Interview mit Stefan Riesen, Product Owner bei Ferag

ROBOTIK UND PRODUKTION: Liegt der Fokus Ihrer Investitionen in F&E auch in diesem Bereich?

Riesen: In toto stecken wir 12 Prozent unseres Umsatzes in Aufwendungen für F&E. Davon fließt ein hoher Anteil in Neuentwicklungen bei den digitalen Prozessen. In wenigen Monaten ziehen alle Software-Entwickler und Ingenieure, die sich bei uns mit digitalen Themen beschäftigten, in ein neues Technologiezentrum am Firmensitz in Hinwil. Die Konzentration auf einem gemeinsamen Campus schafft nicht nur gute Arbeitsbedingungen, sondern auch vielfältige Synergieeffekte, die wir konsequent für unsere Systemlösungen nutzen wollen. Gleichzeitig holen wir uns gezielt zusätzliche Impulse von außen, indem wir projektbezogen z.B. mit der Hochschule für Technik, kurz HSR, in Rapperswil-Jona und der HSG, Universität St. Gallen zusammenarbeiten.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Worum geht es bei den Projekten mit den beiden Hochschulen?

Riesen: Das Projekt mit der HSR fällt in den Bereich statistische Analyse großer Datenmengen. Die Experten von der HSR werten für uns die Daten verschiedener Pilotanlagen im Rahmen ihrer anwendungsbezogenen Forschung wissenschaftlich aus. Parallel dazu entwickeln sie gemeinsam mit uns analytische Methoden, um unsere Systeme noch effizienter zu gestalten und entsprechend zu modifizieren, z.B. damit wir die bei unserer Skyfall-Hängefördertechnik eingesetzten opto-elektrischen Sensoren noch besser platzieren und justieren können. Die Ergebnisse fließen in die Konstruktion künftiger Anlagen ein, sodass sich diese beim Kunden schneller und einfacher montieren lassen und sich deren Auslastung und Laufzeiten durch permanentes Monitoring erhöhen. Auch vorausschauende Wartung bzw. Instandhaltung ist in diesem Kontext ein Thema. Das heißt: Die von uns gebauten Anlagen sollen in Zukunft eine Störung bereits erkennen, bevor diese überhaupt auftritt, und diese innerhalb gewisser Grenzen gleich selbst beheben. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass sich Kosten durch Ausfälle und Betriebsunterbrechungen reduzieren lassen. Was sich daraus für Geschäftsmodelle generieren lassen und wie wir dieses Konzept innerhalb unserer Unternehmensgruppe organisatorisch und unter vernünftigen wirtschaftlichen Bedingungen umsetzen, ist u.a. Inhalt des zusammen mit der HSG initiierten Projekts.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wo sehen Sie Hemmnisse auf dem weiteren Weg der Digitalisierung, die noch überwunden werden müssen?

Riesen: Ein erwähnenswerter Punkt ist sicherlich die viel zu geringe Standardisierung. Wir behelfen uns damit, dass wir unsere Technologie mit Schnittstellen zu allen am Markt relevanten Systemen ausstatten. Gleichzeitig legen wir allergrößten Wert auf absolute Kommunikationsstabilität und Datenschutz. Deshalb verzichten wir völlig auf cloudbasierte Dienste und installieren die komplette für den Betrieb der Anlage notwendige Infrastruktur vor Ort. Bei Zugriffen von außen arbeitet unsere Support-Abteilung ausschließlich mit sicheren VPN-Tunnels und verschlüsselten Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Die Informationssicherheit muss in jedem Fall gewährleistet sein und die Sensibilität dafür muss gestärkt werden, sonst hat all das, was unter Industrie 4.0 im Raum steht, auf Dauer keine Chance. Schon jetzt verhindern übrigens Bedenken in dieser Hinsicht den weiteren Ausbau der Digitalisierung.

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