Michael Garstenauer und Bernhard Lehner von Keba über KI in der Automatisierung

„Mögliche Anwendungen begreifbar machen“

KI und maschinelles Lernen sind Trends, die die Automatisierungsbranche stark bewegen. Doch wofür können diese Technologien sinnbringend eingesetzt werden? Darüber spricht ROBOTIK UND PRODUKTION mit Bernhard Lehner, Head of Industrial Innovation, und Michael Garstenauer, Produktmanager Robotics, bei Keba.
Wir sind überzeugt, 
dass man aus der Kombination 
bewährter Methoden mit KI 
das größte Potential abrufen kann.
Michael Garstenauer, Product Management Robotic, Keba
Bild: Keba Industrial Automation GmbH

Wir sind überzeugt, dass man aus der Kombination bewährter Methoden mit KI das größte Potential abrufen kann.

Michael Garstenauer, Product Management Robotic, Keba

Künstliche Intelligenz gilt in der Automatisierung als Toptrend. Sehen Sie das bei Keba auch so?

Bernhard Lehner: Ja, das sehen wir auch bei Keba so. Wie bei vielen neuen Technologien ist hier aber eine der spannendsten Fragen, wie KI am besten eingesetzt werden kann. Wo wird der größte Nutzen gestiftet? Welche Anwendungen können erschlossen werden, die bisher nicht möglich waren? Erst die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht es, die neue Technologie gewinnbringend einzusetzen. Einer unserer Schwerpunkte im Moment ist es, mit bestehenden und potentiellen Kunden zum Thema KI ins Gespräch zu gehen.

An welchen Stellen kann KI in der Automatisierung bzw. der Robotik ihr volles Potenzial ausspielen?

Michael Garstenauer: KI-basierte Lösungsansätze eignen sich immer dann besonders, wenn Aufgaben durch komplexe Strukturen und Zusammenhänge charakterisiert sind, die sich schwierig in Modelle fassen lassen. Typisch sind z.B. Aufgaben der Bilderkennung und semantischen Analyse, bei denen aus sehr großen Datenmengen Zusammenhänge ermittelt werden. Auch übergeordnete Prozessoptimierungen, bei denen die Ergebnisse komplexer, miteinander vernetzter Fertigungsprozesse beurteilt und angepasst werden, sind typische Anwendungsfelder. Modellbasierte Methoden können in solchen Zusammenhängen mit lernenden oder identifizierenden Ansätzen ergänzt werden. Der Übergang zwischen konventionellen Ansätzen und KI ist dabei fließend.

Einer unserer Schwerpunkte
 im Moment ist es, mit Anwendern
 zum Thema KI ins Gespräch zu gehen.
Bernhard Lehner, Industrial Innovation, Keba
Bild: Keba Industrial Automation GmbH

Einer unserer Schwerpunkte im Moment ist es, mit Anwendern zum Thema KI ins Gespräch zu gehen.

Bernhard Lehner, Industrial Innovation, Keba

Lehner: Derzeit haben sich KI-Methoden sicherlich im Bereich der Bilderkennung und -interpretation am stärksten entwickelt. Aber auch in Bereichen wie Condition Monitoring ist zu erwarten, dass sich KI-Methoden kurzfristig stark weiterentwickeln und bewähren. Wir sind überzeugt, dass man aus der Kombination bewährter Methoden mit den neuen Methoden der KI das größte Potential abrufen kann.

Keba arbeitet gerade an einem Hardware-Modul für die Umsetzung von KI-Anwendungen. Was kann es genau?

Lehner: Richtig, Keba entwickelt gerade ein KI-Modul, das darauf ausgelegt ist, die industrielle Automatisierung zu unterstützen. Wesentlich ist bei diesen Developer Kits der Ansatz einer lokalen, industrietauglichen und performanten Hardware mit offener und Easy to Use Toolchain. Netzwerkunabhängigkeit, Langzeitverfügbarkeit, Datensouveränität und Skalierbarkeit durch modulare Hardware sind nur ein Paar der Key-Facts, die unsere Lösung auszeichnen.

Welche Roboteranwendungen werden sich mit dem KI-Modul umsetzen lassen?

Garstenauer: Wir beschäftigen uns mit Themengebieten aus der Bildinterpretation sowie der Bestimmung entsprechender Greifpunkte – KI kann dort helfen, Robotiksysteme für stark variierende Teilespektren einsetzbar zu machen. Weitere Ansätze sind Condition Monitoring und Predictive Maintenance mit gesteigerter Zuverlässigkeit. Aber auch Themen im Bereich der Roboterbahnanpassung werden von unseren Kunden bereits mit KI-Methoden untersucht. Bei Keba wollen wir mögliche Anwendungen direkt begreifbar machen und haben daher verschiedene Demoaufbauten realisiert, wie z.B. einen über Spracherkennung bedienbaren Roboter, der Obst sortiert und neue Obstsorten einfach und schnell über Kamerasysteme einlernt.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: SMW-electronics GmbH
Bild: SMW-electronics GmbH
Kontaktlose Übertragung von Energie und Signalen durch induktive Koppelsysteme von SMW-Electronics

Kontaktlose Übertragung von Energie und Signalen durch induktive Koppelsysteme von SMW-Electronics

Eine wesentliche Rolle auf dem Weg zur digitalen Fabrik spielt smarte Konnektivität. Zur kontaktlosen Übertragung von Energie und Signalen für die Anbindung von Sensoren und Aktoren hat SMW-Electronics induktive Koppelsysteme entwickelt. In den unterschiedlichen Bauformen können sie nicht nur zusätzlichen Nutzen ausspielen, sondern ermöglichen auch ganz neuartige Anwendungen. Endlos rotierende Robotergreifer sind nur ein Beispiel.

Bild: DM-Drogerie Markt
Bild: DM-Drogerie Markt
Kommissionierung von Versandpaletten

Kommissionierung von Versandpaletten

Im Verteilzentrum der Drogeriekette DM in Wustermark bei Berlin sind insgesamt 19 Kuka-Roboter im Einsatz. Sie palettieren, depalettieren und positionieren die Waren vor, die dann vom Verteilzentrum aus ihren Weg in die DM-Filialen finden. Die automatisierten Intralogistiklösungen dort kommen von Swisslog. Das neuartige daran: Um alle Filialen flexibel und individuell mit Waren zu versorgen, kommt ein digitaler Zwilling der Filiale zum Einsatz.