Vom Großen ins Kleine
Einst setzte der Einsatz von Robotern große Investments und hohe Stückzahlen voraus – nicht umsonst gelten die automatisierten Fertigungslinien der Automobilindustrie immer noch als Paradebeispiel. Aber längst hat die Robotik die Grenzen dieser Branche überschritten: Denn durch den Einfluss moderner Technologien und Lösungen werden die Roboter flexibler, einfacher in der Handhabung und kostengünstiger – und bieten damit auch für Mittelständler eine attraktive Möglichkeit, um Prozesse zu automatisieren.
Die diesjährige Automatica als Branchentreff der Robotik hat es zweifelsohne geschafft, an den Erfolg von 2016 anzuknüpfen. Es gab mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr Internationalität – und gutes Feedback von allen Seiten (S. 16). Aktuelle Themen wie MRK, IoT oder die Digitalisierung waren quer durch alle Hallen zu finden und auch ein weiterer Trend war omnipräsent: die leichte Bedienung und der flexible Einsatz von Robotern. Zwei wichtige Argumente für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), für die der Einsatz von Industrierobotern in punkto Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger wird.
Auch auf Anbieterseite wandelt sich die Branche: Hatten lange Zeit einige wenige weltweit tätige Großunternehmen den Robotikmarkt unter sich aufgeteilt, so sehen sie sich heute einer zunehmenden Zahl an erfolgreichen KMUs gegenüber. Das bestätigt auch die Menge der Kleinunternehmen unter den Automatica-Ausstellern. Um diese Entwicklung zu stärken und das Innovationspotential in Sachen Robotik voranzutreiben, richtet sich jetzt das EU-Projekt Esmera speziell an diese Zielgruppe.
Esmera definiert praxisnahe Herausforderungen, die es mittels Roboter zu lösen gilt – am besten mit neuen Technologien und außergewöhnlichen Lösungswegen. Teilnehmenden KMUs winken Fördergelder bis 200.000 Euro. Kompetenzzentren wie die TU München und Industriepartner wie Comau, unterstützen die Teilnehmer bei Bedarf mit Expertise, Ausstattung oder Testumgebungen auf dem Weg von der Idee zur Markteinführung. Eine erste Bewerbungsfrist läuft bis Ende Oktober, danach ist eine Test- und Evaluierungsphase von neun Monaten angesetzt. Ein zweiter sogenannter Open Call soll im Herbst 2019 starten.
Vielleicht gibt es dann auf der nächsten Automatica im Sommer 2020 bereits Esmera-Ergebnisse zu sehen. Bis dahin informieren aber noch viele weitere Branchenveranstaltungen über moderne und flexible Anwendungsmöglichkeiten von Robotern, allein im Oktober die Fachmessen Motek, Fakuma oder Euroblech. Über einige dort gezeigte Neuheiten lesen Sie bereits in der vorliegenden Ausgabe. In diesen Sinne wünsche ich eine interessante Lektüre.
PS: Ein Branchen-Highlight mit topaktuellen Themen ist der 4. Fachkongress ‚Roboter in der Automobilindustrie‘ im November. Leser der ROBOTIK UND PRODUKTION können sich hier zu besonders attraktiven Konditionen anmelden (S. 12).