Gastkommentar ROBOTIK UND PRODUKTION 6/2020: Simultane MRK und Usability

Gastkommentar ROBOTIK UND PRODUKTION 6/2020: Simultane MRK und Usability

Als Produktdesigner arbeitet Tilo Wüsthoff seit über zehn Jahren am Robotik und Mechatronik Zentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie für verschiedene High-Tech-Startups aus den Bereichen Robotik und Automation. Er ist daher sowohl mit der visionären Sicht auf die Robotik vertraut als auch mit der pragmatischen, wenn es darum geht die Ergebnisse der Forschung für die Industrie nutzbar zu machen.

 (Bild: Tilo Wüsthoff Industrial Design)

Tilo Wüsthoff, freiberuflicher Produktdesigner (Bild: Tilo Wüsthoff Industrial Design)

Aus Produktdesignsicht ist das Thema simultane MRK besonders interessant. Wie gestaltet man die direkte physische Interaktion mit einem Roboter intuitiv und ergonomisch? Weitere Kriterien für eine gute Interaktion sind Fehlertoleranz und Safety. Usability ist nur eine von vielen vor allem technischen und normativen Anforderungen, die erfüllt werden müssen, bevor eine MRK-Applikation für die Produktion freigegeben werden kann. MRK bedeutet komplexe, raumgreifende und ineinander verzahnte Handlungsabläufe, die schwer am Reisbrett zu entwerfen und zu überprüfen sind. Außerdem wird zunehmend die Bedienbarkeit durch Laien wichtig. Auch Montagearbeiter sollen Roboter von Hand führen, zukünftig auch Werkzeuge wechseln, vielleicht sogar einzelne Programmbausteine aufrufen und modifizieren können. Heute ist Usability für die Inbetriebnahme wichtig. Zukünftig wird es auch im laufenden Betrieb eine immer größere Rolle spielen.

Als Designer bin ich routiniert im Prototyping und leiste einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung neuer MRK-Applikationen. Storyboards, schnelle Mockups und komplexere Funktions- und Ergonomiemodelle ermöglichen die Bewertung von Interaktionskonzepten in sehr frühen Entwicklungsphasen. So werden schnelle und fundierte Entscheidungen herbeigeführt, die in großen, interdisziplinären Teams getroffen werden müssen. Designer entwerfen Nutzerschnittstellen und Interaktionskonzepte aus der Sicht der Anwender, was die Akzeptanz gerade neuer Produkte und Verfahren erhöht.

Der Cobottrend hat gerade erst begonnen und die Produktionslandschaft ist erst zu einem Bruchteil erschlossen. Roboterhersteller und -anwender entwickeln laufend neue Applikationen und integrieren immer neue Werkzeuge in die Systeme. Doch die Möglichkeiten von Cobots erschließen sich nicht jedem von selbst. Die vernetzten und komplexen Prozesse des IoT sind abstrakt und die visuellen Methoden von Designern nützen jedem Team, das vor der Herausforderung steht, MRK-Systeme zu entwickeln und zu integrieren.

Die Arbeit hat erst begonnen und ich freue mich, ein Teil dieser Community zu sein.

 

Tilo Wüsthoff
Freiberuflicher Produktdesigner
www.tilo-wuesthoff.de

www.tilo-wuesthoff.de

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