Kuka-Roboter für Handling und Palettierung bei der Fertigung von Outdoor-Küchen

Mix aus Industrie und Manufaktur

Die Grill- und Gartensaison ist mal wieder eröffnet. Dabei liegen Outdoor-Küchen im Trend. Im niedersächsischen Bissendorf hat das Startup Burnout Kitchen den Grill- und Kochgenuss unter freiem Himmel allwetterfest gemacht. Ein Kuka-Roboter kommt dabei zum Handling der Platten am Ende der Kantenbearbeitung und zum Palettieren von Serienbauteilen zum Einsatz.

Ein Kuka-Roboter der KR-Iontec-Serie übernimmt Handling-Aufgaben und die Palettierung von Serienbauteilen beim Startup Burnout Kitchen. (Bild: Kuka Group)
Ein Kuka-Roboter der KR-Iontec-Serie übernimmt Handling-Aufgaben und die Palettierung von Serienbauteilen beim Startup Burnout Kitchen. (Bild: Kuka Group)

Seit über 300.000 Jahren hat der Mensch nachweislich überall auf der Welt Zeugnisse der Essenszubereitung über offenem Feuer und Glut hinterlassen. Jüngste Spuren führen nach Bissendorf ins Osnabrücker Land. Hier residiert und produziert das Startup mit dem beziehungsreichen Namen Burnou-.Kitchen. Die Gründer Thomas Pabst und Daniel Joachimmeyer, beide als gelernte Tischler und Holztechniker erfolgreich im Möbelbusiness unterwegs, konnten einfach nicht anders, als dem Ruf ihrer inneren Natur zu folgen: „Wir haben uns geärgert. Weil wir immer grillen wollen. Bei jedem Wetter. Zu jeder Jahreszeit. Aber kein Grill, keine Outdoor-Küche hat uns das ermöglicht. In einer Qualität, die wir uns wünschen. Zu einem Preis, den wir bezahlen wollen.“

Pabst und Joachimmeyer spürten instinktiv, dass sie damit nicht allein waren auf der Welt sind, stiegen aus ihren lukrativen Jobs aus und begannen, ihre innere Leidenschaft mit konstruktivem Leben zu füllen. „Wir haben uns sehr intensiv mit unterschiedlichen Ideen und Materialien beschäftigt, haben ausprobiert und verworfen, haben uns mit Spezialisten getroffen und Lieferanten aufgestöbert, die sich wie wir für die Idee begeistern, immer grillen zu können.“ Herausgekommen ist eine modulare Outdoor-Küche für jeden Geschmack und Anspruch – mit integrierten Kühl- und Spüleinheiten, Gas-, Holzkohle- oder den gerade sehr angesagten Keramikgrills. Das alles unverwüstlich, wetterfest und stylisch – 365 Tage im Jahr.

Grillen unter freiem Himmel: Das Burnout-Kitchen-Team hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. (Bild: Kuka Group)
Grillen unter freiem Himmel: Das Burnout-Kitchen-Team hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. (Bild: Kuka Group)

Outdoor-Küchen aus Leichtbaumaterial

„Wir sind Kinder der 80er“, sagt Joachimmeyer. „Früher sind wir mit unseren Mofas losgezogen und haben das Abenteuer und den Feierspaß gesucht. Ein Mofa mit Anhänger und einem Grill drauf – davon haben wir geträumt. Jetzt haben wir unsere Burnout-Kitchen-Hercules.“ Die Geschäftsidee der beiden Gründer folgte dann jedoch einem klaren unternehmerischen Kurs, der die aktuelle Markt- und Produktentwicklung zusammenführt und die Produktion von der Einzelstückmanufaktur bis hin zur (teil-)automatisierten industriellen Fertigung einschließt. Alles nach Maß und jeweiliger Kundenbestellung, getragen von unternehmerischer Weitsicht.

