Flexible Transportrobotik
Auf den Aufsatz kommt es an!
Mobile, autonome Transportroboter sollen die Intralogistik fit für die vernetzte Produktion machen. Der Schlüssel zu ihrer Flexibilität liegt jedoch in möglichst vielseitigen Aufsatzmodulen: Denn erst so lassen sich die mobilen Plattformen zur funktionalen Automatisierungslösung erweitern.
Die digitale Vernetzung industrieller Fertigung ist längst in vollem Gange. Kollaborierende Roboter helfen Betrieben, mit volatilen Marktbedingungen fertig zu werden. Doch hochmoderne Fertigungstechnologien sind nur ein Aspekt institutioneller Wertschöpfung: Auf dem Weg zur smarten Fabrik gilt es, auch den Materialfluss im Blick zu behalten. Viele Unternehmen verkennen jedoch, welches Potential ihre Intralogistik birgt. Unzählige Mannstunden gehen durch Laufwege und Warentransporte verloren. Und das schadet letztlich der Effizienz der gesamten Fertigung.
Transportroboter verbessern Intralogistik
Transportroboter können Abhilfe schaffen. Mobile Industrial Robots (MiR) produziert mobile, autonome Roboter, die den internen Materialfluss in unterschiedlichen Branchen verschlanken. Mit einer Nutzlast von bis zu 500kg nehmen sie Werkern das Heben und Tragen schwerer Güter ab. So entlasten sie Mitarbeiter zugunsten anspruchsvollerer Tätigkeiten. Rund um die Uhr einsetzbar, helfen sie Unternehmen, ihre Produktionskapazitäten voll auszuschöpfen. Im Vergleich zu flurgebundenen Transportsystemen fügen sich die Roboter flexibel in dynamische Produktions-Layouts ein. Aufwendige Anpassungen der Infrastruktur ersparen sie dem Anwender, denn durch spezielle Sensortechnik und Sicherheitsalgorithmen navigieren sie autonom. So finden sie sich auch in menschlicher Umgebung sicher zurecht.
Roboter und Aufsatzmodul in Kombination
Angesichts dieser Vorteile sind solche mobilen Roboter in den Werkshallen immer öfter anzutreffen. Damit weitet sich der Blick vom mobilen Roboter und seiner Technologie hin zu seinem Wirken als ganzheitlicher Applikation: Denn der Transportroboter selbst ist eine offene Plattform, die erst durch die Bestückung mit Aufsätzen zur funktionalen Automatisierungslösung avanciert. In dieser Form kann er den Bedarfen des Endanwenders entgegenkommen. Daher entwickeln immer mehr Hersteller individuelle Module, um die Einsatzfähigkeit mobiler Roboter auszubauen. In der Fertigung werden Roboter häufig mit Regalaufsätzen bestückt. Sie haben sich als besonders praktisch erwiesen, um etwa Halberzeugnisse zwischen einzelnen Produktionsschritten zu transportieren. Mitarbeiter rufen den Roboter per Knopfdruck, beladen sein Regal mit den jeweiligen Materialien und schicken ihn anschließend wieder auf die Reise. Ergonomisch günstige Regalladeflächen erleichtern das Be- und Entladen zusätzlich. Ist der Roboter mit einem Regalheber ausgestattet, kann er Regale mit Rollen sogar eigenständig aufnehmen. Das Medizintechnikunternehmen Argon Medical Devices z.B. setzt in seiner Produktion einen MiR200, benannt nach seiner Traglast in Kilogramm, mit Regalaufsatz ein. Dort übernimmt er Botengänge zwischen Produktion und Lager. Vor jedem Transport beladen ihn die Mitarbeiter mit bis zu acht Transportboxen von jeweils rund 20kg. So spart das Unternehmen die Ressourcen einer Vollzeitkraft, die in der Materialdisposition dringender gebraucht wird. Auch Förderbandmodule sind häufig eingesetzte Aufsatzlösungen mobiler Roboter. Meist überbrücken sie den Materialfluss zwischen fixierten Förderbändern oder Fertigungszellen. Dabei dienen sie auch der Vollautomatisierung, also der Realisierung nahezu selbsttätiger Transportvorgänge, bei denen sich die menschlichen Eingriffe auf überwachende und steuernde Tätigkeiten wie Ingangsetzung, Rohstoffzufuhr oder Produktentnahme beschränken. Beim Elektronikhersteller Kamstrup etwa transportieren drei MiR100 Halberzeugnisse zwischen Produktionslinien und Fertigungszellen. Gibt ein Mitarbeiter eine Bestellung in das ERP-System ein, erhalten die Roboter eine Liste mit Routen, die sie selbständig abfahren. Dann liefern sie z.B. Artikel zu einer Fertigungszelle und laden sie dort mittels des Förderbandmoduls ab.
Neue Dimensionen der Intralogistik
In industriellen Umgebungen ist auch der Transport schwerer Güter wie Paletten ein Thema. Eine Automatisierungslösung bietet hier der mobile Roboter MiR500. Von der Größe einer Europalette und mit einer Traglast von 500kg ist er besonders robust. In Kombination mit dem Palettenheber MiR Pallet Lift kann er Paletten automatisiert von der Abnahmevorrichtung MiR Pallet Rack aufnehmen und abladen. Ein ganz neues Einsatzfeld eröffnen auch Anwendungen mit Roboterarmen, die sich gerade für Pick&Place-Aufgaben anbieten. Die Kombination aus Mobilität und handwerklichem Geschick unterstreicht den Trend zur Vernetzung innerhalb der Roboterindustrie.
Transportroboter als Basis
Die Vielzahl an Möglichkeiten macht systematische Übersichten notwendig. Hersteller beginnen, die von Distributoren bereitgestellten Aufsatzlösungen in Onlineportalen darzustellen. Ein Beispiel findet sich im Trade Forum von MiR, mit dem das Unternehmen seinen Kunden einen Überblick zu den am Markt verfügbaren Modulen bietet. Solche Ansätze zeigen, dass sich das Angebot an Bestückungslösungen zunehmend individualisiert: Das Einsatzspektrum mobiler Roboter weitet sich perspektivisch. Erst die Kombination aus Modul und Roboter gewährleistet also eine individuelle Skalierbarkeit der Automatisierungslösung: Sie gibt dem Anwender die Freiheit, den Roboter genau für seine spezifischen Bedarfe einzusetzen. Nur so kann Automatisierung den Wettbewerbsvorteil, den sie verspricht, auch einlösen.