Comau Robotics in Deutschland
Interview Comau Robotics: ‚Newcomer mit 40 Jahren Robotikkompetenz‘
Der Roboterhersteller Comau hat seine Wurzeln als Ausrüster von Fiat im italienischen Automobilbau. Doch auch in Deutschland ist das Unternehmen schon lange aktiv und will dieses Engagement nun deutlich verstärken. Wie die dazu passende Produktstrategie aussieht und auf welche Stärken Comau bei seinem Vorhaben setzt, darüber sprach ROBOTIK und PRODUKTION mit Tobias Daniel, Head of Sales and Marketing bei Comau Robotics and Automation Products.
ROBOTIK und PRODUKTION: Herr Daniel, seit über 40 Jahren gibt es Comau. Seit wann gehört die Robotik zum Angebot des Unternehmens?
Tobias Daniel: Comau beschäftigt sich tatsächlich schon mit der Robotik seit es das Unternehmen gibt. Als weltweit tätiger Anlagenbauer und Innovationstreiber in der Automatisierungstechnik liefern wir seit jeher anspruchsvolle Lösungen für alle denkbaren automatisierten Applikationen – Roboter eingeschlossen. Als Tochter des Fiat-Chrysler-Konzerns hat Comau schon sehr früh die ersten Industrieroboter in die Produktionslinien gebracht und mit seinen Eigenentwicklungen Automations- und Produktionsprozesse realisiert – allerdings eben lange Zeit fokussiert auf Fiat und ein paar andere Automobilhersteller. Dementsprechend war auch das Portfolio stark an den Bedürfnissen der Autobauer ausgerichtet und Comau vor allem bei Applikationen im Punkt- und Lichtbogenschweißen oder bei hohen Traglasten breit aufgestellt. Mit der aktuellen Portfoliostrategie und Neuvorstellungen wie der Kleinroboterserie Racer sowie dem Scara Rebel-S weiten wir unser Angebot jetzt auch auf andere Anwendungen und Industriebereiche aus.
ROBOTIK und PRODUKTION: Welchen Stellenwert hat der deutsche Markt heute für das Robotergeschäft von Comau?
Daniel: Der hiesige Markt ist für Comau ein wichtiger Baustein in der strategischen Ausrichtung, denn in Deutschland werden durch die hohe Innovationsbereitschaft der Kunden viele Trends geprägt. Comau ist in Deutschland durchaus schon die letzten 25 Jahren aktiv, jedoch wurde der Markt durch die enge Verbundenheit zu Fiat, bis dato als Zielmarkt noch nicht optimal genutzt. Das ändern wir nun mit einer neuen Vertriebs- und Servicestrategie, die wir schon seit etwas über einem Jahr umsetzen. Deutschland ist jetzt ein Fokusland, in dem wir uns einschließlich Management sowie Vertriebs- und Serviceteam neu aufgestellt haben und auch die Robotikstandorte ausgebaut haben. Als krönenden Abschluss dieser Neuausrichtung haben wir mit unserer Robotik auf der diesjährigen Automatica ein breites Spektrum an innovativen Neuheiten vorgestellt und dadurch die Aufmerksamkeit der Branche, der Kunden, Integratoren, aber auch die der etablierten Wettbewerber auf uns gezogen.
ROBOTIK und PRODUKTION: Welche Industriebereiche, Branchen und Anwendungen wollen Sie nun verstärkt adressieren?
Daniel: Die Robotik hält in immer mehr Industriezweigen Einzug und die Anwendungsgebiete weiten sich stetig aus. Wir diversifizieren uns daher über die Branchen und um diese optimal zu bedienen, entwickeln wir neue Produkte, die auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten sind. Das größte Potential sehe ich in integrierten Robotiklösungen wie Handling, Maschinenbeschickung, Elektro- und Pick&Place- Applikationen, also in allen Bereichen, in denen Präzision und Geschwindigkeit gefragt sind. Hier liegt unser Fokus. Dementsprechend haben wir aktuell auch unsere Kleinroboterfamilie Racer um zwei Modelle mit 5 und 7kg Traglast ergänzt. Regionale Unterschiede sehe ich nur insofern, dass z.B. die Elektronikfertigung in China stärker ist als in Italien oder dass in Deutschland traditionell die Automobilindustrie stark ist – generell wächst der Bedarf an Automatisierungslösungen aber regions- und branchenübergreifend stark an. Märkte mit großem Potential sind z.B. China und Indien, wo die Lohnkosten steigen, aber auch Länder wie Polen und die Türkei.