Interview mit Helmut Schmid, Universal Robots

Interview mit Helmut Schmid, Universal Robots

„Das Besondere? Die Einfachheit!“

Universal Robots (UR) ist Pionier der Leichtbaurobotik – und heutiger Marktführer. Wie es dazu kam, erklärt der Deutschland-Chef Helmut Schmid pünktlich zum zehnjährigen Firmenbestehen im Gespräch mit ROBOTIK UND PRODUKTION.

„Den Proof of Concept haben wir mit 31.000 verbauten Robotern längst erbracht.“ Helmut Schmid, Universal Robots (Bild: Universal Robots (Germany) GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Vom Pionier zum Marktführer im Bereich kollaborativer und Leichtbauroboter – wie hat Universal Robots das geschafft, Herr Schmid?

Helmut Schmid: Anfangs mussten die Firmengründer das Thema Leichtbaurobotik proaktiv vorantreiben, um überhaupt Aufmerksamkeit für das neu entwickelte Produkt zu generieren. Sprich: Wir haben die Roboter wortwörtlich zu den Firmen getragen, um die einfache Installation und Inbetriebnahme zu zeigen – direkt in den Büros am echten UR-Roboter ohne Schutzumhausung. Das war komplett neu und hat für großes Erstaunen gesorgt. Dennoch ist es auch heute noch unsere größte Herausforderung, das Technologiefeld der Mensch/Roboter-Kollaboration tiefer in den Markt zu bringen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: War die Leichtbaurobotik ursprünglich ein Schuss ins Blaue?

Schmid: Sicherlich war anfangs nicht absehbar, in wie weit man damit Erfolg haben würde. Aber es gab eben die Vision einer einfach zu programmierenden, kostengünstigen und sicheren Kinematik für den Einsatz im direkten Umfeld des Menschen. Und an deren Erfolg hat die Mannschaft von UR vom Start weg fest geglaubt.

ROBOTIK UND PRODUKTION: UR war Anfang der 2000er-Jahre nicht die einzige Firma, die sich mit Leichtbau und MRK beschäftigt hat. Was war an ihren Robotern das Besondere?

Schmid: Das Besondere? Ganz klar die Einfachheit – vor allem bei der Installation und Programmierung. Sie ist bis heute das Unterscheidungskriterium Nummer 1. Wir wollen Roboter so einfach bedienbar machen wie ein Smartphone. Dieser Ansatz zielte von jeher auf kleine und mittelständische Unternehmen, die sich Industrieroboter und entsprechende Experten bisher nicht leisten konnten.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Heute setzen aber auch große Unternehmen Ihre Roboter ein.

Schmid: Trotz Fokussierung auf KMU haben wir die Kurve zu den Großunternehmen ebenfalls gekriegt. Dafür war vor allem ein Proof of Concept nötig, den wir mit 31.000 verbauten Robotern längst erbracht haben. Und so wollen auch die Konzerne mehr Mitarbeiter in der Produktion befähigen, einen Roboter einzurichten.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Aktuellen Zahlen zufolge hält UR als Marktführer seinen Vorsprung. Warum tun sich die anderen damit so schwer, aufzuschließen?

Schmid: Statt Roboter direkt zu verkaufen, hat UR ein Partner- und Integratorennetz aufgebaut, das sich mittlerweile zu einer großen Spezialistengemeinschaft entwickelt hat. Darauf aufsetzend, heben wir das Thema Leichtbaurobotik mit der Applikations- und Lösungsplattform UR+ noch mal auf ein neues Level. Man kann sicherlich ein Produkt nachbauen, aber eine solche Plattform und die dahinter stehende Community lässt sich nicht kopieren. In diesem Sinne versuchen wir immer, einen Schritt voraus zu sein

Roboter bauen Roboter

Die Roboter vom Typ UR3, UR5 und UR10 fertigt Universal Robots ausschließlich am Stammsitz im dänischen Odense. Auf einer Fläche von rund 800m² werden die Gelenke montiert und anschließend zu vollständigen Roboterarmen zusammengebaut – auf mehreren Produktionslinien mit je zehn bis zwölf Stationen, lean und im One Piece Flow. Hier fertigen rund 80 Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb rund 80 Roboter pro Tag. Alle einzelnen Gelenke – es gibt sie übrigens in fünf Baugrößen – sowie die fertigen Arme werden in der Linie kalibriert und ausgiebig getestet. Und wie könnte es anders sein: Natürlich arbeiten die Werker in der Fertigung auch mit hauseigenen Robotern kollaborativ zusammen – knapp 20 UR-Roboter sind in den Linien verbaut und helfen fleißig bei der Entstehung ihrer neuen Artgenossen. So schafft es Universal Robots auf zwei Wochen Lieferzeit.

Bild: Universal Robots (Germany) GmbH

Universal Robots (Germany) GmbH
www.universal-robots.com

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: EVO Informationssysteme GmbH / Zeroclamp
Bild: EVO Informationssysteme GmbH / Zeroclamp
Werkzeugverfügbarkeit gesichert

Werkzeugverfügbarkeit gesichert

Mit einem Kooperationsprojekt zeigen Evo Informationssysteme und Zeroclamp, dass Automation und eine möglichst durchgängige Digitalisierung unbedingt zusammengehören. Mithilfe der Digitalisierungs-Tools EvoJetstream und EvoTools für den Zerobot, einen flexiblen Scara-Roboter zur Beladung von CNC-Werkzeugmaschinen, kann der Bediener in Sekunden checken, ob werkzeugseitig alles für die mannlosen Schichten vorbereitet ist.

Gemeinsame Produktlinie von Omron und Neura

Gemeinsame Produktlinie von Omron und Neura

Die strategische Partnerschaft von Omron und Neura Robotics hat erste Früchte getragen: Gemeinsam stellen sie auf der kommenden Automate in Chicago die neue Roboterserie Omron iCR vor.