Im Mittelpunkt steht bei Burnout Kitchen ein unverwüstliches Leichtbaumaterial. „Wir sind dazu im Automotive-Bereich fündig geworden. Der Renolit-Gorcell-Plattenwerkstoff hat eine innere Struktur aus Polypropylen und ist absolut unverwüstlich. Er hält Wind und Wetter aus, ist UV-beständig und lässt sich problemlos mit dem Hochdruckreiniger säubern. Auch noch nach Jahren ein Modul hinzuzufügen, ist kein Problem. Mit Holz würde das nicht funktionieren“, so Joachimmeyer. „Und unser Werkstoff ist PVC-frei und voll recyclingfähig. Darauf legen wir und unsere Kunden besonderen Wert. Wer gerne draußen ist und dort eine Küche nutzen will, die Jahrzehnte hält, hat zwangsläufig ein besonderes, verantwortungsvolles Verhältnis zur Nachhaltigkeit.“

Automatisierung für eine skalierbare Produktion

Eine weithin skalierbare Produktion, die auf weitere Wachstumsziele ausgerichtet ist, verlangt eine vorausschauende Maschinenplanung und deren Integration in einen durchgetakteten Montage- und Logistikprozess. Das ist ganz nach dem IT-Geschmack von Thomas Papst. Für Burnout Kitchen hat er den Zuschnitt der Platten automatisiert und dazu die Steuerung der Homag-Anlage mit dem ERP-System des Unternehmens verbunden. „Das gibt uns die Beinfreiheit, unsere Produktion dynamisch dem Wachstum des Unternehmens anzupassen“, erklärt Pabst.

Vom Zuschnitt geht es dann zur Verarbeitung der Kanten. Mit einer Heißluftdüse werden die speziellen Laser-Kanten in der Homag-Fertigungszelle bei 200°C mit der Platte verschweißt – alles komplett ohne Klebstoff, wasserdicht und UV-stabil. Alle vier Seiten einer Platte müssen dazu in einem fortlaufenden Prozess auf einem Rollenband an der Kantenlinie vorbeigeführt werden. „Da kann ein einzelner Mitarbeiter pro Schicht bis zu 1.000 Bauteile bearbeiten“, rechnet Pabst vor. Assistiert wird er dabei von Emma. So haben sie bei Burnout Kitchen ihren jüngsten Neuzugang in der Belegschaft genannt, der im Oktober letzten Jahres zum Team stieß: ein Kuka-Roboter vom Typ KR Iontec. „Wir wollten einen flexiblen Roboter haben, der auf kleinem Raum einen möglichst großen Arbeitsraum in der mittleren Traglastklasse bietet“, erklärt Joachimmeyer die Anforderung an die Robotik in der Homag-Fertigungszelle. Und das zu überschaubaren Kosten. „Für uns als Startup zählen dabei nicht nur die Investitions-, sondern auch die Betriebs- und Wartungskosten. Da konnte Emma, pardon der KR Iontec, bei uns punkten.“

Der Roboter nimmt am Ende der Kantenbearbeitung die Platte auf und hebt sie auf das gegenüberliegende Rollenband, wo sie entweder zur nächsten Bekantung zurück an den Arbeitsplatz geführt oder am Ende des Prozesses auf den Transporter zur Endmontage verladen wird. Zudem wird der KR Iontec für die Palettierung von Serienbauteilen mit gleicher Abmessung und großer Stückzahl eingesetzt. „Ohne unseren Roboter hätten wir diese Anlage nicht in unserer Produktionshalle untergebracht“, sagt Pabst. Für ein durchgängiges Rollenbandfördersystem sei nicht genug Platz vorhanden gewesen. „Außerdem reduziert das Umsetzen von Roboterhand die statischen Aufladungen des Materials, die sich zwangsläufig durch die Richtungswechsel der Rollen aufbauen und leicht für lästige Verschmutzung der Platten durch Späne und Staub sorgen.“

Die Akzeptanz des Roboters in der Fertigung ist hoch. Er hat den Namen Emma erhalten. (Bild: Kuka Group)
Die Akzeptanz des Roboters in der Fertigung ist hoch. Er hat den Namen Emma erhalten. (Bild: Kuka Group)

