Intuitive Virtual-Reality-Steuerung für Roboter
Pflege On-Demand
Teleskoop ist ein gemeinsames Forschungsprojekt von Telerobotikhersteller Devanthro, der Charité Berlin und dem FZI Forschungszentrum Informatik. Routineaufgaben in der Pflege sollen so künftig aus der Ferne möglich werden. Denn mittels intuitiver Virtual-Reality-Steuerung bedienen die Pfleger und Pflegerinnen den Roboter, ohne vor Ort zu sein. Das soll helfen, den steigenden Pflegebedarf besser zu decken und die Pflegekräfte zu entlasten.
Telerobotiksysteme, wie das von Devanthro, werden per intuitiver Virtual Reality aus der Ferne gesteuert, sodass das Pflegepersonal bei ambulant pflegebedürftigen Patienten nicht vor Ort sein muss. (Bild: Devanthro GmbH)
Wie begegnet man dem fortschreitenden Pflegenotstand? Z.B. mit menschenähnlichen Telerobotiksystemen, sogenannten Robodies. So lautet die Antwort des Forschungsprojekts ‚Roboter-Helfer in den eigenen vier Wänden – ermöglicht durch Telepräsenz und kooperative Regelung‘ (kurz: Teleskoop) vom Münchner Startup Devanthro, der Charité Berlin und dem FZI Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe. Verfolgt wird hierbei jedoch kein KI-gestützter Ansatz mit autonom agierenden Pflegerobotern, stattdessen basiert das Forschungsprojekt auf Shared-Control-Methoden. Pflegekräfte übernehmen mittels eines intuitiven, auf Augmented Reality aufbauenden Interfaces die Kontrolle eines Robodies, der vor Ort bei den Patienten und Patientinnen verfügbar ist. So ist die Pflege auf Abruf verfügbar – ohne Reise- oder Wartezeiten und individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Gleichzeitig soll dadurch das Pflegepersonal physisch und psychisch im Arbeitsalltag entlastet werden.
Fernsteuerung mit immersiver Virtual Reality
Die Telerobotiksysteme stammen von Devanthro, die zugleich die Führung des Projekts übernehmen. Unterstützt wird das Startup bei der Entwicklung vom FZI, dass auf langjährige Forschungserfahrung in den Bereichen Robotik, Medizin und Geriatrie zurückblicken kann. Der Fokus des Teams um Dr. Stefan Schwab am FZI liegt dabei auf der Entwicklung von neuartigen Methoden der Mensch/Maschine-Kooperation zur intuitiven Steuerung robotischer Systeme. Präzision und Sicherheit der mechanischen Systeme stehen dabei an erster Stelle. „Mit diesem telemedizinischen Ansatz ermöglichen wir nicht nur Flexibilität, sondern können auch den persönlichen und vertrauensvollen Austausch zwischen der pflegebedürftigen Person und dem Pflegepersonal bewahren“, ist Schwab überzeugt.
Der Ansatz der Telebetreuung ist grundsätzlich nicht neu. Jedoch wurden hierfür in der Regel Joysticks und Bildschirme genutzt, was sich aufgrund der Umständlichkeit der Steuerung nicht am Markt durchsetzen konnte. Robodies werden hingegen mit VR-Technik gesteuert und ermöglichen so ein immersives Eintauchen in die Pflegesituation vor Ort und nicht nur eine höhere Geschicklichkeit in der Steuerung der Robodies, sondern auch ein besseres Situationsbewusstsein. Das ermöglicht die Durchführung von körpernahen Aufgaben, die vollautomatisierte Systeme aufgrund ihrer Komplexität und teils mangelndem Feingefühl nicht übernehmen können.
Gemeinsame Weiterentwicklung
Während des Forschungszeitraums kommen die Robodies bei Patienten zum Einsatz, die zu Hause wohnen und ambulant pflegebedürftig sind. Diese Personen brauchen z.B. Unterstützung bei der Körperpflege, Hygiene und bei Alltagsaufgaben aufgrund körperlicher oder kognitiver Einschränkungen. Der Praxiseinsatz dieser körpernahen Aufgaben wird von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin mit überwacht und unterstützt. Hauptaugenmerk liegt dabei auch in der Erfassung von Bedürfnissen der Patienten und Pflegenden beim Einsatz der Robodies, die direkt in die weitere Entwicklung einfließen sollen. Das Forschungsprojekt ist im Oktober 2021 gestartet und wird für die kommenden drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms Start-Interaktiv gefördert.