Erfahrungen mit Exoskeletten aus der Praxis

Exoskelette in naher Zukunft

An der Universität Innsbruck sowie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg forscht Prof. Robert Weidner mit einem interdisziplinären Team seit mehreren Jahren zur zukünftigen Gestaltung des Arbeitsplatzes. Neben Konzepten zur Mensch-Maschine-Interaktion und der Technikentwicklung und -evaluation liegt ein Schwerpunkt auf der Entwicklung von technischen Systemen, die hilfe- und pflegebedürftige Personen im Berufs- und Alltagsleben präventiv und operativ unterstützen. Basierend auf den Erkenntnissen, welche Unterstützungssysteme Menschen wirklich wollen, wurden aufbauend auf grundlegenden Untersuchungen zu den physiologischen Voraussetzungen und biomechanischen Effekten über 20 Ansätze für Exoskelette entwickelt – von der Sprunggelenksorthese bis zum Muskelhandschuh. Diese Systeme dienen zur physischen Unterstützung manueller Tätigkeiten z.B. in der Produktion und Logistik, wie die Ausführung von Tätigkeiten in und über Kopfhöhe oder die Handhabung von Lasten. Weidner schilderte aus Forschungsprojekten gewonnene, detaillierte Erkenntnisse. Zunächst führte er grundsätzlich in Gestaltungsmöglichkeiten und zentrale Unterscheidungsmerkmale von Exoskeletten ein. Er nannte Beispiele und klassifizierte ausgewählte kommerziell erhältliche Systeme und solche, die noch erforscht werden. Darauf aufbauend ging er auf grundsätzliche Anforderungen und Methoden zur Evaluation resultierender Effekte ein. Einen besonderen Stellenwert nehmen hierbei biomechanische Effekte ein, die sich beim Einsatz ergeben. Er zeigte exemplarische Effekte anhand von bereits durchgeführten Studien. Die Kenntnis der Effekte ist nicht nur für den Endanwender, sondern auch für den Systementwickler von hoher Relevanz, um Systeme entsprechend der Anforderungen zu gestalten und geeignet einzusetzen.

Thema für die Unfallversicherung

Ralf Schick befasst sich in BGHW und DGUV seit vier Jahren mit Exoskeletten und deren Einsatz an gewerblichen Arbeitsplätzen. Er bildet damit eine Schnittstelle zwischen Herstellern und Endanwendern mit dem Fokus auf Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Waren Exoskelette zunächst vor allem in der Rehabilitation zum Einsatz gekommen, hatte sich danach der Automobilbau wegen der dort häufigen Überkopfarbeiten für derartige Systeme interessiert. Neben der Hoffnung, berufliche Belastungen reduzieren zu können, werden mit dem Einsatz von Exoskeletten auch Erwartungen an eine höhere Arbeitsproduktivität verknüpft. Schick begleitet die intensiven Testphasen unterschiedlicher Prototypen in verschiedenen Unternehmen. Im Regelbetrieb werden Exoskelette in deutschen Unternehmen nach seinem Kenntnisstand noch nicht eingesetzt. Er verglich in seinem Vortrag zunächst die Bauarten und Eigenschaften passiver und aktiver Systeme, bevor er auf deren Einsatzmöglichkeiten überleitete. Als technisches Hilfsmittel fallen Exoskelette unter die Maschinenrichtlinie RL2006/42/EG und müssen im Hinblick auf die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bewertet werden. Denkbar wäre aber auch ein Einsatz von Exoskeletten als persönliche Schutzausrüstung oder als medizinisches Hilfsmittel im Rahmen der Inklusion. Der Fachbereich Handel und Logistik der DGUV hat 2018 eine erste Handreichung vorgelegt. Mit Hilfe des aktuellen Projektes ‚Exo@work – Bewertung exoskelettaler Systeme in der Arbeitswelt‘ will die BGHW zu arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirksamkeit, über mögliche Gefährdungen der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten durch die Nutzung von Exoskeletten beitragen. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Leitfadens zur Evaluation von Exoskeletten als Handlungshilfe für die Arbeitswelt.

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Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e.V.
www.intralogistik-bw.de

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