EU belegt Spitzenplatz

Bis 2019 über 1,4 Millionen installierte Industrie-Roboter weltweit

EU belegt Spitzenplatz

Die jüngste Prognose des Weltbranchenverbands International Federation of Robotics (IFR), die kürzlich in Frankfurt/Main vorgestellt wurde, besagt, dass bis 2019 mehr als 1,4 Millionen neue Industrie-Roboter in den Fabriken rund um den Globus installiert sein werden.

Automobil-, Elektronik- und Metallindustrie sind weltweite Treiber des Roboter-Booms. (Bild: IFR International Federation of Robotics)

Automobil-, Elektronik- und Metallindustrie sind weltweite Treiber des Roboter-Booms. (Bild: IFR International Federation of Robotics)

Beim Wettlauf um die Automation im produzierenden Gewerbe besetzt die Europäische Union einen weltweiten Spitzenplatz: 65 Prozent der Länder mit einer überdurchschnittlichen Anzahl von Industrie-Robotern pro 10.000 Arbeitnehmer stammen aus der EU. Die stärksten Wachstumsimpulse für die Roboter-Branche kommen aus China: 40 Prozent des weltweiten Marktvolumens an Industrie-Robotern werden 2019 alleine im Reich der Mitte verkauft.  „Seit über 30 Jahren arbeite ich in der Robotik, und ich kann sagen, dass dies die mit Abstand aufregendste Zeit ist, seitdem ich mich mit dieser Industrie beschäftige“, begann Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics. Maßgebliche Treiber des Roboter-Booms seien vor allem die Automobil-, Metall- sowie die Elektronikindustrie, wobei die letztgenannte Branche mit 18 Prozent den zurzeit größten Zuwachs verzeichnete. Die Metallindustrie verzeichnete ein Plus von 16 Prozent und der Automobilsektor wuchs um zehn Prozent. „Die Automation ist zentraler Wettbewerbsfaktor für die klassisch produzierenden Konzerne, zunehmend aber auch für kleinere und mittlere Firmen rund um den Globus“, so Gemma weiter. Die Zahl der weltweit eingesetzten Industrie-Roboter wird bis 2019 auf rund 2,6Mio. Einheiten steigen. Das sind rund eine Million Einheiten mehr als im Rekordjahr 2015.

Laut Welt-Roboter-Report 2016 werden bis 2019 weltweit mehr als 1,4Mio. neue Industrie-Roboter in den Fabriken installiert sein. (Bild: IFR International Federation of Robotics)

Laut Welt-Roboter-Report 2016 werden bis 2019 weltweit mehr als 1,4Mio. neue
Industrie-Roboter in den Fabriken installiert sein. (Bild: IFR International Federation of Robotics)

Europäische Union auf Automationskurs

Die stärksten Wachstumszahlen in Europa schreiben die Staaten in Zentral- und Osteuropa – das Verkaufsplus lag 2015 bei 25 Prozent. Auch 2016 wird wieder mit einem ähnlich starken Wachstum gerechnet (plus 29 Prozent). Der positive Trend dürfte sich weiter fortsetzen. Das durchschnittliche Wachstum wird sich bei 14 Prozent pro Jahr einpendeln (2017-2019). Die größten Aufsteiger bei der Installation von Industrie-Robotern sind Tschechien und Polen. Von 2010 bis 2015 stieg die Zahl der neu installierten Industrie-Roboter in Tschechien um 40 Prozent (Compound Annual Growth Rate) und in Polen um 26 Prozent (CAGR). Die Staaten der Europäischen Union sind im globalen Vergleich insgesamt in der Automation besonders hoch entwickelt. Das wird beispielsweise an der Roboterdichte in der Automobil-Industrie deutlich. Unter den Top-10-Nationen mit den meisten Industrie-Robotern pro 10.000 Arbeitnehmer gehört jedes zweite Land der Europäischen Union an. Die stark entwickelte Automation in Westeuropa zeigt sich zudem im gesamten produzierenden Gewerbe. Von den 22 Staaten mit einer überdurchschnittlichen Roboterdichte gehören 14 zur EU. Dabei liegt die Roboterdichte in den großen westeuropäischen Volkswirtschaften aktuell noch deutlich vor Aufsteiger China. Am größten ist der Abstand dabei zu Deutschland (301 vs. 49 Einheiten) – am kleinsten zu Großbritannien (71 vs. 49 Einheiten).

