Im Gespräch mit Peter Pühringer, Stäubli

Im Gespräch mit Peter Pühringer, Stäubli

„Der Investitionsstau ist zu Ende“

Peter Pühringer ist seit März 2020 Geschäftsführer von Stäubli Robotics Bayreuth und damit verantwortlich für die Märkte Deutschland, Österreich und Skandinavien. Kaum im Amt brach die Corona-Pandemie über die Welt herein. ROBOTIK UND PRODUKTION sprach mit ihm über die Aus- und Nachwirkungen der Krise und wie sich die aktuelle Lage auf das Robotik-Geschäft auswirkt.

 (Bild: TeDo Verlag GmbH)

(Bild: TeDo Verlag GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Herr Pühringer, wie war das, in die Verantwortung zu gehen und wenige Wochen später gleich im Lockdown zu stehen?

Peter Pühringer: Nun, die operative Leitung von Stäubli Robotics hier in Bayreuth hatte ich als Division Manager ja schon seit Mitte 2017. Gerald Vogt war damals noch Geschäftsführer und ich hatte die operative Leitung inne. Mein Einstieg in die Geschäftsführung war seit 2019 geplant und lief, unabhängig von Corona, wie geplant. Aber natürlich haben wir die Pandemie gespürt. Die Ansprechpartner der Kunden waren oft nur im Homeoffice erreichbar, Produktpräsentationen, Produkteinführungen, das alles musste online stattfinden. Der direkte Austausch fehlt uns schon. Wir merken, dass auch die Kunden diesen persönlichen Bezug suchen. Es muss eine Vertrauensbasis geschaffen werden für die Zusammenarbeit, und Vertrauen lässt sich persönlich am besten vermitteln.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie hat sich Corona sonst ausgewirkt auf Ihr Geschäft?
Pühringer: Natürlich mussten wir Einbußen hinnehmen. Präsenzveranstaltungen durften nicht stattfinden, wir mussten unser Schulungskonzept umstellen auf Onlineschulungen. Im Bereich Service konnte man gerade in der Anfangszeit, als alles noch unklar war, gar nicht rausfahren. Das hat sich im vierten Quartal allerdings relativ schnell gelegt, unser Service war dann wieder auf Vorjahresniveau. Bezüglich der Roboterstückzahlen haben wir vor allem bei den Automobilisten die Umsatzrückgänge gemerkt. Wir konnten sie aber abfedern, weil wir gleichzeitig auch sehr gute Projekte im Bereich Medizintechnik und Pharma hatten. Diese Bereiche haben wir über die letzten Jahre sukzessive entwickelt, ebenso wie Lebensmitteltechnologie. Diese Bausteine haben uns geholfen, gut durch diese Krise zu kommen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was sind aktuell die Herausforderungen, mit denen Sie zu tun haben? Wie hat sich die Automatisierungslandschaft verändert in den vergangenen Jahren?
Pühringer: Einer unserer Hauptmärkte ist die Automobil-Zulieferindustrie. Und da gab es in den letzten Jahren eine gewisse Unsicherheit: Auf welche Technologie setzt man? Das führte zu einem Investitionsstau. Nachdem jetzt klar ist, dass es in Richtung Elektromobilität geht, sind die Automobil-Zulieferer wieder aktiv. Projekte werden bearbeitet, Investitionen freigegeben. Was wir in der Coronapandemie auch festgestellt haben ist, wie anfällig die Lieferketten sind. Auch da findet ein Umdenken statt, es werden Produktionsstätten zurückgeholt. Das ist eine Chance für Automatisierung und Robotik, denn in europäischen Hochlohnländern muss man automatisieren, um hohe Qualität mit tragbaren Kosten zu fertigen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Corona hat ja im Office-Bereich tatsächlich zu einem Digitalisierungsboost geführt. Sehen Sie das im Fertigungsumfeld auch? Ist IIoT auf dem Vormarsch?
Pühringer: Der Druck ist definitiv da, die Erwartungshaltung, dass man die ganzen Anlagen auch online erreichen soll. IoT und Industrie 4.0, das war lange Zeit so eine Idee, alle wollten da was machen, aber die Geschwindigkeit hat gefehlt. Das ist jetzt anders. Man erwartet einfach von den Produkten, dass sie online verfügbar sind, dass sie Daten in Echtzeit liefern. Beim Zugang in die Unternehmen hinein haben die IT-Abteilungen manchmal noch Sicherheitsbedenken. Aber trotz allem wird das Thema jetzt konkreter.

