Kommentar von Christian Hoppe, Managing Director der Silicon Valley Bank Deutschland

Kommentar von Christian Hoppe, Managing Director der Silicon Valley Bank Deutschland

Deutschland ist gefragter Robotikstandort, aber …

Die gute Nachricht lautet: Deutschland ist als Standort für Industrierobotikunternehmen durchaus beliebt. In einem internationalen Vergleich belegt die Bundesrepublik derzeit den zweiten Platz hinter Japan – mit 26 Prozent Anteil deutscher Unternehmen am weltweiten Umsatz. Auf den Rängen dahinter folgen die USA, die Schweiz und China. Das belegen Zahlen des kürzlich veröffentlichten Future of Robotics Reports. Doch gleichzeitig macht ein Blick in die Statistiken auch deutlich, dass in hiesige Unternehmen weitaus seltener Wagniskapital fließt als in anderen Teilen der Welt.

„Ziel für Deutschland muss es sein, perspektivisch zu den führenden Venture-Capital-Nationen wie den USA oder China aufzuschließen.“ Christian Hoppe, Silicon Valley Bank Deutschland (Bild: SVB Financial Group)

Mit gerade einmal 0,5 Prozentpunkten Anteil am globalen Investment-Kuchen ist Deutschland hinter führenden Ländern wie den USA (55) oder China (26) weit abgeschlagen. Als Industrie- und Importland ist Deutschlands Wohlstand signifikant von der Produktion von Gütern abhängig. Ohne ausreichend Investitionen in wichtige Zukunftsfelder werden sich Produktionen und damit auch Gewinne und Wohlstand mittel- bis langfristig in andere Regionen verschieben. Ein Negativszenario, das der Bundesrepublik durchaus auch beim Thema Robotik drohen kann. Denn von Lernkurveneffekten und exponentiellem Wachstum in der Zukunft profitieren vor allem Staaten, Regionen und Unternehmen, die Potentiale früh erkennen und entsprechend investieren. Das beweist nicht zuletzt auch das Beispiel von Tesla, erst kürzlich zur weltweit wertvollsten Automarke aufgestiegen. Für die deutsche Autoindustrie werden die Investitionen und Anstrengungen mit jedem Tag immer größer, um mit dem US-Autobauer, Pionier im Bereich Elektroantrieb, wieder auf Augenhöhe zu kommen.

Wie kann Deutschland als Robotikstandort attraktiv bleiben?

Ziel muss es daher sein, perspektivisch zu den führenden Venture-Capital-Nationen wie den USA oder China aufzuschließen. Dabei gilt es, auch im Rahmen der Covid-19-Zukunftsinvestitionsprogramme den Bereich Robotik nicht aus den Augen zu verlieren. Die PAiCE-Förderinitiativen des Bundeswirtschaftsministeriums, die 2019 gestartet wurden und über die 50Mio.€ für zukunftsweisende Technologiefelder wie Produktengineering, Logistik oder eben auch Robotik bereitgestellt werden, bilden hier eine gute Grundlage. Doch gerade jetzt muss weiter massiv investiert werden, um den Anschluss nicht zu verlieren. Gleichzeitig sollten verstärkt Anreize für Wagniskapitalgeber und Corporate-Investoren gesetzt werden, entsprechende Unternehmen und Technologien zu fördern, während auf nationaler Ebene – neben den Impulsen, die die EU-Kommission mit ihrem Horizon2020-Programm setzt – außerdem zusätzliches Kapital für Forschung und Entwicklung bereitgestellt und z.B. Universitäten dabei unterstützt werden sollten, Innovationen im Robotiksektor noch stärker zu forcieren.

Invest in die Zukunft

Dass es trotz aller Kritik durchaus auch positive Signale gibt, zeigen zwei ermutigende Beispiele von deutschen Robotikunternehmen, die kürzlich Funding in Millionenhöhe einsammeln konnten: Wandelbots, Start-up aus Dresden, erhielt im Juni 30Mio.€ frisches Kapital unter anderem von 83North, Microsoft und Siemens und NavVis, ansässig in München, wurde Anfang Juli mit 20Mio.€ von der Europäischen Investment Bank (EIB) gefördert. Das macht Hoffnung. Nur darf man sich hierzulande eben nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen, sondern muss mutig in die Zukunft investieren. Nur so bleibt Deutschland auch weiterhin als Heimat für Zukunftstechnologien attraktiv, nur so lässt sich Wohlstand auf Dauer sichern.

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