Persönlicher Begleitroboter mit großem Einsatzspektrum

Persönlicher Begleitroboter mit großem Einsatzspektrum

Halb Roller, halb Roboter

Auch unter Servicerobotern gibt es Hybridwesen: Begleitroboter Loomo lässt sich entweder als handelsüblicher Segway-Roller nutzen, allerdings ohne Lenker, oder verwandelt sich auf die kleine Beschwörungsformel „Loomo, transform!“ hin in einen kleinen, niedlichen Roboterbutler. So dient er seinem Besitzer auf vielfältige Weise und lässt sich in seinen zusätzlichen Versionen sogar als autonomer Wachmann, Kofferkuli oder vielversprechende Roboterplattform für Bastler einsetzen.

 (Bild: SegwayRobotics Inc.)

(Bild: SegwayRobotics Inc.)

Er war das Gesprächsthema auf der Consumer Electronics Show (CES) 2018 in Las Vegas: der Begleitroboter Loomo, der auf der Messe mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz erstmals in einer Verbraucherversion vorgestellt wurde. Hersteller ist Segway Robotics, seit 2015 eine Tochter der Firma Ninebot. Bei Loomo handelt es sich um eine 65x31x57cm große Maschine, halb Segway-Gefährt, halb autonomer Roboter.

Roller und Begleitroboter

Im Segway-Modus steigt der Besitzer wie gewohnt auf die Aussparungen für die Füße. Zum Vorwärtsfahren lehnt er sich nach vorne. Verlagert er das Gewicht nach hinten, bremst das zweirädrige Gefährt ab oder kommt ganz zum Stehen. Loomo fährt sich ohne den Einsatz der Hände und Arme. Die Richtung lässt sich durch Beugen der Knie leicht ändern, einen Griff zum Festhalten gibt es nicht. Auf diese Weise lassen sich bis zu 18km/h erreichen. Um in den Robotermodus zu wechseln, dient ein Button, eine Funktion in der dazugehörenden App oder einfach die Ansprache: „Loomo, transform!“ (wahlweise auch in chinesischer Sprache). Daraufhin erscheinen auf dem kleinen Bildschirm, der Loomos Kopf repräsentiert, zwei Kreise, die Augen des Roboters. Er wendet dem Sprecher den Kopf zu, denn er ist darauf programmiert, menschliche Gesichter und Körper zu erkennen und diesen zu folgen. Auf die Aufforderung „Loomo, follow me!“ verfolgt der kleine Roboter seinen Besitzer mit einer 80%igen Erfolgsquote, wie erste Feldversuche auf der CES gezeigt haben. Verliert er einmal den Kontakt zu seinem Herrchen, muss dieser sich ihm wieder zuwenden und ihn erneut ansprechen. Denn mitunter lässt der Roboter sich von den Körpern und Gesichtern der Passanten ablenken. Neben dem Folgenmodus im Innen- und Außenbereich verfügt er über eine Kamerafunktion, kann Bilder und Videos aufnehmen sowie abspielen. Er bewältigt verschiedene auch schwierigere Oberflächen wie unebene Bürgersteige oder Gras. Über die dazugehörende App steht eine Avatarfunktion zur Verfügung, durch die sich Loomo aus der Ferne vollständig steuern lässt. Darüber hinaus spricht der Roboter einzelne Sätze nach, die in die App eingegeben wurden. So lässt sich den Kindern im Wohnzimmer die unmissverständliche Nachricht überbringen: Der Fernseher wird jetzt ausgeschaltet. Oder Benutzer fragen Passanten nach dem Weg, ohne ihnen persönlich gegenüberstehen zu müssen. Loomo kommuniziert nicht nur mit seinem menschlichen Ansprechpartner, er erkundet ohne Ansprache auch selbstständig seine Umgebung und tauscht sich mit anderen Robotern des gleichen Typs aus.