Hohe Akzeptanz der Mitarbeitenden

Aber was hat es mit dem Namen Emma auf sich? Joachimmeyer lüftet das Rätsel gerne: „Alle waren der Meinung, dass ein neuer Kollege auch einen Namen braucht. Da haben wir ein bisschen überlegt. Die Idee kam dann von meinem kleinen Sohn. Dessen beste Freundin heißt Emma. Sie gehen zusammen zur Schule und haben viel Spaß beim Spielen miteinander. Emma ist immer zur Stelle, absolut zuverlässig und enorm fleißig. Das passte perfekt. Emma finden alle im Unternehmen klasse.“

Und das sehen nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so. „Wenn sich unsere Kunden die Fertigung anschauen, sind sie immer ganz überrascht, hier einen Kuka-Roboter zu sehen. Emma ist für sie ein echter Star“, freut sich Joachimmeyer. „Da waren wir selbst ganz überrascht. Der Mix aus Industrie und Manufaktur, den wir bei Burnout Kitchen bewusst leben, ist ein echtes Highlight.“ Mindestens genauso wichtig sei aber auch, dass Automation für das junge Unternehmen einen Ausweg aus dem Fachkräftemangel bietet. „In unserer Region liegt das Zentrum der Möbelindustrie. Qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, wird immer schwerer. Da hilft uns die Robotik dabei, Fachkräfte gerade von monotonen und körperlich anstrengenden Arbeiten zu entlasten und ihnen anspruchsvollere und abwechslungsreiche Aufgaben geben zu können. Das ist ein Win-Win für alle“, betont der Burnot-.Kitchen-Geschäftsführer.

Eine möglichst effiziente, kundenindividuelle Produktion gehört von Anfang an zum Selbstverständnis des Küchenbauers. „Wir produzieren in Deutschland. Weil wir hier zu Hause sind. Und weil wir genau sehen und wissen wollen, was für unsere Outdoor-Küchen eingesetzt wird. Edelstahl, der hochwertig und widerstandsfähig ist. Küchenwerkstoffe, die leicht abwaschbar sind und jedem Wetter trotzen. Sowie Auszugssysteme, die von uns mit einem der führenden Hersteller speziell für die Anwendung im Outdoor-Bereich entwickelt wurden“, erklärt Joachimmeyer.

Cocooning-Effekt

Die Pandemie war gerade für kleinere und mittlere Unternehmen eine schwierige und existenzbedrohende Zeit. Erst recht für Startups, die sich ihre Marktzugänge erst noch erschließen müssen. „Wir haben in dieser Zeit vom Cocooning-Effekt profitieren können“, sagt Pabst. Weil Urlaubsreisen und Gastronomie ausgefallen waren, machten es sich viele Menschen zu Hause gemütlicher. Da wurde viel renoviert und in Gärten und deren Ausstattung investiert. Unsere Outdoor-Küchen trafen da genau den Nerv.“ 2020 erfolgte dann auch der Umzug von Bünde ins knapp 30km östlich gelegene Bissendorf. Im dortigen Gewerbegebiet hatte ein großer Wintergartenhersteller aus Kapazitätsgründen das Feld geräumt und Burnout Kitchen neben den Produktionshallen auch noch einen 1.800m2 großen, lichtdurchfluteten Showroom vererbt.

„Der Standort ist ein Glücksfall für uns“, schwärmt Joachimmeyer. „Hier können wir die Produktion, neue Produkte und das besondere Outdoor-Küchenerlebnis direkt miteinander verbinden. „Kukas KR Iontec, alias Emma, ist dabei nicht nur das sympathische Gesicht unserer in die Zukunft gerichteten Produktion. Die Automation erschließt Burnout Kitchen auch ganze neue Potenziale und mögliche Wachstumspfade“, so der Gründer. „Gegrillt wird bei uns natürlich auch. Mit Kunden und bei Events oder einfach so mit den Mitarbeitern. Da darf jeder mal den Grillmeister machen“, freut er sich. „Wir sind alle ein bisschen verrückt nach Grillen und gemeinsamem Genießen. Genau deswegen machen wir ja all das hier.“

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