Nabtesco über Arbeiten in Zeiten von Automatisierung und Digitalisierung

Roboter vs. Mensch?

Automatisierung, Digitalisierung, Globalisierung, neue Technologien und der demografische Wandel verändern die Arbeitswelt. Das fordert Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen. Sarah Zielke, Junior Managerin Human Resources, und Daniel Obladen, Head of Sales General Industries, von Nabtesco sprechen im Interview darüber, wie die zunehmende Automatisierung, z.B. mit Robotern, die Welt von Arbeitnehmern und -gebern beeinflusst, wie man als Hersteller für Robotergetriebe wettbewerbsfähig bleibt und welche New-Work-Methoden Sinn ergeben.
Entscheidend ist ein durchdachtes, motivierendes und zukunftsorientiertes Mitarbeitermanagement, das das Personal mitnimmt und fit macht für die aktuellen und anstehenden Veränderungen. Sarah Zielke, Nabtesco
Sarah Zielke, NabtescoBild: Nabtesco Precision Europe GmbH

Der zunehmende Einsatz von Robotern und Automationssystemen in der Industrie verändert die Arbeitswelt. Als Hersteller von Robotergetrieben ist Nabtesco an dieser Entwicklung beteiligt. Sind Roboter die besseren Arbeitnehmer?

Daniel Obladen: Nein, ganz bestimmt nicht. Menschen und Roboter sollten auch nicht als Konkurrenten gesehen werden, denn das sind sie nicht. Wir verstehen Automatisierung als Werkzeug, das hilft, die Zukunft für den Menschen erfolgreicher, sicherer, wirtschaftlicher und angenehmer zu gestalten. Niemand soll sich mehr in gefährlichen Umgebungen aufhalten oder monotone Arbeiten durchführen müssen. Das Streben nach Perfektion, Verkettung von Prozessschritten und Maschinenautomatisierung hat dazu geführt, dass wir heute Automatisierungsanwendungen in sämtlichen Branchen ausstatten, u.a. in der Produktion, Medizin, Verpackungsindustrie, Werkzeugmaschinenbau und der Logistik. Auch haben das steigende Lohnniveau und der demografische Wandel in den europäischen Ländern zur Folge, dass Arbeitskraft immer teurer wird. Um im globalen Wettbewerb mithalten zu können, sind Automatisierung und Digitalisierung unabdingbar.

Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sehen das weniger pragmatisch…

Sarah Zielke: Uns ist bewusst, dass viele mit Sorgen auf die Veränderungen in der Arbeitswelt blicken. Berufe verschwinden, neue Tätigkeitsfelder entstehen. Arbeiten wird vernetzter, mobiler, flexibler und heterogener. Ansprüche und Anforderungsprofile ändern sich, neue Qualifikationen und Fähigkeiten sind gefragt. Das stellt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehme vor Herausforderungen, bietet gleichzeitig aber auch jede Menge Chancen. Wie diese genutzt werden, liegt auch an uns Arbeitgebern. Entscheidend ist ein durchdachtes, motivierendes und zukunftsorientiertes Mitarbeitermanagement, das das Personal mitnimmt und fit macht für die aktuellen und anstehenden Veränderungen.

Entscheidend ist ein durchdachtes, motivierendes und zukunftsorientiertes Mitarbeitermanagement, das das Personal mitnimmt und fit macht für die aktuellen und anstehenden Veränderungen.

Sarah Zielke, Nabtesco

Sie scheinen einiges richtig zu machen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Zielke: Unser Personal ist das wertvollste, was wir haben. Sie haben uns dahin gebracht, wo wir heute stehen. Daher arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine lockere und inspirierende Atmosphäre zu schaffen. Denn nur motiviertes Personal macht unser Unternehmen erfolgreich. Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Selbstverwirklichung sind uns wichtig. Wir fördern unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer persönlichen sowie beruflichen Weiterentwicklung und beziehen sie in Entscheidungen mit ein. Bei uns können sie ihre Potenziale frei entfalten und ihre Ideen einbringen. Mobile Working und ein coachiver Führungsstil tragen zu einer ausgewogenen Work/Life-Balance bei und schaffen agile Arbeitsmethoden und ein attraktives Arbeitsumfeld.