Loomos Innenleben

Loomo hat nicht nur ein niedlich anzusehendes Äußeres, sondern auch einige innere Werte. Er verfügt über einen Ultraschallsensor für die Abstandsmessung und einen Infrarotsensor, um den gerade zu befahrenden Untergrund bestmöglich zu erkennen. Softwareseitig besitzt der rund 19kg schwere Roboter die Fähigkeit zur Ortserkennung und eine Tracking-Funktion. Bei der Interaktion mit dem Menschen hilft ihm ein KI-Algorythmus, zur Gesichtserkennung und zum Personen-Tracking dient eine Kamera mit 1080 Pixeln von Intel RealSense. Im Innern des Roboterbutlers arbeitet ein Quadcore-Intel-Atom-Z8750-Prozessor mit 4GB RAM und 64GB Speicher. Das Betriebssystem basiert auf Android 5.1, der LED-Bildschirm verfügt über 480×800 Pixel und eine Diagonale von 4,3 Inch. Am Roboterkopf befinden sich empfindliche Touch-Sensoren, ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden. Eine Akkuladung reicht für ca. 30km Wegstrecke, im Robotermodus erreicht Loomo rund 8km/h und ist in der Lage, 25 bis 100kg Nutzlast zu transportieren.

 (Bilder: SegwayRobotics Inc.)

(Bilder: SegwayRobotics Inc.)

Kleiner Roboter in drei Versionen

Neben der Version für den Otto-normal-Endverbraucher wurde der maschinelle Helfer und Kamerad in einer Academy-, einer Enterprise- und einer Go-Version konzipiert. Der Loomo Go ist vor allem für den Einsatz im Innenraum gedacht. Er ist mit einem zusätzlichen Transportbehälter ausgestattet und befördert verschiedene Gegenstände autonom von A nach B. Dabei bewegt er sich ungefähr im menschlichen Schritttempo und kommuniziert über ein cloud-basiertes API mit seiner Leitstelle. Die Enterprise-Version macht Loomo zum kleinen Wach- und Patrouillenroboter. Dabei kann er wiederkehrende und wechselnde Routen abfahren und erkennt eventuelle Risiken und Bedrohungen entweder mithilfe seiner künstlichen Intelligenz oder durch seinen menschlichen Operator, der im Hintergrund durch seine Augen blickt. Die Academy-Version verfügt über ein umfangreiches Entwickler-Kit und ist so sowohl software-seitig als auch mit zwei zusätzlichen Armen aufrüstbar.

 (Bild: SegwayRobotics Inc.)

(Bild: SegwayRobotics Inc.)

Fazit

Loomo von Segway-Ninebot ist ein kleines Hybridwesen, halb Roller, halb Roboterbutler. Er soll seinem Besitzer im Alltag ein nützlicher Helfer und freundlicher Kamerad sein, der seine direkte Umgebung, Objekte, Personen und deren Stimme wiedererkennt sowie mit seinem Besitzer in Interaktion tritt. Doch seine Hauptfunktion bleibt die eines Begleitroboters, der seinem Besitzer folgt, dessen Einkäufe trägt, ein paar Fotos schießt oder ein kleines Video dreht. Noch ist er nicht sofort erhältlich. Auf der Website des Herstellers gibt es eine Warteliste. Einmal auf dem Markt soll sein Preis sich zwischen 1.000 und 2.000US$ bewegen. (fiz)

SegwayRobotics Inc.
www.segwayrobotics.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: RoboCup Germany
Bild: RoboCup Germany
RoboCup 2024 German Open

RoboCup 2024 German Open

Mehr als 30 nationale und internationale Hochschulteams mit Forschenden aus Deutschland, Frankreich, Kanada, Niederlande, Österreich, Schweiz und den USA in den Major-Ligen und die besten 200 deutschen Schulteams in den Junior-Ligen zeigten bei den German Open des diesjährigen RoboCups auf der Messe Kassel ihr Können.

Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Zugang im sicheren Fokus

Zugang im sicheren Fokus

In Produktionsumgebungen geben trennende Schutzeinrichtungen dem Menschen das Signal, dass sich hinter der Schutztür ein hochsensibler Bereich befindet und daher Vorsicht geboten ist. Hier erhalten Mitarbeiter über ein HMI oder einen Schlüssel, z.B. von Pilz, Zugang zum Prozess hinter dem Schutzzaun. Aber was, wenn die Person dafür nicht qualifiziert bzw. autorisiert wäre und sich oder andere Menschen in Gefahr bringen würde?