Interview mit Michael Fraede zur Robotikstrategie bei Weiss

ROBOTIK UND PRODUKTION: Sie präsentieren Ihre Kinematik also als bessere Lösung für alle Delta-Anwendungen?

Fraede: Nein, nicht unbedingt. Denn nicht alle Anwendungen stellen so hohe Anforderungen. Wir zielen an dieser Stelle sehr stark auf die typischen Kunden von Weiss ab. Sie arbeiten mit kurzen Zyklen, hochgenauen Takten und sehr geringen Toleranzen. Und genau in solchen Fällen sind die Eigenschaften unserer Deltas sehr gefragt.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Bleibt es im Portfolio von Weiss Cube ausschließlich bei Deltas?

Fraede: Nein. Wir konzentrieren uns zwar momentan auf Deltaroboter, es kommen aber definitiv noch weitere Kinematiken hinzu. Das Verbindungsglied dafür findet sich in der hauseigenen Steuerungstechnik. Alle Anlagenteile – also auch die Roboter – basieren auf der gleichen Controller Hardware, der gleichen Software, der gleichen Bedienoberfläche und den gleichen Servicelösungen. Das alles liefert Weiss in einem Paket und natürlich exakt aufeinander abgestimmt. Bei Inbetriebnahme und laufender Fertigung spürt der Anwender also keine Unterschiede – egal mit welchem Element der Anlage er sich gerade beschäftigt.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie sieht es mit der Peripherie aus? Bieten Sie auch die passenden Greifer mit an?

Fraede: Nein, das bleibt die Domäne unserer Kunden. Wir testen aber, welche Greifer oder Vision-Systeme sich für unsere Roboter und die jeweilige Anwendung eignen, damit wir die jeweils passende Empfehlung aussprechen können.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie sieht Ihre Roadmap mittelfristig aus?

Fraede: Wir werden uns auf die Art von Kinematiken und Lösungen konzentrieren, die der Markt bzw. unser Kundenkreis fordert. Wir beobachten also ganz genau, wie sich die unterschiedlichen Branchen entwickeln und welche Prozesszeiten, Traglasten und Genauigkeiten jeweils gefragt sind. Das tun wir natürlich nicht mit dem Fokus der Robotik, sondern aus Perspektive der gesamten Unternehmensgruppe.

 

ROBOTIK UND PRODUKTION: Verändern sich durch das neue Robotikangebot auch die Zielmärkte von Weiss?

Fraede: Prinzipiell verkaufen wir die Roboter auch als Standalone-Gerät. Die Grundphilosophie geht aber dahin, den Roboter vermehrt als integrale Funktion im Weiss Sub-System zu verkaufen. Darüber ergeben sich aus Sicht der Muttergesellschaft durchaus neue Anwendungsgebiete – etwa im Bereich Medizin, Life Science oder Elektronik. Ziel ist es, in solch aufstrebenden Branchen den Namen Weiss genau so zu positionieren, wie er es in Märkten wie dem Automobilbau bereits ist. Weil wir die Anforderungen und Prozesse verstehen. Weil wir mit unseren Lösungen die richtige Funktionskette abbilden können. Weil wir das Knowhow für eine fundierte Beratung haben.

„Wir konzentrieren uns momentan auf Deltas, es kommen aber definitiv noch weitere Kinematiken hinzu.“ Michael Fraede, Weiss Cube (Bild: Weiss GmbH)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Parallel bauen Sie also verstärkt Applikations- und Branchenwissen auf?

Fraede: Ja, dazu gibt es keine Alternative. Andernfalls würde uns die zunehmende Konkurrenz aus Asien früher oder später verdrängen. Davon bin ich überzeugt. Wer mehr verkaufen will, muss heute auch mehr Nutzen liefern – genau hier positionieren wir uns.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie wird das neue Angebot bislang angenommen?

Fraede: Sensationell. Von der ersten Präsentation auf der Motek an haben uns die Interessenten quasi die Bude eingerannt. Unsere Kunden kamen teilweise mit einem Großteil der Entwicklungsabteilung, dem Betriebsmittelbau und der Automatisierung auf dem Messestand. Nicht nur, um sich zu informieren, sondern bereits mit ganz konkreten Fragen und Anwendungen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Das klingt ja durchaus vielversprechend. Weiterhin viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch, Herr Fraede.

Deltaroboter von Weiss

Die Deltaroboter der DR-Serie mit drei bis fünf Achsen sind auf Montage und Handhabung im High-Speed-Bereich ausgelegt – vor allem bei automatisierten Anwendungen in der Pharmaindustrie und der Elektronikbranche. Dafür bieten sie sowohl hohe Geschwindigkeit als auch Präzision. Die Baureihe stellt damit eine passende Ergänzung im Weiss-Produktportfolio dar, bestehend aus Rundtischen, linearen Transportsystemen, linearmotorangetriebenen Achssystemen und Pick&Place-Modulen. Mit der eigenen, vorkonfigurierten Steuerung lassen sich die Deltaroboter direkt in Betrieb nehmen und integrieren – ohne vertiefte Programmierkenntnisse. Weiterhin bieten sie Nenntraglasten von 0,5 bis 50kg, Arbeitsbereiche von 200 bis zu 1.400mm sowie bis 200 ISO-Zyklen pro Minute.

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Weiss GmbH
www.weiss-gmbh.de

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