Lagerautomatisierung auf neuem Level

Automatisierte Flurförderzeuge haben ihre Stärken dort, wo wiederkehrende Transporte mit standardisierten Übergabestationen und homogenen Ladungsträgern gefordert sind. Ein gutes Anwendungsbeispiel ist die Erweiterung des automatisierten Lagers der Hase Safety Group: Dort werden automatisierte Fahrzeuge von Still eingesetzt.
Zum Laden der Batterien fahren die FTS selbstständig zu ihren Ladestationen - der Ladeprozess selbst erfolgt lediglich per Bodenkontakt.
Zum Laden der Batterien fahren die FTS selbstständig zu ihren Ladestationen – der Ladeprozess selbst erfolgt lediglich per Bodenkontakt.Gerd Knehr/Still GmbH

In der 80-jährigen Firmengeschichte bildet die Herstellung von Arbeitssicherheitsbekleidung das Kerngeschäft der Hase Safety Group im friesischen Jever. Im kürzlich fertiggestellten Erweiterungsbau sind neben einem Kunden- und Schulungszentrum sowie einem Showroom auch zusätzliche Logistikflächen untergebracht. „Nur so können wir den wachsenden Bedarf für neue Produkte decken“, unterstreicht Theodor Wagner, Vorstand der Hase Safety Group. „Mehr Warenumschlag für unser europaweites Kundengeschäft erfordert auch mehr Lagerkapazität sowie eine effiziente und wirtschaftliche Lagerhaltung.“

Die drei automatisierten Schmalgangstapler kombinieren hohe Leistung und Anwenderfreundlichkeit.
Die drei automatisierten Schmalgangstapler kombinieren hohe Leistung und Anwenderfreundlichkeit. Gerd Knehr/Still GmbH

Mehr Produktivität durch mehr Automatisierung

Die verschiedenen Artikel sind in Kartons verpackt und sortenrein auf Paletten nach der ABC-Analyse im Schmalganglager eingelagert. Alle fahrerlosen Transportsysteme navigieren mit rotierenden Laserscannern, die ständig die Abstände zu den installierten Reflektoren messen. Drei Schmalgangstapler vom Typ MX-X und vier EXV-SF-Hochhubwagen wurden mit dem iGo-Systems-Automatisierungskit von Still ausgestattet. Durch standardisierte Komponenten, Steuerungen und Interfaces werden die Stapler zu FTS.

Im Wareneingang werden die Kartons mit neuen Artikeln per Teleskopförderband aus Überseecontainern geholt. Die Mitarbeiter der Logistik stellen die Kartons daraufhin mithilfe von Vakuumhebehilfen sortenrein auf Paletten zusammen und verteilen diese auf die Wareneingangsplätze. Durch manuelles Scannen, sowohl der Stellplätze als auch der Artikel, werden im IT-System die automatisierten Einlagerungen ausgelöst. „Gemeinsam mit Still haben wir die Prozesse im Wareneingang weitgehend automatisiert“, erzählt Projekt- und IT-Leiter Maximilian Engels. „Zur besseren Performance tragen mit den neuen FTS auch die neu programmierten Fahrkurse bei.“

Bei einer automatischen Einlagerung holen im Wareneingang die automatisierten Hochhubwagen die sortenreinen Paletten ab und fahren sie zur Kontourenkontrolle. Bei Erfolg werden sie von den EXV zum Schmalganglager transportiert und dort durch Hochregalstapler in den zugewiesenen Stellplätzen eingelagert. Bei einer Auslagerung transportiert umgekehrt ein MX-X eine entsprechende Palette zum Übergabeplatz. Diese wird wiederum vom EXV abgeholt und entweder zum Übergaberegal des manuellen Kommissionierlagers oder direkt zu den Versandspuren der Lkw transportiert. Sind die Ein- bzw. Auslagerungen erledigt, fahren die FTS für den nächsten Auftrag automatisch in ihre Wartepositionen.

„Eine Folge der verbesserten Fahrkurse ist eine geringere Anzahl an Transportaufträgen und damit verbunden weniger Bewegung der FTS. Dadurch hat sich auch die Sicherheit im Lager deutlich verbessert. Trotz der Corona-Pandemie konnten wir infolge der engen Zusammenarbeit unseres Teams mit den Projektverantwortlichen von Still die Soft- und Hardware unseres Automatiklagers erfolgreich reorganisieren. Für die zukünftigen Herausforderungen sind wir also gut gewappnet“, resümiert Engels.

Im automatisierten Lager von Hase werden Workwear-Artikel europaweit, zeitgerecht und zeitnah ausgeliefert.
Im automatisierten Lager von Hase werden Workwear-Artikel europaweit, zeitgerecht und zeitnah ausgeliefert. Gerd Knehr/Still GmbH

Service unmittelbar vor Ort

Still hat ein breites Netzwerk von Servicetechnikern im In- und Ausland aufgebaut. Falls bei einem FTS eine Störung auftritt oder eine Wartung durchgeführt werden muss, sind Servicetechniker also schnell vor Ort. Die Techniker sind speziell für die automatisierten Produkte geschult.

