Anwendungsspezifische Planetengetriebe

Anwendungsspezifische Planetengetriebe

Kompakte Lösung für mobile Kraftpakete

Die neu entwickelte mobile Einheit von JNOV Tech ist ein Kraftpaket: Mehrere Tonnen Ladegewicht werden von zwei kleinen Rädern bewegt. Die Voraussetzung für diese Belastbarkeit schaffen nicht zuletzt anwendungsspezifische Planetengetriebe aus dem Hause Neugart.

 (Bild: Neugart GmbH)

JNOV Tech geht mit den mobilen Lastenrobotern CMR neue Wege – die spezielle Getriebelösungen erfordern.  (Bild: JNOV Tech / Neugart GmbH)

Noch fahrerloses Transportfahrzeug. Oder schon -system? Oder doch mobiler Roboter? Die Neuentwicklung CMR (Collaborative Mobile Robot) des französischen Robotik-Startups JNOV Tech entzieht sich den klassischen Zuordnungen. Der Anbieter spricht von „vernetzt und kooperativ arbeitenden Fahrzeugen zum flexiblen Transport auch komplexer Lasten“. Tatsache ist: Die mobilen Einheiten, die auf den ersten Blick wie etwas zu groß geratene Saugroboter aussehen, können Lasten bis 8t bewegen.

Und nicht nur das: Es können mehrere CMR kollektiv zusammenarbeiten, um im Verbund große, komplexe Lasten zu bewegen. Die Fahrzeuge sind in vier Baugrößen und in vier Leistungsklassen mit Traglasten zwischen 1 und 8t verfügbar. Bis zu vier Einheiten können gemeinsam eine Last transportieren. Schaltet man also vier CMRs zusammen, ergibt sich eine Gesamttraglast von bis zu 32t.

Das Unternehmen JNOV Tech mit Sitz in Toulouse wurde 2018 gegründet und beschäftigt heute zehn Mitarbeiter bei einem Umsatz von 1Mio.? im ersten Jahr der Markteinführung. „JNOV Tech ist ein wachsendes Unternehmen in der Roboterindustrie, das innovative Lösungen für den Materialtransport entwickelt“, beschreibt Gründer und Geschäftsführer Nicolas Dupeyron die Philosophie der noch jungen Firma. „Unsere Produkte sind so konzipiert, dass sie den Menschen nicht ersetzen, sondern unterstützen und seine Arbeitsbedingungen und Sicherheit verbessern, damit er sich hochwertigeren Aufgaben widmen kann.“

Das CMR-Portfolio umfasst vier Baugrößen mit maximalen Traglasten zwischen 1 und 8t. (Bild: JNOV Tech)

Das CMR-Portfolio umfasst vier Baugrößen mit maximalen Traglasten zwischen 1 und 8t. (Bild: JNOV Tech)

Smartes Erfolgsmodell

2021 wurden die ersten CMR-Fahrzeuge ausgeliefert. Das komplett selbstentwickelte System findet seitdem zunehmend Anwendung, vor allem in den Branchen Luft- und Raumfahrt, Energie, Maschinenbau und Automobilindustrie. „Die CMRs eröffnen einen neuen Weg bei den Umschlagarbeiten“, erklärt Dupeyron den Erfolg. „Sie sind in der Lage, in einer Team-Formation zu arbeiten, wie es bisher nur Menschen tun.“ Die Roboterflotte nutzt ein drahtloses, sicheres und zuverlässiges Kommunikationssystem. Sie werden von nur einem Bediener über eine Fernsteuerung gesteuert, die eine multidirektionale und präzise Bewegung der Flotte ermöglicht. In Zukunft sollen die CMRs dann auch frei im Lager navigieren und dabei einen kollaborativen Kontakt mit Personen erlauben.

Im Vergleich zu anderen Transportmethoden wie Kran, Luftkissen oder Gabelstapler ergeben sich vielfältige Vorteile: Vor allem ist das System hochflexibel, wie es die vernetzten Abläufe in der smarten Fabrik erfordern. Die einzelnen CMRs können sich an jede Last anpassen, ohne dass es eine Begrenzung der Abmessungen gibt. Außerdem sind sie sehr manövrierfähig, denn sie können sich und ihre Last in alle Richtungen auf engstem Raum bewegen und das auf allen ebenen Untergründen wie Asphalt oder Beton. Dabei ist eine hohe Positioniergenauigkeit von weniger als 1mm gewährleistet. Aber auch als einfache Handhabungsgeräte lassen sich die CMRs einsetzen. Und nicht zuletzt arbeitet das System durch eine sanfte Bewegungssteuerung und weitere Safety-Features sehr sicher.

