Jobs schaffen und formen
Keine Frage: Die Robotik ist eine technologische Schlüsseldisziplin unserer Zeit. Mit Ausnahme der Digitalisierung wird kaum eine andere Technologie die industrielle Fertigung so stark in den nächsten Jahren prägen. Und auch kaum eine andere Branche, die solch ein Wachstum vorweisen kann. Es könnte alles so schön sein. Bliebe nicht ein fader Beigeschmack bei der Frage: Was passiert mit den Arbeitsplätzen in der Fabrik?
Die Automatica wirft ihre Schatten voraus, das haben wir in der Redaktion von ROBOTIK UND PRODUKTION deutlich gespürt. Es wurde nicht nur eine Unzahl an Neuheiten zur Messe angekündigt – mit der wir weit über 20 Seiten dieser Ausgabe gefüllt haben. Es erreichten uns in den vergangenen Tagen auch verstärkt die Ergebnisse von Studien zu Trends und Zahlen der Robotik.
Eine aktuelle Prognose kommt von der International Federation of Robotics (IFR): Mehr als drei Millionen Industrieroboter sollen bis 2020 weltweit im Einsatz sein. Damit hätte sich der operative Bestand innerhalb von sieben Jahren mehr als verdoppelt. Eine weitere Studie im Auftrag des BMBF bewertet die verbauten Robotereinheiten im Vergleich zum Arbeitsmarkt. Die Roboterdichte hierzulande liegt demnach im weltweiten Vergleich auf Rang drei. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Beschäftigten in Deutschland den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Doch lassen sich diese Zahlen überhaupt in direkten Bezug setzen? Stellenstreichungen durch Roboter werden in der Gesamtbilanz durch neue Jobs ausgeglichen. Und die steigende Automation und Digitalisierung wird in den Betrieben bis 2021 vermutlich zu einer weiteren Erhöhung der Beschäftigung führen.
Ob das wirklich so zutrifft, werden wir sehen. In jedem Fall wird der zunehmende Einsatz von Robotern die Arbeitswelt in der Fabrik verändern. Dass die Maschinen dem Menschen gefährliche oder monotone Arbeiten abnehmen, kommt in der Belegschaft prinzipiell gut an. So zumindest der Automatica-Trend-Index 2018. Zwei Drittel der Befragten sehen die Zusammenarbeit mit Robotern als Chance für qualifiziertere Arbeit oder berufliche Fortbildung. Ganz anders werden entsprechende Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung im eigenen Betrieb eingeschätzt. Nicht einmal jeder Vierte vergibt hier die Note gut oder sehr gut.
Diesem Defizit kommen die Anbieter von Robotiklösungen ein Stück weit entgegen. Das zeigen viele Beiträge in dieser Ausgabe mit Schlagworten wie Teach-in, intuitivem Bedienen, Plug&Play oder Drag&Drop: Man muss heute kein Spezialist mehr sein, um sich Robotikkompetenz anzueignen. Informieren Sie sich also in diesem Heft und beim Besuch der Automatica, lieber Leser, wie Sie sich im Umfeld der Robotik jobmäßig fit halten können. In diesem Sinne wünsche ich eine spannende Lektüre.
PS: Auf die einfache Realisierung von Applikationen und ein spielerisches Begreifen der Robotik geht übrigens auch ein Demonstrator von Machineering, Faude und Kinematics auf der Automatica ein (Stand B5.505). Infos zu unserem Gewinnspiel in diesem Rahmen gibt es auf Seite 101.