Interview mit Yosuke Sawada von Denso

Cobotta Pro: Der Cobot für höchste Produktivität

Vor rund einem Jahr hat Denso den Cobotta Pro vorgestellt. Auf der diesjährigen Automatica war das Robotermodell erstmals in allen Varianten und in verschiedenen Anwendungsfällen zu sehen. Im Gespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION erklärt Yosuke Sawada, Global Director of Product Planning für das Robotikportfolio bei Denso, welche Eigenschaften den Cobot besonders machen und welche neuen Industriezweige er damit erobern soll.
Bild: Denso Robotics Europe / Denso Europe B.V.

Warum hat Denso den Cobotta Pro entwickelt, Herr Sawada?

Yosuke Sawada: Wenn man die beiden existierenden Robotertechnologien miteinander vergleicht, also klassische Industrieroboter und kollaborative Roboter, sind Cobots natürlich ein aufstrebendes Marktsegment. Denso verfügt seit langem über ein breites Angebot an Robotertechnologien für die schnelle industrielle Massenproduktion. Doch einige Bestandskunden und viele weitere Firmen waren auch an der neuen Art von Lösungen interessiert – also an Kinematiken, die mit kleinen Robotertechnologien arbeiten, aber hoch flexibel einsetzbar sind. Roboter, die in der Lage sein müssen, flexibel miteinander, sowie sicher mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Das ist ein völig anderer Ansatz als bei herkömmlichen Industrierobtern für die Massenproduktion, da Cobots oft direkt neben den Mitarbeitern installiert werden und diese zusammenarbeiten. Dafür wurde ein Roboterkonzept benötigt, das auf die vom Menschen ausgeführten Arbeiten ausgerichtet ist.

Hatte Denso mit dem Cobotta nicht bereits eine Lösung für diese Aufgabenstellung?

Cobotta und Cobotta Pro sind zwei unterschiedliche Konzepte. Zwar handelt es sich bei beiden um kollaborative Roboter, aber der Cobotta wurde für die permanente Zusammenarbeit neben oder vor dem Menschen konzipiert, während der Cobotta Pro sowohl in kollaborierenden als auch in nicht-kollaborierenden Anwendungen vor allem auf Produktivität und Effizienz ausgelegt ist. Cobotta Pro wurde nicht nur entwickelt, um die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Roboter zu erleichtern, sondern auch, um die Produktivität kontinuierlich zu verbessern – bei einfachen Aufgaben wie auch bei komplexen Prozessen.

Welchen Einfluss hat der Cobotta Pro auf den Markt?

Viele Kunden, die ich treffe, denken immer noch, dass ein Cobot langsam sein muss. Ich bin der Meinung, das ist ein Missverständnis. Natürlich erfüllt der Cobotta Pro die Sicherheitsanforderungen gemäß der ISO/TS15066 vollständig. Diese Spezifikation hat sich nie auf die Geschwindigkeit des Roboters konzentriert, sondern auf die ausgeübte Kraft und den Druck: Der Roboter kann sich schnell bewegen, solange Kraft und Druck unterhalb des zulässigen Bereichs bleiben. Mit dem Cobotta Pro haben wir deshalb einen sicheren Cobot entwickelt, der maximale Produktivität bei maximaler Sicherheit bietet. Kunden, die ihn einsetzen, haben mittlerweile realisiert, dass sich auch ein Cobot schnell bewegen kann. Das ist genau die Wirkung, die dieser Roboter auf den Markt entfalten soll.

Durch seine besonderen Eigenschaften wollen wir uns mit dem Cobotta Pro auch auf komplexere und leistungsfähigere Anwendungen konzentrieren.

Yosuke Sawada, Denso
Durch seine besonderen Eigenschaften wollen wir uns mit dem Cobotta Pro auch auf komplexere und leistungsfähigere Anwendungen konzentrieren. Yosuke Sawada, Denso
Yosuke Sawada, Denso – Bild: Denso Robotics Europe / Denso Europe B.V.

Für welche Industriesegemente eignet sich der Cobotta Pro?

Der Cobotta Pro eignet sich für alle wichtigen Industriesegemente. Wir sehen keine Einschränkungen und bekommen auch bereits Anfragen aus ganz unterschiedlichen Branchen, z.B. Automobilbau, Logistik, Elektronik oder Medizin und Pharma. Letztlich gehen wir davon aus, dass der Roboter in allen Branchen eingesetzt wird. Noch zeigen aktuelle Umfrageergebnisse allerdings, dass etwa 70 Prozent der Cobots für recht einfache Applikationen genutzt werden. Das spiegelt meiner Meinung nach jedoch nicht den tatsächlichen Bedarf wider. Stattdessen haben die Nutzer ihre Anwendungen bisher an die begrenzte Leistung der angebotenen Cobots angepasst. Das wollen wir mit dem Cobotta Pro ändern und uns auf komplexere und leistungsfähigere Anwendungen konzentrieren.

Wie würden Sie die größten Vorteile des neuen Denso-Roboters definieren?

Erstens die Schnelligkeit gepaart mit einem Sicherheitskonzept, das hohe Produktivität ermöglicht. Bei größerem Abstand zwischen Roboter und Mensch hat der Cobotta Pro eine maximale TCP-Geschwindigkeit von 2.500 mm/s. Darüber hinaus sind in jedem Gelenk kompakte Drehmomentsensoren verbaut, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Dazu gibt es optional eine berührungsempfindliche weiche Abdeckung mit einem zweischichtigen Design aus einer soften Silikonhülle und hochempfindlichen Sensoren. Deshalb erlaubt der Roboter eine höhere Geschwindigkeit für kollaborative Arbeitsprozesse. Weitere Vorteile sind etwa die TÜV-zertifizierten Sicherheitsfunktion oder die einfache Programmierung. Der Cobotta Pro bietet z.B. ein benutzerfreundliches Direkt-Teaching, mit dem er schnell und intuitiv in der Anwendung integriert werden kann.

Wie sieht es auf Steuerungsseite aus?

Um in den erwähnten komplexen Anwendungen zu arbeiten, sind zusätzliche Technologien nötig: etwa im Bereich der 3D-Vision oder ein Steuerungssystem, das auch die Peripheriegeräte rund um den Roboter steuern kann. Deswegen haben wir etwas Neues entwickelt: die CRC9-Robotersteuerung. Deren Hauptmerkmal ist die offene Entwicklungsumgebung. In der Vergangenheit konnten nur Denso-eigene Funktionen umgesetzt werden. Im Gegensatz dazu kann die CRC9 nicht nur als Robotersteuerung eingesetzt werden, sondern ermöglicht Anwendern und Systemintegratoren auch die Entwicklung eigener Anwendungssoftware in derselben Umgebung. Dadurch wird das Einsatzspektrum erheblich erweitert.

Inwieweit hat sich der Cobotta Pro bereits auf dem Markt bewährt und wie geht es weiter?

Nun, ein Jahr nach Einführung, beginnt er sich bereits auf dem Markt zu etablieren, und wir erwarten, dass er bis zum
nächsten Jahr weitverbreitet in der Industrie eingesetzt wird. Wir selbst haben den Cobot in verschiedenen Produktionsstätten von Denso Automotive in der Montage, sowie in Laboreinrichtungen installiert, um nur zwei Beispiele zu nennen. Künftig wollen wir uns weiterhin auf die genannten Vorteile konzentrieren, aber in erster Linie auf die hohe Produktivität. Denn damit sind Zykluszeiten möglich, welche schneller sind als bei Cobots unserer Wettbewerber

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