Der (richtige?) Umgang mit rechtlichen Risiken in der Robotik

Kolumne Robotik, Recht, Risiko: Mithilfe des Pareto-Prinzips

In der juristischen Landschaft, wo das Recht oft als der fest verankerte Leuchtturm in einem Meer von Unsicherheiten dient, stellt die Robotik ein Gebiet dar, das ständig in Bewegung ist, ein Ozean mit noch nicht kartierten Gewässern. Hier könnte das Pareto-Prinzip, das uns lehrt, dass 80 Prozent der Ergebnisse aus 20 Prozent der Anstrengungen resultieren, als unser Kompass dienen, um uns sicher durch die stürmischen Gewässer der rechtlichen Risiken zu führen.
Philipp Franz ist Volljurist und Legal Engineer bei Noerr. Seine digitale Affinität für die Rechtsökonomik erlangte er unter anderem bei einem LegalTech-Startup in München sowie bei seinem Masterstudium der Rechtsinformatik.Bei Noerr beschäftigt er sich als Teil des Digital Excellence Teams mit Digitalisierungsprojekten in der Rechtsberatung, insbesondere mit den Themen Dokumentenautomatisierung und KI.
Philipp Franz ist Volljurist und Legal Engineer bei Noerr. Seine digitale Affinität für die Rechtsökonomik erlangte er unter anderem bei einem LegalTech-Startup in München sowie bei seinem Masterstudium der Rechtsinformatik. Bei Noerr beschäftigt er sich als Teil des Digital Excellence Teams mit Digitalisierungsprojekten in der Rechtsberatung, insbesondere mit den Themen Dokumentenautomatisierung und KI. – Bild: Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB

In der juristischen Praxis sind wir darauf bedacht, mit der Präzision eines Chirurgen zu arbeiten, der sich auf die kritischsten Bereiche konzentriert, um maximale Wirkung zu erzielen. Hier gilt es, unsere wichtigsten Fäigkeiten genau dort einzusetzen, wo der Effekt am größten ist. Das Pareto-Prinzip, benannt nach dem italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto, der es im späten 19. Jahrhundert formulierte, ermahnt uns, dieses scharfe Auge auf die vitalen 20% der rechtlichen Herausforderungen zu richten, die den größten Einfluss auf das Gesamtergebnis haben könnten. Ursprünglich u.a. zur Beschreibung der ungleichen Verteilung von Reichtum und Ressourcen entwickelt, findet es heute Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen, von der Qualitätskontrolle über das Gesundheitswesen bis zur Softwareentwicklung. Bei der Gestaltung, Einhaltung und Durchsetzung von Recht scheint hingegen auf den ersten Blick alles von gleicher Relevanz für das Gesamtergebnis zu sein. Zu Recht?

Regulierung als Wächter der Rechtsstaatlichkeit

In der Welt der Robotik fungiert die staatliche Regulierung als Repräsentantin der Rechtsstaatlichkeit, als der Leuchtturm, der den Weg in unruhigen Gewässern weist. Die Regulierung ist aufgerufen, klare und präzise Leitlinien zu erstellen, die den Unternehmen einen sicheren Hafen bieten, in dem sie innovativ sein können, ohne die Grenzen des Rechts zu überschreiten.

Selbstregulierung als Einfallstor

Neben den Regulierungsbehörden kommt auch der Selbstregulierung eine wichtige Rolle zu. Wie ein erfahrener Kapitän, der sein Schiff sicher durch die stürmische See steuert, sollten Unternehmen proaktiv handeln, um potenzielle rechtliche Klippen zu umschiffen und einen Kurs zu steuern, der sowohl ethisch als auch rechtlich vertretbar ist. In der Zukunft könnte die Selbstregulierung sogar eine noch größere Rolle spielen, da sie Unternehmen die Flexibilität gibt, schnell und effizient auf die sich ständig ändernden technologischen Landschaften zu reagieren, während sie gleichzeitig die höchsten ethischen und rechtlichen Standards wahren. Wer sich selbst reguliert, ist schnell, agil, und effizient. Wer sich selbst reguliert, kennt das, was es zu regulieren gilt, besser als alle anderen und kann innerhalb eines großen Zeithorizonts denken und handeln. Wer sich selbst reguliert, kennt die 20%, auf die es im Wesentlichen ankommt oder kann sie jedenfalls schneller als alle anderen identifizieren.

Gleichgewicht zwischen Innovation und Recht

Wir stehen vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen dem Fluss der Innovation und den festen Grundprinzipien des Rechts zu finden. Das Pareto-Prinzip bietet hierbei eine pragmatische Herangehensweise, die es ermöglicht, die wesentlichen rechtlichen Herausforderungen effektiv zu adressieren, ohne die Innovationskraft zu ersticken. Es wäre nicht das erste Mal, dass Pragmatismus und Innovation Hand in Hand gehen.

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