Getriebetechnische Anforderungen

Jedes CMR läuft auf zwei größeren Antriebsrädern und auf zwei kleineren, rundum multidirektional beweglichen Rollen. Pro Antriebsrad kommt ein Getriebe zum Einsatz, pro Fahrzeug also zwei. Diese müssen – wie auch bei anderen fahrerlosen Transportfahrzeugen – hohe Anforderungen an Konstruktion und Mechanik erfüllen: Da das Getriebe direkt im Rad sitzt, wirkt je nach Fahrwerksprinzip das gesamte Gewicht aus Fahrzeug und Zuladung direkt auf die Abtriebslager des Getriebes. Die Folge sind hohe Radiallasten. Darüber hinaus erfordern die naturgemäß engen Platzverhältnisse im Fahrzeug eine besonders platzsparende Bauform des Getriebes.

Zwei Neugart-Planetengetriebe kommen in den mobilen Einheiten zum Einsatz: eine speziell zugeschnittene Version des NGV-Getriebes (rechts) und ein modifiziertes Standardgetriebe der Baureihe PLE (links). (Bild: Neugart GmbH)

Zwei Neugart-Planetengetriebe kommen in den mobilen Einheiten zum Einsatz: eine speziell zugeschnittene Version des NGV-Getriebes (rechts) und ein modifiziertes Standardgetriebe der Baureihe PLE (links). (Bild: Neugart GmbH)

Die besonderen Anforderungen lassen sich gut mit Planetengetrieben erfüllen, da diese Zuverlässigkeit und Effizienz auf kleinem Raum verbinden: Der Getriebetyp zeichnet sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus. Dadurch verringert sich die Wärmeentwicklung und die Effizienz des Fahrzeugs steigt. Mit der Baureihe NGV hat Neugart ein Planetengetriebemodell im Portfolio, das mit seinen Produktmerkmalen ganz gezielt auf den Einsatz in mobilen Einheiten wie dem CMR zugeschnitten ist. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Lager: Sie sind so ausgeführt und platziert, dass sie am Abtrieb hohe Radiallasten erlauben.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

www.neugart.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Fronius International GmbH
Bild: Fronius International GmbH
Hohe Bauteilvielfalt

Hohe Bauteilvielfalt

Das österreichische Unternehmen Anton Paar fertigt Messgeräte für vielerlei Branchen. Da zunehmender
Fachkräftemangel und permanent steigende Stückzahlen intelligente Produktionslösungen erfordern, investierte das Unternehmen in eine Roboterschweißzelle von Fronius. Mit der Zelle ist es möglich, einen kompletten Schweißauftrag in einem Zug abzuwickeln, auch wenn eine Charge mehrere unterschiedliche Objekte umfasst.

Bild: SMW-electronics GmbH
Bild: SMW-electronics GmbH
Kontaktlose Übertragung von Energie und Signalen durch induktive Koppelsysteme von SMW-Electronics

Kontaktlose Übertragung von Energie und Signalen durch induktive Koppelsysteme von SMW-Electronics

Eine wesentliche Rolle auf dem Weg zur digitalen Fabrik spielt smarte Konnektivität. Zur kontaktlosen Übertragung von Energie und Signalen für die Anbindung von Sensoren und Aktoren hat SMW-Electronics induktive Koppelsysteme entwickelt. In den unterschiedlichen Bauformen können sie nicht nur zusätzlichen Nutzen ausspielen, sondern ermöglichen auch ganz neuartige Anwendungen. Endlos rotierende Robotergreifer sind nur ein Beispiel.

Bild: DM-Drogerie Markt
Bild: DM-Drogerie Markt
Kommissionierung von Versandpaletten

Kommissionierung von Versandpaletten

Im Verteilzentrum der Drogeriekette DM in Wustermark bei Berlin sind insgesamt 19 Kuka-Roboter im Einsatz. Sie palettieren, depalettieren und positionieren die Waren vor, die dann vom Verteilzentrum aus ihren Weg in die DM-Filialen finden. Die automatisierten Intralogistiklösungen dort kommen von Swisslog. Das neuartige daran: Um alle Filialen flexibel und individuell mit Waren zu versorgen, kommt ein digitaler Zwilling der Filiale zum Einsatz.