Flexible Roboterentgratzelle zur Oberflächenbearbeitung von komplexen Bauteilen

Schneller und genauer als per Hand

Mit Hilfe der Software von Artiminds gelang es Greene Tweed in kurzer Zeit, eine automatisierte Roboterentgratzelle zu entwickeln, zu programmieren und zu integrieren, die sich flexibel auf unterschiedliche Bauteile und Geometrien anpassen lässt.
Das manuelle Entgraten führt zu einem uneinheitlichen, inkonsistenten Ergebnis und ist ein sehr zeitintensiver Prozess, den Greene Tweed mittels Roboterentgratzelle flexibel automatisiert hat.
Das manuelle Entgraten führt zu einem uneinheitlichen, inkonsistenten Ergebnis und ist ein sehr zeitintensiver Prozess, den Greene Tweed mittels Roboterentgratzelle flexibel automatisiert hat.Bild: Greene Tweed

Greene Tweed ist ein amerikanisches Unternehmen, das ein vielfältiges Portfolio an Thermoplast- und Verbundwerkstoffkomponenten in relativ kleinen Chargen produziert. Aufgrund der Variantenvielzahl ist es wichtig, dass eingesetzte Automatisierungslösungen flexibel anpassbar und unterschiedliche Oberflächenbearbeitungsaufgaben durchführbar sind. Um die Herstellungsprozesse ihrer thermoplastischen Verbundwerkstoffe zu verbessern, hatte das Team die Idee, eine neue Roboterzelle zu entwickeln und zu integrieren, mit der sich das Entgraten für Bauteile aus dem Verbundwerkstoff Xycomp flexibel und effizient automatisieren lässt.

ArtiMinds RPS ermöglicht es Greene Tweed, komplexe Bewegungspfade einfach zu generieren. Die Pfade mussten dabei auch auf die jeweiligen Szenarien übertragbar sein.
ArtiMinds RPS ermöglicht es Greene Tweed, komplexe Bewegungspfade einfach zu generieren. Die Pfade mussten dabei auch auf die jeweiligen Szenarien übertragbar sein.Bild: Greene Tweed

Robotergestütztes Entgraten

Xycomp ist ein haltbarer und leichter thermoplastischer Verbundwerkstoff. Er kann in eine Vielzahl komplexer Formen geformt werden, was ihn vor allem in der Luft- und Raumfahrt zu einem sehr beliebten Ersatzstoff für Metall macht. Die Langlebigkeit und Formbarkeit führt jedoch auch zu geometrisch komplexen Kanten mit scharfen Graten, die sich nur schwer gleichmäßig entfernen lassen. Bei kleinen Xycomp-Formteilen entfernt Greene Tweed die Grate daher zweistufig, das heißt sowohl in einem maschinellen als auch einem manuellen Schritt. Zunächst greift ein UR-Cobot das Teil und entfernt die Grate durch das Anfahren an eine fest stationierte Drahtbürste. Anschließend wird das Werkstück in einem manuellen Entgratprozess fertiggestellt. Diese Vorgehensweise funktioniert bei kleinen Formteilen zwar gut, war aber nicht auf die größeren Komponenten der Produktpalette skalierbar. Aus diesem Grund wurden größere Teile weiterhin manuell entgratet. Das manuelle Entgraten führt jedoch zu einem uneinheitlichen, inkonsistenten Ergebnis und ist ein sehr zeitintensiver Prozess. Je nach Bauteil und der Menge an Graten, die bei der Verformung entstanden sind, dauert das Entgraten durchaus 15 bis 25 Minuten.

Software für die Umsetzung und Integration

Auf einer Messe lernte Greene Tweed das Softwareunternehmen ArtiMinds Robotics kennen. Schnell entschied man sich, für die Anpassung des robotergestützten Entgratprozesses mit ArtiMinds zusammenzuarbeiten. In den ersten Testläufen mit kleinen Komponenten hatte Greene Tweed versucht, die Teile mit Hilfe von individuell angepassten Werkzeugen und einfacher Roboterprogrammierung, das heißt durch Einteachen einzelner Wegpunkte, zu entgraten. Aufgrund der geometrischen Komplexität der Produkte wurde jedoch sehr schnell klar, dass langfristig eine spezialisierte, auf die Anforderungen zugeschnittene Lösung benötigt wird. Greene Tweed nutzte daher die Roboterprogrammiersoftware ArtiMinds RPS für die Umsetzung und Integration ihrer Entgratanwendung.

Roboterprogramme einfach und schnell erstellen

Die intuitive Software ermöglicht es dem Anwender, neue Roboterprogramme einfach zu erstellen und zu implementieren. Programme lassen sich offline vorbereiten, die Kommunikation zwischen Peripheriegräten ohne großen Aufwand einrichten, logische Bedingungen integrieren und Programme durch Simulationen validieren, bevor sie auf das reale Robotersystem übertragen werden. Mit Blick auf komplexe Geometrien hat die RPS einen großen Vorteil: Anhand von CAD-Modellen der Bauteile lassen sich Roboterbahnen exakter und automatisiert, das heißt schneller, generieren. Greene Tweed konnte die neue Anwendung in kurzer Zeit entwickeln und erhielt ein Software-Framework, in das das Unternehmen mit Blick auf ihre Prozesse und ihr Knowhow hineinwachsen konnte.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

ArtiMinds Robotics GmbH

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Project Automation & Consulting Gmbh
Bild: Project Automation & Consulting Gmbh
Wenn der Cobot mit dem AGV…

Wenn der Cobot mit dem AGV…

Wie bestückt man mehrere 10.000 Spinnstellen besonders kosteneffizient? Eine solche Anfrage hatte der Sondermaschinenbauer Project von Saurer Technologies erhalten: Konkret ging es um ein global tätiges Textilunternehmen aus Amerika, das seine Kabliermaschinen nicht mehr manuell ausrüsten wollte. Die neu dafür entwickelte, außergewöhnliche Lösung – eine Kombination von AGV und Cobot – soll ab Ende Jahres ausgeliefert werden.

Bild: Denso Robotics Europe B.V
Bild: Denso Robotics Europe B.V
Millimetergenaue Montage

Millimetergenaue Montage

Die medizintechnische Zulieferindustrie steht nicht erst seit der Covid19-Pandemie vor Problemen: Einerseits konnte die herkömmliche Produktion für den Laborbedarf aufgrund der explosiv gestiegenen Nachfrage nicht mithalten, andererseits stand der Sektor bereits vorher aufgrund des zunehmenden,
globalen Wettbewerbs unter Kostendruck. Robotergestützte Montageanlagen können hier helfen, der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

Bild: Haro-Gruppe
Bild: Haro-Gruppe
Dem steigendem Auftragsvolumen gerecht

Dem steigendem Auftragsvolumen gerecht

In kaum einer anderen Branche gilt es so große Mengen in hoher Geschwindigkeit zu bewältigen, wie in der Getränkeindustrie: Fast 30.000 Kisten bewegen sich täglich bei der Herforder Brauerei aus der Produktion in die Lagerung. Aufgrund der steigenden Anforderungen an die Logistik sollte eine alte Förderstrecke sollte durch eine neue und zeitgemäße Linie ersetzt werden. Allerdings war die neue Anlage nicht nur als Schnittstelle zwischen Produktion und Lager gedacht, sondern auch zur Pufferung und zum Ausgleich zweier Etagen. Als passende Konzept erwies sich die Kombination eines Senkrechtförderers mit angetriebenen Rollenbahnen.