Gezielte Automatisierung in der Arzneimittelproduktion

Selektive Roboterintegration

Die gezielte, selektive Integration von Industrierobotern ist für die Pharmabranche ein echter Lösungsbeschleuniger - von der Arzneimittelherstellung bis zur Apothekenautomatisierung. Hier bieten vor allem Scara-Roboter einige wertvolle Vorteile, wie ein geringer Platzbedarf, niedrige Investitionskosten und hohe Wiederholgenauigkeit.
Deckenmontierte Scara-Roboter verbinden eine kleine Stellfläche mit einer, gegenüber Delta-Robotern, geringeren Höhe. – Bild: Yamaha Motor Europe N.V

Die selektive Integration von Robotern ermöglicht eine kompakte und kurzfristig lieferbare Produktionslinie und erspart die individuelle Auslegung mit Hilfe klassischer Automatisierungstechniken. Sie wird häufig dort verwendet, wo Transportieren und Palettieren benötigt wird. Zu den typischen Aufgaben in der Arzneimittelproduktion gehören die Handhabung und Sortierung von Tabletten, Kapseln, Ampullen und anderen Materialien sowie das Aufnehmen, Platzieren und Ausrichten von Produkten, wie Flaschen, Kartons und Trays. Roboter werden auch zum Befüllen und Verschließen von Behältern, zum Einlegen von Tabletten, Kapseln und Ampullen in Blisterverpackungen, zum Anbringen von Etiketten an Behältern und zum Verpacken fertiger Produkte in versandfertige Kartons verwendet. Weitere passende Aufgaben für Roboter sind die Auswahl und der Zusammenbau von Bauteilen, aus denen z.B. Tablettendosen und Spritzen hergestellt werden.

Roboter eignen sich auch für Prozesse, bei denen sie Inhaltsstoffe für Arzneimittelformulierungen mischen und dosieren. Außerdem kann ein Scara-Roboter, wenn Artikel in Großpackungen vom Lieferanten angeliefert werden, solche Artikel, wie z.B. leere Flaschen, gezielt einzeln von einem Palettenstapel aufnehmen. Ein intelligenter Sortierer verbessert die Kommissionierung von Artikeln, indem er sie zwischen den Entnahmevorgängen neu ausrichtet. Der Artikel kann dann bei Bedarf korrekt orientiert und ausgerichtet sowie anschließend zum Befüllen, Etikettieren und Verschließen auf ein Förderband oder eine Palette abgelegt werden.

Roboter erweitern Optionen

Reinraumroboter der Schutzart IP65 mit vertikalen Faltenbälgen schützen die Produktionsumgebung.
Reinraumroboter der Schutzart IP65 mit vertikalen Faltenbälgen schützen die Produktionsumgebung.Bild: Yamaha Motor Europe N.V

Für Pick&Place-, Sortier-, Verpackungs- und Montageprozesse können unterschiedliche Robotertypen eingesetzt werden. Scara-Maschinen werden häufig aufgrund der Verbindung von hoher Geschwindigkeit und Wendigkeit mit großer Reichweite und Tragfähigkeit gewählt. Deckenmontierte Roboter, wie die Serie YK-TW Orbit-Scara von Yamaha bieten einen geringeren Platzbedarf, indem sie Gegenstände an beliebiger Stelle im Bereich unter dem Roboter aufnehmen und platzieren können. Außerdem haben sie eine geringere Bauhöhe im Vergleich zu Alternativen, wie Deltaroboter. Die Kameraintegration, die mit speziellen Robot-Vision-Befehlen der RCXiVY2+-Steuerung betrieben wird, ermöglicht die Hochgeschwindigkeitsausrichtung und -inspektion von Gegenständen, wie Flaschenverschlüssen und Etiketten.

Scara-Roboter sind auch in staubdichten/tropfwassergeschützten und reinraumtauglichen Ausführungen erhältlich, die speziell für die Schutzart IP65 entwickelt wurden und deren bewegliche Teile direkt angetrieben werden, um Verschmutzungen durch den Verschleiß von Antriebsriemen zu vermeiden. Solche Roboter sind mit Armlängen zwischen 180 und 1.000mm und einer maximalen Nutzlast zwischen 1 und 20kg verfügbar, was für den typischen Einsatz in pharmazeutischen Produktionslinien völlig ausreichend ist. Kompakte, anwendungsorientierte Zweiachs-, Dreiachs- und Vierachs-Pick&Place-Roboter, wie die Serie YP-X von Yamaha, sind eine weitere Option für Konstrukteure. Sie zeichnen sich durch spezielle Eigenschaften, wie z.B. eine geringe Breite für den Einsatz bei beengten Platzverhältnissen aus.

Automatisierung der Apothekendienste

Roboter verändern auch die Perspektiven der Arzneimittelversorgung in der unmittelbaren Nähe zum Patienten in Form von automatisierten Apothekensystemen, die die Abgabe von Medikamenten verbessern und beschleunigen.

Die Automatisierung der Arzneimittelversorgung übernimmt das mühsame Mischen, Messen, Zählen und Verschließen, das bislang von Apothekern erledigt wird. Sie kann sogar Rezepte einlösen, wenn die Apotheke geschlossen ist. So können die Apotheker mehr Zeit für die Beratung der Patienten nutzen. Darüber hinaus kann die Apothekenautomatisierung die effiziente Raumnutzung in den Apotheken verbessern. Sie kann dafür sorgen, dass Medikamente immer unter den richtigen Bedingungen gelagert und zubereitet werden und überwachte Arzneimittel gesichert und verfolgt sowie Medikationsfehler reduziert werden.

Obwohl es sich hier um einen schnell wachsenden Markt handelt, der bis 2027 voraussichtlich 8,2Mrd.$ erreichen wird, können die hohen Einstiegskosten ein Hindernis für die Einführung darstellen. Erschwingliche Roboter wie die Scara-Serie YK400XE von Yamaha können zur Lösung dieses Problems beitragen und für eine schnellere Investitionsrendite sorgen. Sie sind mühelos zu programmieren und können mit Standard- oder kundenspezifischen Greifern kombiniert werden, um Medikamente zu entnehmen, zu mischen und zu verpacken, damit sie für den Patienten zur Verfügung stehen.

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