Anspruchsvolles fahrerloses Transportsystem für Brose

FTS für Spezialaufgaben

Am Standort Hallstadt bei Bamberg fertigt das Automotive-Unternehmen Brose Türsysteme, Fensterheber und elektronische Bauteile. Hier sind zwölf Transportroboter des Typs Smart Move von EK Robotics im Einsatz. Sie optimieren im Dreischichtbetrieb den Materialfluss, versorgen die Produktion per Groß- und Kleinladungsträger, transportieren Fertigwaren und Leergut.
Der Hersteller von mechatronischen 
Automotive-Komponenten Brose betreibt am Standort Hallstadt bei Bamberg ein fahrerloses Transportsystem von EK Robotics mit zwölf Transportrobotern des Typs Smart Move in zwei verschiedenen Ausführungen.
Der Hersteller von mechatronischen Automotive-Komponenten Brose betreibt am Standort Hallstadt bei Bamberg ein fahrerloses Transportsystem von EK Robotics mit zwölf Transportrobotern des Typs Smart Move in zwei verschiedenen Ausführungen.Bild: ek Robotics GmbH

Seit 2021 hat Brose in Hallstadt ein fahrerloses Transportsystem von EK Robotics im Einsatz. Es ist bereits das zweite Projekt dieser Art: Im britischen Brose-Werk in Coventry ist bereits ein FTS von EK Robotics mit neun fahrerlosen Transportfahrzeugen des Typs Smart Move in Betrieb.

Gerald Röhner, Leiter Produktionslogistik der Brose-Gruppe dazu: „Die guten Erfahrungen aus dem Coventry-Projekt in England haben für EK Robotics gesprochen. Für das Vorhaben in Hallstadt war aber vor allem ausschlaggebend, dass das Unternehmen ein Gesamtkonzept präsentieren konnte, das auch aus kaufmännischer Sicht überzeugte.“ Auch für Hallstadt fällt die Wahl auf den Transportroboter der Serie Smart Move, aktuell sind es in Hallstadt insgesamt zwölf FTS in der Variante als Hochhubwagen L14. Drei davon können für den Spezialeinsatz als KLT-Transporter verwendet werden.

Am bayerischen Standort in Hallstadt geht es darum, bisher manuell durchgeführte Arbeitsprozesse zu automatisieren. Röhner erklärt: „Eine Besonderheit dort besteht darin, nicht nur den Transport von Großladungsträgern (GLT), sondern auch den von Kleinladungsträgern (KLT) zu automatisieren. Wegen der begrenzten Fahrwege wäre ein Mischverkehr von manuellem Verkehr und FTS nicht möglich. Deshalb wollten wir ein System entwickeln, mit dem auch das Be- und Entladen von KLT vollautomatisch abläuft.“

Auch der Transport von Kleinladungsträgern (KLT) inklusive Be- und Entladung ist vollständig automatisiert - dafür kommt ein eigens entwickelter Portalwagen zum Einsatz.
Auch der Transport von Kleinladungsträgern (KLT) inklusive Be- und Entladung ist vollständig automatisiert – dafür kommt ein eigens entwickelter Portalwagen zum Einsatz.Bild: ek Robotics GmbH

Komplexes Gesamtsystem mit vielen Schnittstellen

Die Ausgangslage in Hallstadt ist anspruchsvoll, mit allein 700 Stellplätzen für GLT. Für KLT sind es rund 1.400, mit knapp 90 unterschiedlichen Varianten für Paletten und Gebinde. Der Fahrkurs der Transportroboter ist 800m lang und mit einigen schmalen Passagen und Kreuzungen mit hohem Verkehrsaufkommen sehr komplex. Über die zahlreichen Stationen sollen bei Brose das Automatiklager, eine automatische Bänderanlage und der Versand mit der Fertigung verknüpft werden.

Die Zusammenarbeit mit Brose ist von Beginn an konstruktiv. „Brose hat im Vorfeld alle nötigen Daten geliefert. Für beide Seiten war es ein prozesstechnisch herausforderndes Projekt“, erinnert sich Nico Dietrich, Sales Manager bei EK Robotics. Um die Eckdaten und vor allem die erforderliche Anzahl an Transportrobotern für das zukünftige FTS vorab zu ermitteln, nutzt Brose die von EK Robotics angebotene Dienstleistung der Simulation. Beim Layout des FTS wünschte sich Brose hohe Flexibilität, um das System auch nach der Inbetriebnahme eigenständig anpassen zu können. Eine Schulung der beteiligten Personen durch EK Robotics stellt das sicher.

Die Umsetzung beginnt mit der Fahrkurserstellung für den GLT-Transport. Mit ihnen werden bei Brose zumeist großvolumige Produkte und Fertigteile, wie Türmodule für Kraftfahrzeuge, befördert. Stück für Stück wird der Kurs erweitert. Fortlaufend werden die Ergebnisse kontrolliert, um eventuelle Hürden früh zu identifizieren und abzustellen. Wenige Wochen nach Beginn der Installation geht das System für den automatisierten Transport der GLT in Betrieb. Anschließend wird auch die KLT-Logistik ins FTS integriert.

Automatisierung auch für den KLT-Transport

In der Versorgung der Produktionslinien bei Brose spielen KLT eine immer größere Rolle – genormte Kunststoffboxen, in denen Klein- und Verbrauchsteile aus dem Materiallager bis an den letzten Meter der Produktion gebracht werden. Gewünscht ist eine Transportlösung für bis zu 20 solcher KLT, inklusive automatischer Aufnahme und Übergabe. Für diesen Zweck hat Brose bereits den Protypen eines mobiles Durchlaufregals entwickelt: ein Portalwagen, der sich zur Montage auf einen Transportroboter eignet. In Zusammenarbeit mit EK Robotics wird der ursprüngliche Entwurf des KLT-Portalwagens für die Montage an einem Smart Move angepasst.

Die Implementierung des KLT-Transports verläuft in drei Phasen. Zunächst starten Tests im Werk von EK Robotics für die Technik, die IT und die Sicherheit. Im zweiten Schritt folgt in Hallstadt ein begleiteter Modus zum Einlernen der FTS, des Zusammenspiels der Stationen und der Kameratechnik, mit der die KLT-Übergabe gesteuert wird. In der dritten Phase erfolgt die Schulung der mit dem FTS betrauten Personen bei Brose samt Abnahme des Systems – vor allem mit Blick auf die Sicherheit im Livebetrieb.

Das Ergebnis ist in dieser Form einzigartig, erzählt Röhner: „Gerade das Handling von Kleinladungsträgern ist ergonomisch kritisch und kostenintensiv. KLT werden in der Produktion aber immer wichtiger, vor allem weil in der Montage die Variantenvielfalt steigt und es immer kleinere Losgrößen gibt. Dass uns in diesem Bereich die Automatisierung gelungen ist, ist wirklich ein großer Fortschritt.“

FTS als Check-up für das Gesamtsystem

Mit der Analyse aller Arbeitsabläufe gewinnt das Unternehmen wertvolle Erkenntnisse für das Gesamtsystem, so Röhner: „Wir haben Störgrößen und Schwachstellen in der gesamten Anlage identifizieren und abstellen können, z.B. in der Bänderanlage, beim Versand und Transport. Mit den Daten konnten wir unsere Montageprozesse weiter verbessern. Wir haben die Schnittstellen und Prozesse zwischen Montage und Logistik standardisiert und natürlich das Wegenetz der Intralogistik um Längen verbessert.“

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