Interview mit FPT-Chef Hermann Müller zum 40. Jubiläum

Kreativität macht uns stark

Mit rund 150 Mitarbeitenden positioniert sich FPT Robotics als Trendsetter in der Automatisierungsbranche. Welcher Anspruch dahinter steckt, erklärt Inhaber und Geschäftsführer Hermann Müller anlässlich des 40. Jubiläums.
Bild: FPT Robotik GmbH & Co.

Wie kam es zur Gründung von FPT, Herr Müller?

Hermann Müller: Ich arbeitete damals als Entwicklungsleiter in einem Unternehmen, hatte dort aber irgendwie nicht die Plattform, meine Automatisierungsvision zu leben. Also machte ich mich selbständig. Zu dieser Zeit gab es im Grunde noch kaum Roboter in Deutschland. Kuka lieferte ein Jahr zuvor den ersten Roboter in Serie. Viele kleine Unternehmen im Bereich Kunststoff begannen langsam, sich mit dem Thema zu beschäftigen. So auch wir.

Was hat Ihr Unternehmen erfolgreich gemacht?

Müller: Den größten Erfolg sehe ich in den langjährigen Kooperationen mit großen Unternehmen wie Arburg, SSI Schäfer, Kuka oder Blum. Dadurch haben wir an Stärke gewonnen. Dadurch haben wir die Chance, Wege zu gehen, die wir als Einzelner nicht gehen könnten. Vor allem aber gibt es uns die Möglichkeit, uns auf das zu konzentrieren, was wir am besten können. So haben wir immer wieder komplett neue Lösungen entwickelt. Bei manchen waren wir der Zeit voraus. Andere haben wir weit nach vorn gebracht. Zum Beispiel in der Kunststoffbranche. Projekte mit bis zu 13 Robotern an einer Produktionsmaschine kann man nur mit viel Expertise und Erfahrung umsetzen.

Was machen Sie anders?

Müller: Was uns stark macht, ist die Kreativität. Das war am Anfang so und ist es immer noch. Wenn man kreativ sein will, braucht man Freiheiten. Anfangs habe ich die Firma deshalb ganz ohne bzw. mit relativ flachen Hierarchien geführt. Mit zunehmender Unternehmensgröße erfordert es andere Strukturen, die Kreativität haben wir uns aber zu einem großen Teil bewahrt. Alle Ideen, die ich hatte und habe, entstanden nicht in der Firma. Firma ist Routine. Echte Visionen entstehen auf der Messe, im Auto, in der Kneipe oder mitten in der Nacht zuhause. Ich habe gelernt, auch diese Aufgabe wahrzunehmen: Die Kreativität nicht zu vernachlässigen. Der Schlüssel ist, dass die Routine nicht zu 100 Prozent den Tag raubt.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Chancen für die Zukunft?


Müller: Die Welt verändert sich: Digitalisierung, KI – alles wichtige Themen. Doch wir werden eine Autokrise haben, schlichtweg weil das Elektroauto viel weniger Teile hat. Wir werden mit der Globalisierung zurückrudern, weil sie abhängig macht. Das ist ein gefährliches Spiel. Aber daraus ergeben sich auch Chancen, die wir nutzen können. Wir sprechen zum Beispiel schon seit Jahren darüber, dass Industrieunternehmen ihre Anlagen mittel- und langfristig nicht mehr kaufen, sondern diese nur noch nach Nutzung zahlen werden.

Was bedeutet das für die Zukunft von FPT?


Müller: Man muss sich schlichtweg immer wieder neu aufstellen. Auch die Standardisierung ist ein ganz wichtiges Element. Letztendlich muss man schauen: Wo ist der Markt, wo sind die Nischen, in denen wir erfolgreich sein können? Wir können nicht alles machen, sondern müssen die Dinge erkennen und forcieren, die uns nach vorn bringen. Unser Knowhow ist der Schlüssel. Nicht zu machen, was andere machen, sondern unsere Stärken zu nutzen und das zu schaffen, was der Markt braucht. Das ist das Entscheidende.

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