FTS und stationäre Fördertechnik im Leistungsvergleich
Optimaler Materialfluss
Mit der digitalisierten Warenverfolgung, vernetzten Elementen sowie einer 24/7-Verfügbarkeit sind die Anforderungen an den Materialfluss in den letzten Jahren stark gestiegen. Unternehmen müssen sich daher die Frage stellen, welche Art von automatisierter Technik die individuellen Geschäftsprozesse leistungsstark, prozesssicher und wirtschaftlich abbildet. Welches System – stationäre Fördertechnik oder fahrerlose Transportsysteme (FTS) – die jeweiligen logistischen Anforderungen am besten erfüllt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelfall zu prüfen sind.
Neben den klassischen stationären Fördersystemen, wie Ketten-, Rollen- oder Riemenförderern, etablieren sich zunehmend fahrerlose Transportsysteme, die sich autonom im Lager bewegen. Die Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten ist bei jedem Projekt individuell zu treffen und hängt von den spezifischen Anforderungen im Anwendungsfall ab. Eine wichtige Hilfestellung bei der Auswahl bieten herstellerunabhängige Generalunternehmer wie Unitechnik. Sie sind in der Produktauswahl völlig frei und entscheiden allein nach Kriterien, die den Kundennutzen fördern, wie u.a. Durchsatzleistung, Skalierbarkeit, Ausfallsicherheit und Kosteneffizienz. Im Rahmen einer unabhängigen Beratung besteht außerdem die Möglichkeit, eine Simulation der gewünschten Transportlösung zu erstellen und so deren Auswirkungen auf das logistische Gesamtsystem zu ermitteln.
Stationäre Fördertechnik: geeignet für große Materialmengen
Die stationäre Fördertechnik ist fest installiert und damit räumlich gebunden. Das schränkt zwar die Flexibilität beim Materialtransport ein, da dieser auf vorab festgelegten Strecken erfolgt. Gleichzeitig wird aber eine hohe Förderleistung erzielt, was bei FTS nur durch den Einsatz entsprechend vieler Fahrzeuge möglich ist. Damit eignet sich eine stationäre Fördertechnik, z.B. mit Rollen- oder Kettenförderern, besonders für Unternehmen, die kontinuierlich große Materialmengen transportieren. Eine nachträgliche Skalierung dieser Lösung ist allerdings aufwendig und zeitintensiv. Daher sollte vorab eine detaillierte Analyse der benötigten Leistung erfolgen: Wie viele Ladungseinheiten werden im Schnitt pro Stunde transportiert? Wie viele können es in Spitzenzeiten werden? Wohin verteilen sich die Materialströme? Bei der Ausführung der Fördertechnik lohnt es sich, eine Leistungsreserve vorzusehen bzw. die Kapazität für die höchste absehbare Anforderung auszulegen. Das ist im Ergebnis günstiger als eine bestehende Fördertechnik nachträglich um zusätzliche Strecken zu erweitern. Als Alternative zur klassischen stationären Fördertechnik bieten sich Lösungen wie Elektrohängebahnen an, die zwar festen Fahrwegen folgen, deren Leistung sich aber über die Anzahl der Fahrzeuge skalieren lässt.
FTS: flexibel, gut skalierbar und autonom
Unter den automatisierten Transportsystemen gelten FTS als Lösungen von besonders hoher Flexibilität. Das liegt unter anderem daran, dass sie im Gegensatz zur stationären Fördertechnik frei skalierbar sind. Anwender können z.B. mit einer kleinen Transportkapazität beginnen und diese zu einem späteren Zeitpunkt anforderungsgerecht erweitern. Das zahlt sich vor allem bei schnell oder diskontinuierlich wachsenden Unternehmen aus. Jedoch ist zu beachten, dass die Wirtschaftlichkeit ab einer gewissen Transportkapazität im Vergleich zu stationärer Fördertechnik abnimmt. Zudem lassen sich FTS auch nachträglich leicht in bestehende logistische Strukturen integrieren und nehmen keine bestimmte Stellfläche in Anspruch. Die Lagerfläche bleibt unverbaut und ist damit für andere logistische Prozesse nutzbar. Hinsichtlich der Fahrzeugtypen, der Anzahl der Fördergeräte sowie der Festlegung und Erweiterung der Verkehrswege sind FTS-Anwendern kaum Grenzen gesetzt. Allerdings gibt es bei den einzelnen Modellen Unterschiede im Grad der Autonomie, die bei der Auswahl zu beachten sind: Während einige FTS fest vorgegebene Wege abfahren und sich mit Hilfe von Reflektoren, Fahrbahnmarkierungen oder Induktionsschleifen orientieren, sind andere frei verfahrbar, wählen autonom den individuell günstigsten Weg und weichen Hindernissen selbstständig aus. Im Zuge der stärkeren Vernetzung von Waren und Betriebsmitteln im Internet der Dinge wird die Autonomie der Fördertechnik künftig deutlich zunehmen. Ein erster Schritt in diese Richtung sind FTS, die sich komplett selbstständig im Raum bewegen, miteinander kommunizieren und ihre Fahraufträge individuell abarbeiten. In einer weiteren Entwicklungsstufe, in der alle intralogistischen Systeme miteinander vernetzt sind, wird eine hierarchische Steuerung der Elemente überflüssig und die einzelnen Komponenten organisieren sich selbstständig untereinander. Man spricht auch von Schwarmintelligenz. Auch im Bereich der stationären Fördertechnik können dezentrale Steuerungen zu einer größeren Autonomie und Flexibilität führen. Denkbar ist es z.B. alle Fördertechnikmodule mit einer eigenen Intelligenz auszustatten, sodass diese miteinander kommunizieren können. Auf diese Weise ließen sich Änderungen am Anlagenlayout künftig schneller und einfacher umsetzen.
