Roboterprogrammierung mittels drahtlosem Stift

Roboterprogrammierung mittels drahtlosem Stift

Einfach wie nie

Bisher war das Programmieren von Robotern Expertensache – unflexibel, kostenintensiv und langwierig. Fast 75 Prozent der Kosten für den Einsatz eines Roboters entfielen auf Anpassung oder Neuprogrammierung der Software, um den Roboter einen neuen oder veränderten Prozessschritt ausführen zu lassen. Mit dem TracePen des Dresdner Startups Wandelbots wird es möglich, Robotern ihre Aufgaben unkompliziert und ohne Programmierkenntnisse zuzuweisen.

 (Bild: Wandelbots GmbH)

(Bild: Wandelbots GmbH)

Zu den Kunden von Wandelbots, 2017 aus der TU Dresden ausgegründet, gehören mittlerweile namhafte Industriekonzerne, wie Infineon und Volkswagen. Mit dem neu entwickelten TracePen sollen selbst Laien Roboter für eine Tätigkeit anlernen können. Dazu führt der Bediener mit dem drahtlosen Stift in seiner Hand den zu erlernenden Weg (Pfad) dem Roboter direkt am Werkstück vor. Diese Bewegung wird durch die Software von Wandelbots nahezu zeitgleich in der zum Produkt gehörigen App visualisiert. Der Nutzer kann den Pfad dann am iPad intuitiv und im Submillimeterbereich weiter verfeinern.

App übersetzt Bewegungen in Programmcode

Dabei kann applikationsspezifisch definiert werden, ob sich der Roboter von Punkt zu Punkt, linear oder kreisförmig zwischen den festgelegten Punkten bewegen soll. Durch eine integrierte Gelenksteuerung kann der Anwender die einzelnen Robotergelenke direkt beeinflussen. Er kann zudem einen spezifischen Sicherheitsbereich festlegen, in dem es dem Roboter erlaubt ist, zu agieren. Entspricht der Pfad den Anforderungen an den Prozessschritt, überträgt der Bediener der App diesen an den Roboter. Die Software von Wandelbots übersetzt dazu den Pfad in die jeweilige roboterspezifische Programmiersprache. Wenige Sekunden später kann der Roboter damit beginnen, die neu erlernten Bewegungen am zu bearbeitenden Werkstück präzise auszuführen.

Mit dem TracePen von Wandelbots können Anwender Robotern ihre Aufgaben unkompliziert und ohne Programmierkenntnisse zuweisen. (Bild: Wandelbots GmbH)

Mit dem TracePen von Wandelbots können Anwender Robotern ihre Aufgaben unkompliziert und ohne Programmierkenntnisse zuweisen. (Bild: Wandelbots GmbH)

Herstellerunabhängige Software

Der erlernte Prozessschritt kann einfach auf weitere Roboter anderer Hersteller übertragen werden. Die App von Wandelbots tritt damit an die Stelle der Programmierexperten. Das lohnt sich nicht nur für Industriekonzerne, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen, denen es zukünftig den Einsatz von Robotern ermöglichen soll. So hat Wandelbots kürzlich gemeinsam mit dem 5G Lab der TU Dresden den Einsatz von Industrie-4.0-Technologien in einigen kleinen und mittelständischen Unternehmen erfolgreich erprobt. „Die Beispiele zeigen: Robotik und Automatisierung sind jetzt auch für Kleinunternehmen und Mittelständler ein relevantes Thema. Der TracePen senkt die Investitionskosten und macht es so auch für Unternehmen dieser Größe attraktiv, sich mit Robotik zu beschäftigen“, sagt CEO Christian Piechnick.

Erste Pilotprojekte und Serie-B-Finanzierungsrunde

Einsatzmöglichkeiten für den TracePen sieht Wandelbots vor allem für bahngeführte Applikationen wie Schweißen, Entgraten, Kleben oder Sprühen. In ersten Pilotprojekten mit namhaften Automobilherstellern konnte das Unternehmen bereits unter Beweis stellen, dass der Wechsel zu einem neuen Prozessschritt unter Verwendung des TracePens 70x schneller gelingt als mit herkömmlicher Programmierung – und das bei einer Kostenreduktion um bis zu 90 Prozent. In einer von 83North geführten Finanzierungsrunde der Serie B, an der namhafte Co-Investoren wie Microsofts Investitionsfond M12 und Next47 beteiligt waren, konnte Wandelbots in der Zwischenzeit 30Mio.US$ Investitionskapital einsammeln. Die bisher bestehenden Investoren Paua Ventures, EQT Ventures und Atlantic Labs waren ebenfalls in der neuen Runde beteiligt. Das Unternehmen wird die Finanzierung nutzen, um die Markteinführung des TracePen zu beschleunigen. Die Finanzierung soll auch dazu beitragen, die globalen Expansionspläne des Unternehmens zu erfüllen.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Webinar zum Thema Robot Vision

Webinar zum Thema Robot Vision

Am Dienstag, den 28. Mai, findet ab 14 Uhr das englischsprachige inVISION TechTalks Webinar zum Thema Robot Vision statt. Dort stellen IDS (Machine Vision for Robotics – Technologies & Applications), Roboception (Intelligent 3D robot vision plattform for end-users and distributors) und Sereact (Develop AI-based Pick&Place solutions with natural language) aktuelle Trends zum Thema Robotik, 3D-Vision und Programmierung vor.

Bild: Carl Cloos Schweißtechnik GmbH
Bild: Carl Cloos Schweißtechnik GmbH
Komplettlösungen fürs Cobot-Schweißen

Komplettlösungen fürs Cobot-Schweißen

Cobots erobern nicht nur neue Anwendungsbereiche für die Automation, sondern lösen auch klassische Industrieroboter in bestehenden Segmenten ab – zumindest bis zu einem gewissen Leistungslevel. Ein solcher Bereich ist das Roboterschweißen, wie sich unschwer an der wachsenden Anbieterschar erkennen lässt. Als Mittel gegen den Fachkräftemangel und als günstiger wie unkomplizierter erster Schritt in die Automation, sind Komplettlösungen und standardisierte Cobot-Zellen für kleine und mittelständische Unternehmen besonders interessant. Mitarbeiter werden entlastet, während sich parallel die Qualität gleichbleibend hoch halten lässt. Darüber hinaus warten viele weitere Vorteile, wie die Beispiele auf dieser Doppelseite zeigen.