und der Auftragsvergabe erfolgte die Installation. Wurden im Grundriss des ersten Lagerentwurfs noch 50 Kreuzungen zwischen AGVs und Mitarbeitenden eingeplant, konnte diese Zahl in der Planungsphase auf nur noch fünf Kreuzungen reduziert werden. Durch die Skalierbarkeit kann das Automatiklager in Tinglev auf Umschlagspitzen flexibel reagieren.

Smartes Analyse-Tool

Gesteuert und überwacht werden die AGVs von einem Transport- und Verkehrsleitsystem. Aufträge für die Flurförderzeuge werden vom Warehouse Management System im SAP-Host erzeugt und an das Leitsystem übergeben. Rund um die Uhr wird dabei eine große Menge an nützlichen Daten erzeugt, mit denen eine gründliche Analyse des Automatiklagers sowie der Prozesse aus einem übergeordneten Blickwinkel in der Microsoft Cloud durchgeführt wird. Mit iGo Insights bietet Still ein Auswertung-Tool, das aus der Fülle der gesammelten Prozessinformationen in der Cloud Zusammenhänge filtert und konkrete Handlungsempfehlungen ableitet.

Das smarte Tool nutzt das Prinzip des maschinellen Lernens, um die Performance des Systems zu verbessern. Alle Daten, die das Leitsystem über einen langen Zeitraum gesammelt hat, werden zur Auswertung in die Cloud geladen und sind über das verschlüsselte Webportal online jederzeit abrufbar. Eine lokale Infrastruktur oder Hardware wird also nicht benötigt. Die KI-gestützte Software erkennt im Datenverlauf Strukturen, berechnet Wahrscheinlichkeiten und ermöglicht proaktives Handeln, z.B. bei der Terminierung von Wartungen oder Reparaturen. Zur Kontrolle dienen auch die Kennzahlen zu Reaktionszeiten, Verkehrsdichte, Auslastung und Ausfallzeiten. Vorausschauend gibt es tägliche Informationen zu Trends und Normabweichungen. Abrufbar ist iGo Insights auf allen Web-Oberflächen für Desktops und mobile Endgeräten. Damit ist auch der Zugriff auf mehrere Standorte möglich.

Servicekonzept und Warnsystem

Alle Fahrzeugbewegungen werden von iGo Insights zur Identifizierung von Leistungsengpässen in Heatmaps aufgezeichnet. Eine Playback-Funktion ermöglicht dabei eine exakte Fehlerbestimmung durch Rückschau auf das Fahrzeug- und Systemverhalten. „Per Fernwartung können Systemfehler unmittelbar behoben werden. Bei Störungen an den AGVs reagiert unser Service innerhalb einer Stunde“, versichert Ole Lambrecht. „Fehlercodes der Störungen werden auf den Displays der AGVs angezeigt, vom Service ausgelesen und unmittelbar behoben. Eine Werkstatt ist damit vor Ort nicht notwendig. Effektiv werden so weitere Kosten eingespart.“

Das Umgebungswarnsystem ELOshield besteht aus Komponenten, die funkbasiert miteinander kommunizieren. Begegnet ein Fahrzeug einer Person, so erkennt das stationäre Modul das sich nähernde Fahrzeug. Es erfolgt ein optisches und akustisches Signal. Im Gefahrenfall wird das Fahrzeug sogar verlangsamt. Automatisiert wird also jedem Stapler eine Tempoanpassung in den Gängen zugewiesen. Gänge, in denen kommissioniert wird, sind für die AGVs gesperrt. „Während des laufenden Lagerbetriebs konnten wir mit manuell geführten MX-X die Regale, Gasse für Gasse, für den automatischen Betrieb einrichten“, blickt Jessen zurück. „Eine erste Analyse ergab eine Kosteneinsparung von rund 20 Prozent.“ Aufgrund dieses Potenzials baut Dandoss in Rødekro gegenwärtig ein weiteres Distributionszentrum mit derselben Technik von Still.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Robotertage in Dresden

Robotertage in Dresden

Die diesjährigen Robotertage Dresden fanden vom 24. bis zum 25. März statt, mit dabei neben 25 Teams der First Lego League Challenge Roboterhersteller, wie ABB und Fanuc, Integratoren, wie Jugard+Künstner oder Beas Technology, außerdem Wandelbots, die United Robotics Group sowie Hochschulen und Verbände, wie die Handwerkskammer Dresden, das Ceti oder die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.

Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB
Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB
Kolumne Robotik, Recht, Risiko: Die Knowhow-Inventur

Kolumne Robotik, Recht, Risiko: Die Knowhow-Inventur

Vom Fließband bis zum Code des Fertigungsroboters, überall in Produktion und Betrieb finden sich Gegenstände, in denen sich das Knowhow des Unternehmens spiegelt. Ein Schutz dieser Gegenstände tut not. Die hierzu verfügbaren Instrumente divergieren allerdings je nach Gegenstand und allzu oft setzt ein bestimmter Schutz zudem eigenes Tätigwerden voraus. Versäumnisse hierbei offenbaren sich leider mitunter erst, wenn das Unternehmen im Ernstfall keinen angemessenen Schutz für eines seiner immateriellen Güter beanspruchen kann. Damit es dazu nicht kommt, lohnt ein Blick auf das geistige Eigentum.

Bild: Surplex GmbH
Bild: Surplex GmbH
5 Trends im Blick

5 Trends im Blick

Wachstumsrate 31 Prozent: 2021 wurden mehr Industrieroboter neu installiert als jemals zuvor. Die Gründe hierfür sind die Digitalisierung, der Fachkräftemangel und günstigere Robotereinheiten. So ist die Technik mittlerweile auch für KMUs interessant. Das belegen fünf aktuelle Trends.

Bild: VMT Vision Machine Technic Bildverarbeitungssysteme GmbH
Bild: VMT Vision Machine Technic Bildverarbeitungssysteme GmbH
3D-Roboterführung durch intelligente Behälterprüfung

3D-Roboterführung durch intelligente Behälterprüfung

Mit dem Ziel, die Uptime von Presslinien bei einem Automobilhersteller zu erhöhen, hat VMT mit FrameSense ein neuartiges 3D-Messsystem für die Prüfung von Stapelbehältern und das automatische Einstapeln von Fertigteilen per Roboter entwickelt. Mit hochauflösenden 3D-Sensoren der Sensorfamilie DeepScan sowie smarten Aggregations- und Auswertealgorithmen der Softwareplattform Multi Sensor System (MSS) werden Abweichungen in Form und Geometrie, die jeweiligen Freiheitsgrade hinsichtlich Position und Orientierung, der Zustand von Anbauteilen und Verriegelungen sowie das Vorhandensein von Störkanten und -konturen vermessen.

Bild: Kuka Deutschland GmbH
Bild: Kuka Deutschland GmbH
Alles im Blick

Alles im Blick

Die Softwareplattform Kuka iiQoT liefert wichtige Zustandsdaten für die gesamte Roboterflotte in Echtzeit. Die Software ist als Cloudlösung erhältlich und soll die Fernüberwachung von Robotersystemen effizienter machen. Das eröffnet gleichzeitig neues Potenzial für die Fehlerbehebung und Zustandsüberwachung. Allerdings gibt es immer noch Firmen, die Bedenken haben, ihre Daten hierfür zur Verfügung zu stellen.

Bild: ©Victoria/fotolia.com / Sigmatek GmbH & Co KG
Bild: ©Victoria/fotolia.com / Sigmatek GmbH & Co KG
Traffic Control und SLAM

Traffic Control und SLAM

Hardware-unabhängige Echtzeit-Software für die Intralogistik zeigt Sigmatek auf der Logimat 2023: Das Traffic Control System ermöglicht die Integration fahrerloser Transportfahrzeuge und autonomer mobiler Roboter unabhängig von deren Fabrikaten. Die Software SlamLoc soll die die Art und Weise verbessern, wie AMR und FTF bei konturbasierter Navigation mit Veränderungen ihrer Umgebung umgehen.