Anpassung an unterschiedliche Lagerbedingungen
Wer eine robuste, leistungsstarke und maßgeschneiderte Lösung sucht, ist mit einer stationären Fördertechnik meist gut bedient: Sie passt sich an unterschiedliche Gegebenheiten im Lager an. Auch Steigungen oder die Ausführung über mehrere Ebenen sind kein Problem und die Anforderung an die Bodenqualität ist gering. Die meisten FTS hingegen sind für die Verwendung im Innenbereich konzipiert und erfordern eine gute und ebene Bodenbeschaffenheit. Die Art der Oberfläche wirkt sich auf die Bremswege der Transportfahrzeuge aus. Niveauunterschiede erfordern die aufwendige Integration eines Aufzugs. Dieser muss so ausgeführt werden, dass er auch beim Einfahren der gegebenenfalls tonnenschweren Gewichte nicht nachgibt. Zudem sollten Lager, in denen FTS verkehren, über eine störungsfreie WLAN-Abdeckung verfügen. Ist diese nicht überall ausreichend gegeben, können Fahrzeuge den Kontakt verlieren und nicht mehr mit dem Leitstand oder anderen Einheiten kommunizieren. Das würde zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Warenflusses führen.
Redundanzen schaffen Ausfallsicherheit
Da die stationäre Fördertechnik für einen kontinuierlichen Materialfluss ausgelegt ist, verfügt sie über eine ständige Energieversorgung, z.B. in Form einer 24V-Stromversorgung. FTS, die nicht durch Induktion versorgt sind, fahren meist mit Batterien, die in regelmäßigen Abständen aufgeladen werden müssen. Das führt zu Stillständen, die im Betriebsablauf einkalkuliert werden müssen. Eine intelligente Möglichkeit, diese Ausfallzeiten zu umgehen, ist die Anbringung von berührungslosen Ladestationen an den Haltepunkten der FTS. Dabei laden sich die Fahrzeuge z.B. an Übergabepunkten in der Kommissionierzone automatisch auf und können so 24h am Tag unterbrechungsfrei eingesetzt werden. Doch auch mit der besten Energieversorgung kann es aufgrund von technischen Defekten zu Ausfällen kommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei beiden Systemen gleich hoch. Die Auswirkungen hängen jedoch von den Redundanzen ab, über die eine Anlage verfügt. So kann eine Transportaufgabe bei FTS meist leicht an andere Einheiten übergeben werden. Die stationäre Fördertechnik ist in diesem Punkt weniger flexibel: Fällt nur eine Komponente aus, droht ein Stau oder Stillstand in diesem Bereich des Materialfluss-Systems.
Faktoren einer Kostenanalyse
Neben rein logistischen Faktoren spielen auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle bei der Entscheidung für eine Transportanlage. Bei der Kosten/Nutzen-Analyse können Unternehmen ebenfalls die Beratung eines herstellerneutralen Generalunternehmers wie Unitechnik in Anspruch nehmen. Dieser setzt z.B. die Anzahl der erforderlichen FTS in Beziehung zu der alternativ benötigten Fördertechnik in Metern. Auch die Menge der Übergabepunkte sowie der Anfahrstellen sollten einkalkuliert werden. Generell gilt: Mit der Zahl der Ein- und Auslagerstellen steigt der Material- und Kostenaufwand für eine stationäre Fördertechnik. Ein weit verzweigter Materialfluss wird möglicherweise zielführender mit FTS abgebildet. Umgekehrt werden FTS mit kurzen Fahrwegen und hoher Förderkapazität teurer und ineffizienter. Wichtig ist außerdem, neben den Anschaffungskosten auch die Gesamtbetriebskosten der Anlage zu berücksichtigen. Auf Basis der Informationen, die aus der Kostenanalyse, den bestehenden oder angestrebten Logistikabläufen und den Anforderungen an eine Transportanlage hervorgehen, verbindet der Systemintegrator unterschiedliche Komponenten zu einem Gesamtsystem. Dabei ist auch ein Mix aus FTS und stationärer Fördertechnik denkbar. Im Ergebnis entsteht eine auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnittene individuelle Lösung mit größtmöglichem Kundennutzen.