Obladen: Teamwork wird bei uns großgeschrieben. Dabei legen wir großen Wert auf Diversität, denn Innovation, Kreativität und Erfolg brauchen heterogene Strukturen, unterschiedliche Kompetenzen, Perspektiven und Sichtweisen sowie abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Bei Diversity geht es uns nicht nur um Geschlecht, Kultur, Religion oder Alter, sondern vielmehr um das Akzeptieren anderer Meinungen und Einstellungen – hervorgerufen durch unterschiedliche Sozialisierungen, Wertvorstellungen und Stereotypen in unserem Team. Die Wertschätzung jedem Einzelnen gegenüber ist das wichtigste. New-Work-Methoden, die den Nerv der Zeit treffen… Obladen: Unsere Zykloidgetriebe sind herkömmlichen Lösungen in vielen Anwendungen technologisch sowie wirtschaftlich überlegen. Als Partner der modernen Automatisierungstechnik stehen wir für Zukunftsgewandtheit und Fortschrittsdenken. Diesen Spirit leben wir auch im Team. Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, müssen wir mit der Zeit gehen, veraltete Denk- und Handlungsmuster über Bord werfen und uns mit voller Kraft auf die notwendigen Transformationsprozesse konzentrieren.

Zielke: Das Verständnis von Arbeit ist heute ein anderes als früher. Arbeiten ist längst mehr als nur ein Job. Mit Geld und Status lassen sich gute Fachkräfte schon lange nicht mehr locken. Heute sind eine sinnstiftende Tätigkeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine wertschätzende Zusammenarbeit und eigenverantwortliches Handeln ausschlaggebend. Auch Themen wie Nachhaltigkeit, Social Responsibility, Mental Health und Diversität werden immer relevanter. Diesen Bedürfnissen tragen wir mit unserem Mitarbeitermanagement Rechnung.

Wie verändern Automatisierung und Digitalisierung die tägliche Arbeit bei Nabtesco?

Obladen: Als Sales Driven Company müssen wir in erster Linie Antworten für die zunehmende Verlagerung von Kaufentscheidungen ins Internet finden. Der reine Produktverkauf wird immer mehr über Online-Shops und Online-Marktplätze abgewickelt. Das gilt vor allem für Bestellungen aus dem Standardprogramm, die keine oder kaum Beratung erfordern. Zwar ist der Direktkontakt derzeit noch die häufigste Bezugsquelle, in Zukunft werden Einkäufer jedoch immer öfter auf Online-Plattformen unterwegs sein. Für uns im Vertrieb bedeutet das: Nur, wenn wir zum strategischen Berater und Partner werden, der den Kunden bei seinem Geschäftserfolg tatkräftig unterstützt, können wir einen Mehrwert bieten. Gefragt sind kreative Lösungen, Multi-Level-Selling ist angesagt. Neben einer hohen fachlichen Expertise rücken daher verstärkt Soft Skills, wie Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Selbstmanagement, in den Fokus.

Die Zukunft ist automatisiert und digital. Darauf müssen wir uns als Getriebehersteller einstellen und unsere Produkte, Prozesse und Services entsprechend anpassen.

Daniel Obladen, Nabtesco
Die Zukunft ist automatisiert und digital. Darauf müssen wir uns als Getriebehersteller einstellen und unsere Produkte, Prozesse und Services entsprechend anpassen. Daniel Obladen, Nabtesco
Daniel Obladen, NabtescoBild: Nabtesco Precision Europe GmbH

Wie machen Sie Ihre Mitarbeitenden fit für die Arbeit der Zukunft?

Zielke: Stetige Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind heutzutage unerlässlich. Daher haben wir die Nabtesco Academy ins Leben gerufen. Mit der Nabtesco Academy haben wir ein einheitliches Schulungskonzept geschaffen, in dem unseren Mitarbeitenden dasselbe Wissen vermittelt werden soll – egal wer welche Vorkenntnisse hat. Das Ziel ist die individuelle Schulung und gezielte Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitern gleichermaßen. Transformationsdruck herrscht nicht nur in der Arbeitswelt, auch bis dato erfolgreiche Geschäftsmodelle können durch die voranschreitende Automatisierung und Digitalisierung ins Wanken kommen.

Welche Strategie verfolgen Sie als Hersteller mechanischer Produkte, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben?

Obladen: Die Zukunft ist automatisiert und digital. Darauf müssen wir uns als Getriebehersteller einstellen und unsere Produkte, Prozesse und Services entsprechend anpassen. Zykloidgetriebe sind eine leistungsstarke Technologie, doch wie bei allen mechanischen Produkten gibt es physikalische Grenzen. Wie also können wir uns im digitalen Zeitalter weiterentwickeln? Für uns ist klar: Weitermachen wie bisher ist keine Option. Wir müssen den Status quo infrage stellen, unsere Komfortzone verlassen und mit neuen Ideen das nächste Level einläuten. Unseren Erfolg in der Zukunft sehen wir in Netzwerken, also der Bündelung von Kompetenzen und Technologien. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigen Projekte, wie der digitale Getriebezwilling für softwarebasierte Condition-Monitoring-Konzepte in der Robotik. Das Projekt findet großen Anklang im Markt und eröffnet vielversprechende Möglichkeiten für uns und unsere Kunden.

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