Bild: Stäubli Tec-Systems GmbH

ROBOTIK UND PRODUKTION: Derzeit bremsen Lieferengpässe bei Halbleitern und Rohstoffen die Industrie aus. Spüren Sie das auch?
Pühringer: Ja, aber anders als Sie vielleicht vermuten: Der weltweite Chipmangel führt dazu, dass momentan sehr viel im Bereich der Halbleiterfertigung investiert wird. Das merken wir an den Roboterstückzahlen, die wir dort absetzen. Die Stäubli-Roboter sind alle in einer ESD-Variante verfügbar, das ist natürlich eine sehr spannende Sache.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Ein Blick in die Zukunft: Was ist von Stäubli zu erwarten?
Pühringer: Wir werden unser Roboterportfolio weiterentwickeln und vergrößern, da wird in den kommenden Monaten noch einiges passieren. Besonders spannend ist, was sich im Bereich der mobilen Robotik tun wird. Unser mobiles Robotersystem Helmo wird erweitert, da kommen größere, vielleicht auch kleinere Modelle hinzu. Die Entwicklung bleibt nicht stehen.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Zugang im sicheren Fokus

Zugang im sicheren Fokus

In Produktionsumgebungen geben trennende Schutzeinrichtungen dem Menschen das Signal, dass sich hinter der Schutztür ein hochsensibler Bereich befindet und daher Vorsicht geboten ist. Hier erhalten Mitarbeiter über ein HMI oder einen Schlüssel, z.B. von Pilz, Zugang zum Prozess hinter dem Schutzzaun. Aber was, wenn die Person dafür nicht qualifiziert bzw. autorisiert wäre und sich oder andere Menschen in Gefahr bringen würde?

Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Die virtuelle Inbetriebnahme einer Palettierzelle mit automatischer Beladung einer Wälzschälmaschine per Roboter von Liebherr-Verzahntechnik konnte die Projektdauer bei einem Getriebehersteller signifikant verkürzen. Die Vorabsimulation per digitalem Zwilling sparte bei der realen Inbetriebnahme Zeit und Kosten und sorgte für Planungssicherheit zum Produktionsstart.

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Wenn das FTS mit dem Roboter…

Wenn das FTS mit dem Roboter…

Autonome mobile Roboter und kollaborierende Knickarmroboter sind zwei Evergreens im Robotik-Trendkarussell. Relativ neu ist allerdings die Möglichkeit beide Helferlein zu kombinieren. Der autonome mobile Roboter erweitert den Arbeitsbereich des Cobots oder auch eines größeren Roboters enorm und macht ihn mobil. Das bietet neue Möglichkeiten z.B. bei der Maschinenbe- und entladung, beim Werkstück- und Materialtransport oder in der Qualitätsinspektion.

Bild: Fronius International GmbH
Bild: Fronius International GmbH
Hohe Bauteilvielfalt

Hohe Bauteilvielfalt

Das österreichische Unternehmen Anton Paar fertigt Messgeräte für vielerlei Branchen. Da zunehmender
Fachkräftemangel und permanent steigende Stückzahlen intelligente Produktionslösungen erfordern, investierte das Unternehmen in eine Roboterschweißzelle von Fronius. Mit der Zelle ist es möglich, einen kompletten Schweißauftrag in einem Zug abzuwickeln, auch wenn eine Charge mehrere unterschiedliche Objekte umfasst.