Die moderne Photovoltaik-Anlage auf der über 10.000m² großen Dachfläche liefert Strom zum Aufladen der Staplerbatterien. Zum Laden der Batterien fahren die FTS selbstständig zu ihren Ladestationen. Ohne ein Kabel anschließen zu müssen, erfolgt die Aufladung der Batterie lediglich per Bodenkontakt. Die FTS können also ohne zusätzliches Personal autonom ihre Batterien in der Nacht aufladen. Die Überseecontainer aus Bremerhaven werden nicht nur tagsüber, sondern auch am Abend angeliefert. Vorstand Wagner verdeutlicht: „Durch die Reorganisation unseres automatisierten Lagers lassen sich die Einlagerungen vornehmen ohne Personal in den Abendstunden bzw. über Nacht. Das ist ein wichtiger Anspruch an die neuen Prozesse, denn nur so können wir mit der neuen Anlage den Einschichtbetrieb weiterhin aufrechterhalten.“

Alle MX-X sind mit Teleskopgabeln ausgerüstet. Im Gegensatz zu Hochregalstaplern mit Schwenkschubgabeln sind die Gassen bei Hase Safety damit deutlich schmaler. Sowohl die Lagerdichte als auch die Lagerkapazität sind folglich höher. Durch die Skalierbarkeit des Automatiklagers kann bei größeren Kapazitätsanforderungen mit zusätzlichen FTS flexibel reagiert werden. Dass die Flurförderzeuge für besondere Lagerprozesse auch manuell bedienbar sind, unterstreicht die Flexibilität im automatisierten Lager von Hase Safety.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Robotertage in Dresden

Robotertage in Dresden

Die diesjährigen Robotertage Dresden fanden vom 24. bis zum 25. März statt, mit dabei neben 25 Teams der First Lego League Challenge Roboterhersteller, wie ABB und Fanuc, Integratoren, wie Jugard+Künstner oder Beas Technology, außerdem Wandelbots, die United Robotics Group sowie Hochschulen und Verbände, wie die Handwerkskammer Dresden, das Ceti oder die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.

Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB
Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB
Kolumne Robotik, Recht, Risiko: Die Knowhow-Inventur

Kolumne Robotik, Recht, Risiko: Die Knowhow-Inventur

Vom Fließband bis zum Code des Fertigungsroboters, überall in Produktion und Betrieb finden sich Gegenstände, in denen sich das Knowhow des Unternehmens spiegelt. Ein Schutz dieser Gegenstände tut not. Die hierzu verfügbaren Instrumente divergieren allerdings je nach Gegenstand und allzu oft setzt ein bestimmter Schutz zudem eigenes Tätigwerden voraus. Versäumnisse hierbei offenbaren sich leider mitunter erst, wenn das Unternehmen im Ernstfall keinen angemessenen Schutz für eines seiner immateriellen Güter beanspruchen kann. Damit es dazu nicht kommt, lohnt ein Blick auf das geistige Eigentum.

Bild: Surplex GmbH
Bild: Surplex GmbH
5 Trends im Blick

5 Trends im Blick

Wachstumsrate 31 Prozent: 2021 wurden mehr Industrieroboter neu installiert als jemals zuvor. Die Gründe hierfür sind die Digitalisierung, der Fachkräftemangel und günstigere Robotereinheiten. So ist die Technik mittlerweile auch für KMUs interessant. Das belegen fünf aktuelle Trends.

Bild: VMT Vision Machine Technic Bildverarbeitungssysteme GmbH
Bild: VMT Vision Machine Technic Bildverarbeitungssysteme GmbH
3D-Roboterführung durch intelligente Behälterprüfung

3D-Roboterführung durch intelligente Behälterprüfung

Mit dem Ziel, die Uptime von Presslinien bei einem Automobilhersteller zu erhöhen, hat VMT mit FrameSense ein neuartiges 3D-Messsystem für die Prüfung von Stapelbehältern und das automatische Einstapeln von Fertigteilen per Roboter entwickelt. Mit hochauflösenden 3D-Sensoren der Sensorfamilie DeepScan sowie smarten Aggregations- und Auswertealgorithmen der Softwareplattform Multi Sensor System (MSS) werden Abweichungen in Form und Geometrie, die jeweiligen Freiheitsgrade hinsichtlich Position und Orientierung, der Zustand von Anbauteilen und Verriegelungen sowie das Vorhandensein von Störkanten und -konturen vermessen.

Bild: Kuka Deutschland GmbH
Bild: Kuka Deutschland GmbH
Alles im Blick

Alles im Blick

Die Softwareplattform Kuka iiQoT liefert wichtige Zustandsdaten für die gesamte Roboterflotte in Echtzeit. Die Software ist als Cloudlösung erhältlich und soll die Fernüberwachung von Robotersystemen effizienter machen. Das eröffnet gleichzeitig neues Potenzial für die Fehlerbehebung und Zustandsüberwachung. Allerdings gibt es immer noch Firmen, die Bedenken haben, ihre Daten hierfür zur Verfügung zu stellen.

Bild: ©Victoria/fotolia.com / Sigmatek GmbH & Co KG
Bild: ©Victoria/fotolia.com / Sigmatek GmbH & Co KG
Traffic Control und SLAM

Traffic Control und SLAM

Hardware-unabhängige Echtzeit-Software für die Intralogistik zeigt Sigmatek auf der Logimat 2023: Das Traffic Control System ermöglicht die Integration fahrerloser Transportfahrzeuge und autonomer mobiler Roboter unabhängig von deren Fabrikaten. Die Software SlamLoc soll die die Art und Weise verbessern, wie AMR und FTF bei konturbasierter Navigation mit Veränderungen ihrer Umgebung umgehen.