Wachstumsmarkt China

Mit dem nationalen Zehn-Jahres-Plan ‚Made-in-China 2025‘ ist das Reich der Mitte angetreten, innerhalb weniger Jahre zu den technologischen Top-Industrienationen aufzusteigen. Um das von Peking gesteckte Ziel einer Roboterdichte von 150 Einheiten bis 2020 zu erreichen, müssten allerdings bis dahin rund 600.000 bis 650.000 neue Industrie-Roboter in China installiert werden. Zum Vergleich: 2015 wurden auf dem globalen Markt rund 254.000 Einheiten verkauft. Weltspitze ist China allerdings heute bereits als führender Absatzmarkt. Mit rund 68.600 verkauften Einheiten lag die Statistik 2015 um 20 Prozent über dem Vorjahr und übertrifft damit das Absatzvolumen aller europäischen Märkte zusammen (50.100 Einheiten). 2016 werden sich die Verkäufe insgesamt um 30 Prozent erhöhen und zwischen 2017 und 2019 um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr auf über 400.000 Einheiten. Das sind dann 40 Prozent der weltweiten Lieferungen 2019. Südkorea und Japan folgen auf den Positionen zwei und drei der weltweit größten Absatzmärkte für Industrie-Roboter. Auf dem vierten Rang der weltweit größten Einzelmärkte rangieren die USA. In der Freihandelszone NAFTA (USA, Kanada, Mexiko) insgesamt stieg die Zahl der neu installierten Industrie-Roboter um 17 Prozent auf den neuen Rekord von gut 36.000 Einheiten (2015). Die USA führen dabei das Feld mit drei Viertel aller verkauften Einheiten an. Das Wachstum lag bei 5 Prozent.

Roboter und Arbeitsplätze

„Jedes Mal, wenn die Roboternachfrage steigt, nimmt auch die Zahl der Arbeitenden zu“, bemerkte Joe Gemma auf der Pressekonferenz in Frankfurt. Nicht nur in den USA hatten die enormen Roboterinstallationen einen positiven Effekt auf die Beschäftigung. Im deutschen Automobilsektor nahm die Zahl der Beschäftigten mit der Roboter-Automation ebenfalls zu: Das Plus lag zwischen 2010 bis 2015 durchschnittlich bei 2,5 Prozent – der operative Roboterbestand stieg gleichzeitig um durchschnittlich drei Prozent pro Jahr. Der positive Effekt der Automation auf Arbeitsplätze wird von einer jüngst veröffentlichten Studie des ZEW in Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht bestätigt. Zum Schluss zitierte Gemma noch eine aktuelle Studie des US-Arbeitsministeriums. Danach gab es im Juli 2016 379.00 offene Stellen, von denen lediglich 274.000 besetzt werden konnten. Gemma: „Das bedeutet, dass über 100.000 Stellen auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt nicht besetzt werden konnten. Ich bin davon überzeugt, dass die fortschreitende Automatisierung dabei helfen wird, diesen Arbeitskräftemangel auszugleichen.“

Ausblick 2019

Bis Ende 2016 wird die Zahl der weltweit in diesem Jahr neu installierten Industrie-Roboter um 14 Prozent auf 290.000 Einheiten steigen. Für 2017 bis 2019 wird mit einem weiteren globalen Zuwachs von durchschnittlich mindestens 13 Prozent im Jahr (CAGR) gerechnet. Auf solche Wachstumsaussichten haben sich die Roboter-Hersteller vorbereitet. Dafür wurden die Produktionskapazitäten erweitert oder die zumeist europäischen Hersteller betreiben neue Standorte in den großen Absatzmärkten China oder den USA. Bei den technologischen Trends konzentrieren sich die Firmen in Zukunft auf die Mensch-Maschine-Kollaboration, vereinfachte Anwendung und Leichtbau-Roboter. Dazu kommen Zwei-Arm-Roboter, mobile Lösungen und die einfachere Integration von Robotern in bestehende Umgebungen. Im Trend liegen künftig modulare Roboter sowie Robotersysteme, die zu besonders attraktiven Preisen angeboten werden können. (jwz)

VDMA e.V.
www.vdma.org

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