Interview mit Anja Schneider, Messe München

Automatica 2023: Ergebnisse und Highlights der Robotik-Leistungschau

Die diesjährige Automatica lässt sich als voller Erfolg verbuchen: ausgezeichnete Stimmung, volle Messehallen und ein Ausstellungsportfolio, das belegt: Die neuen Technologien sind in der Branche angekommen. Dass dieses Ergebnis aber alles andere als von allein kam, lässt Anja Schneider, verantwortlich für die Automatica bei der Messe München, im Exklusivgespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION durchblicken.
Bild: Messe München GmbH

ROBOTIK UND PRODUKTION: Rund 650 Aussteller, über 40.000 Besucher. Die diesjährige Automatica war ein voller Erfolg, oder?

Anja Schneider: Auf jeden Fall. Es war endlich wieder eine normale Automatica – aber auch kein leichter Weg bis dahin. Wir haben als Messegesellschaft schließlich harte Jahre hinter uns und das sitzt schon noch etwas in den Knochen. Die Entscheidung im letzten Jahr, 2023 gleich wieder eine Ausgabe zu launchen, war zudem ein gewisses Wagnis. Und eine besondere Herausforderung.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Inwiefern?

2022 stand die Messe noch ganz klar im Schatten von Corona. Vor allem hatten wir Pandemie-bedingt eine stark verkürzte Planungsphase. Das war 2023 durch den Turnuswechsel nicht anders. Die Automatica in dieser Zeit – in ihrem Selbstverständnis als Leitmesse und mit dem umfassenden Programm – auf die Beine zu stellen, war beide Male ein unglaublicher Kraftakt. Nicht nur für uns als Veranstalter, sondern auch für die Aussteller.

Bild: Messe München GmbH

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie haben die Aussteller denn auf den angekündigten Turnuswechsel reagiert?

Anfangs gab es durchaus Unsicherheiten, etwa was den traditionellen Innovationszyklus oder steigende Kosten angeht. Als Veranstalter haben wir uns daraufhin intensiv mit diesen Bedenken auseinander gesetzt, allen Widrigkeiten entgegengestellt und darüber hinaus sehr viel investiert. Dadurch wurde allen Seiten klar: Dieser Turnuswechsel hat Substanz. So waren bis auf ganz wenige Einzelfälle alle Aussteller von 2022 auch 2023 am Start. Des Weiteren 80 neue Firmen. Das Erfolgsgeheimnis war also wieder einmal, dass sich die gesamte Branche zur Automatica bekennt – was sich nicht nur in der guten Zusammenarbeit mit den Ausstellern, sondern auch mit den relevanten Verbänden widerspiegelt. Dieses Zusammenwirken ist die tragende Kraft. Das war auch schon vor Corona so.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Den Erfolg einer Messe machen ja nicht nur die Aussteller aus, sondern vor allem die Besucher.

Natürlich. Trotz der Messe im Vorjahr hat sich schon recht früh ein hohes Interesse auf Besucherseite abgezeichnet. Wir waren also auf den Zuwachs vorbereitet. Dass dieser dann so deutlich und die Atmosphäre so besonders sein würde, damit konnte keiner rechnen. Das war wirklich ein Knaller.

Bild: Messe München GmbH

ROBOTIK UND PRODUKTION: Worauf führen Sie das zurück?

Eine zentrale Voraussetzung war für uns, die Themenführerschaft der Automatica sicherzustellen. Deshalb haben wir uns nicht nur auf unsere klassische Themenwelt der Automation konzentriert, sondern auch ehemalige Bereiche wie die Servicerobotik reaktiviert und ganz neue ergänzt, z.B. die mobile Robotik. Kurzum: Wir konnten alle relevanten Themen besetzen. Zudem haben wir Mehrwert-Formate, die wir im letzten Jahr auf den Weg gebracht haben, nochmals stärker aufgestellt – sei es die AI Society, die Startup Arena oder unsere Test Zone. Dieses einmalige Angebot haben die Besucher super angenommen. In der Folge waren alle sechs Hallen an allen vier Messetagen gut besucht und ausgesprochen lebendig.

Bild: Messe München GmbH

Die Automatica bleibt zweifelsohne der Spiegel der Branche.

Anja Schneider, Messe München

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche Themen waren besonders gefragt?

Der Kern der Automatica ist und bleibt die automatisierte Produktion. Doch Technologiewandel und fortschreitende Digitalisierung eröffnen dabei immer wieder neue spannende Perspektiven für die Besucher. Wie zu erwarten hat also etwa das Thema KI für besonderes Interesse gesorgt. Zumal sich die Google-Tochter Intrinsic, als einer der Big Player in diesem Bereich, überhaupt das erste Mal groß auf einer Messe präsentiert hat. Gleichzeitig haben auch thematische Satelliten wie die Servicerobotik viel Aufmerksamkeit erzeugt. Darüber hinaus ließ sich an vielen verschiedenen Stellen beobachten, wie die Robotik in Bereiche abseits der Produktionshalle vordringt – vom Lager über die Bäckerei bis zum Fertighausbau.

Bild: Messe München GmbH

ROBOTIK UND PRODUKTION: Haben die Automatica-Besucher denn auch die synchron laufende Messe Laser besucht?

Ja, das Feedback war gut: In unserer Umfrage haben 43 Prozent angegeben, dass die Parallelität für sie großen Nutzen bedeutet. Die Firmen haben ebenso profitiert: Ein Viertel unserer Aussteller hatte auch Laser-Besucher am Stand. Deswegen werden wir die Synergien zwischen beiden Veranstaltungen weiter ausbauen und den Mehrwert noch transparenter aufzeigen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Abschließend: Wie lautet Ihr Fazit, Frau Schneider?

An dieser Stelle möchte ich weiter aus der erwähnten Umfrage zitieren: Die Zufriedenheit auf Seite der Aussteller hat in diesem Jahr einen Bestwert erreicht. Insbesondere wurden das Messeerlebnis und die außergewöhnliche Atmosphäre gelobt. Direkt danach folgen die hohe Besucherfrequenz – der Zuwachs lag ja bei über 30 Prozent – sowie die Internationalität der Veranstaltung. Rund ein Drittel der Besucher waren extra aus dem Ausland angereist. Last but not least schreiben 97 Prozent unserer Aussteller und 99 Prozent unserer Besucher der Automatica eine unverändert hohe oder sogar noch weiter steigende Bedeutung zu. Die Messe bleibt also zweifelsohne der Spiegel der Branche – wo man sich alle zwei Jahre über die aktuellen Entwicklungen in der Robotik und Automation informiert.

Bild: Messe München GmbH
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