Hard Facts vs. Soft Skills

Hard Facts vs. Soft Skills

Mögen Applikationen noch so knifflig sein – Forscher und Ingenieure sorgen in aller Regel dafür, dass die Herausforderungen unserer Zeit technisch gelöst werden. Doch nicht alles ist eine Frage der Technik. So auch in der Robotik: Plötzlich geht es nicht mehr nur um Hard Facts wie Geschwindigkeit, Präzision oder Tragkraft, sondern zunehmend um Soft Skills wie Sozialverträglichkeit, Recht und Haftung oder Ethik.

Bild: TeDo Verlag GmbH

Bill Gates hat kürzlich eine Robotersteuer angestoßen, mit der sich negative Folgen eventueller Arbeitsplatzverluste durch die fortschreitende Verbreitung von Robotern ausgleichen ließen. Doch das EU-Parlament hat sich gegen eine entsprechende Erhebung ausgesprochen, was von den Verbänden VDMA und IFR begrüßt wird: Anstatt schwarz solle man doch die Chancen des Produktionswandels und der Digitalisierung sehen. Bislang ist die Gesellschaft mit dieser Einstellung gut gefahren, schließlich hat die Automatisierung, Stand heute, deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Das Paradebeispiel: Je mehr Roboter die Automobilindustrie einsetzt, umso mehr Menschen beschäftigt sie. Und solange der weltweite Bedarf an Autos steigt, geht diese Rechnung auf.

Ein weiteres Soft-Skill-Thema in Bezug auf die Robotik sind Rechts- und Haftungsfragen. Bis dato fehlende Gesetze und Regularien drohen verschiedene Zukunftsdisziplinen der Robotik auszubremsen, so z.B. bei künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und autonomen Systemen. Der jüngst vorgelegte Gesetzesentwurf zum autonomen Fahren zeigt, wie schwierig es ist, die offenen Fragen ausreichend zu beantworten. Ein weiterer Trend, der an Geschwindigkeit verlieren könnte, ist die direkte Interaktion von Mensch und Roboter. Rein technisch sind MRK-Applikationen eigentlich gut umsetzbar – doch im Gegensatz zum Roboter ist der Mensch unberechenbar. Und weil MRK rechtlich ein unbeschriebenes Blatt ist, machen Zertifizierungsorganisationen und Versicherungen keine übereilten Zugeständnisse. Dieser Herausforderung widmen wir verschiedene Beiträge in dieser Ausgabe (ab S. 22). Zudem haben wir den Rechtsanwalt Prof. Dr. Klindt als Kolumnisten gewonnen: Er wird in den kommenden Ausgaben aus der juristischen Perspektive entsprechende Trends kommentieren.

Neben Robotersteuer und Haftungsfragen gibt es viele weitere Soft Skills, die in der Robotik künftig stärker zu beachten sind: Ist es ethisch vertretbar, wenn Roboter medizinische Eingriffe durchführen oder die Betreuung und Pflege von alten Menschen übernehmen? Kann ein Roboter den fehlenden Lebenspartner ersetzen? Wie steht es um die emotionale Adaption, wenn Service- und MRK-Roboter meist innerhalb kurzer Zeit einen Namen bekommen? Viele Fragen, zu denen die ROBOTIK UND PRODUKTION immer mal wieder einen Blick über den technischen Tellerrand werfen wird. Abseits davon bleibt das Fachmagazin aber wie gewohnt vollgepackt mit technischen Hard Facts in Form von neuen Produkten, innovativen Lösungsansätzen und spannenden Anwendungen aus der Welt der Robotik. Ich wünsche eine interessante Lektüre.

TeDo Verlag GmbH
robotik-produktion.de

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