Das waren die Themen des 56. International Symposium of Robotics

ISR 2023: All eyes on robotics!

Seit über 50 Jahren informiert das International Symposium on Robotics (ISR) über die jüngsten Entwicklungen, Erkenntnisse und Forschungsprojekte in Sachen Robotik. Am 26. und 27. September veranstaltete der VDE das diesjährige ISR erstmals in Kooperation mit dem ISW der Uni Stuttgart. Die rund 140 Teilnehmer erwarteten unter anderem vier Keynotes, 44 Papers, 17 Posters sowie Touren durch das ISW Lab und das Fraunhofer IPA. Bei allen Programmpunkten wurde deutlich: Die Robotik erobert sich neue Anwendungsgebiete weit über die Industrie hinaus.
Bild: TeDo Verlag GmbH

In der ersten Keynote gab Jörg Rommelfanger, Head of Robotics bei ABB in Deutschland, einen Überblick über aktuellen Megatrends. Während Roboterlösungen bisher vor allem auf Produktivität und Qualität einzahlen mussten, nehmen durch sich ändernde Rahmenfaktoren wie den demografischen Wandel oder den Fachkräftemangel zunehmend auch hohe Flexibilität und einfache Inbetriebnahme bzw. Bedienung immer mehr Stellenwert ein. Zudem öffnen sich immer mehr Marktsegmente der roboterbasierten Automation. Gehörten bisher vor allem Industriebranchen wie der Automobilbau zu den Haupteinsatzbereichen, sind heute auch angrenzende Segmente wie die Verpackungstechnik oder Intralogistik zunehmend mit Roboterlösungen automatisiert. Parallel zeigen viele weitere Branchen sehr großes Potenzial – vom Bauwesen bis hin zur Landwirtschaft. Den Enabler für diese Erfolgsgeschichte sieht Rommelfanger u.a. in der künstlichen Intelligenz, die in der Robotik mehr und mehr zur Anwendung kommt.

50 Jahre Robotik am Fraunhofer IPA

ISR-Chairman Werner Kraus ließ in seinem Vortrag die 50 Jahre Robotik am Institut Revue passieren. Den Start initiierte Hans-Jürgen Warnecke. Im Jahr 1972 arbeitete der damalige Institutsleiter zusammen mit Rolf Dieter Schraft an einem Greiferprojekt. In diesem Rahmen besuchten beide die zweite Veranstaltung des ISR in den USA und kamen entsprechend Roboter-begeistert zurück. Das IPA kümmerte sich ab da wiederholt um die Ausrichtung des Robotik-Symposiums – auch um die diesjährigen Veranstaltung in Stuttgart. Warnecke und Schaft wurden beide später mit dem Engelberger Award ausgezeichnet.

Anlässlich des 50. Robotikjubiläums zeigt das IPA im Rahmen einer großflächigen Ausstellung, wie vielseitig die bis heute realisierten Projekte sind – ebenfalls weit über die Industrie hinausgehend. Das erste Robotikkapitel am IPA in den 1970-ern eröffnete die Puma-Kinematik (Programmable Universal Manipulation Arm) für Handling-Prozesse. In den 1980er-Jahren lag ein Schwerpunkt auf Montagelösungen mit Scara-Robotern. Ergänzend zur industriellen Automation rückte Ende des Jahrtausends die Servicerobotik am IPA verstärkt ins Licht. So erblickte der erste Care-o-Bot schon 1998 das Licht der Welt, mittlerweile ist er in der vierten Generation im Einsatz – u.a. im Einzelhandel. 2020 wurde mit dem Lab Robot Kevin das nächste Servicereobotik-Kapitel am IPA eröffnet. Ganz aktuelle Themen, mit denen sich das IPA beschäftigt, sind etwa Softwarelösungen für die Navigation von smarten Transportrobotern, KI-gestütztes Picking mit Deep Learning oder die Kombination von AMR und Roboterarm.

Bild: TeDo Verlag GmbH

Status Quo in der Robotik

Den Status quo in der Robotik benennt Werner Kraus wie folgt: Die Fragestellung der roboterbasierten Wahrnehmungs sieht er nahezu komplett gelöst. Die nächste Herausforderung seien ausreichend Geschicklichkeit und Feingefühl für echte physische Interaktion – hier liege der nächste Schlüssel für die Zukunft der Robotik. Abseits der Forschungsthemen warf Kraus einen Blick auf die Kostenentwicklung im Markt. Während es Anfang der 1990er-Jahre einen break-even zwischen dem Gehalt eines Facharbeiters und den Anschaffungskosten eines Roboters gegeben habe, sei die Schere seit dem weit auseinander gegangen. Die Lohnkosten sind kontinuierlich gestiegen. Die Anschaffung von Robotern ist hingegen immer günstiger geworden. Was sich nicht geändert hat: Der Roboterpreis selbst macht immer nur einen Bruchteil der Kosten für die gesamte Automationslösung aus – heute rund 20 bis 25 Prozent.

Bild: TeDo Verlag GmbH

Marktzahlen und Trends

Dr. Susanne Bieller, Geschäftsführerin des Robotikverbands IFR präsentierte in ihrem Vortrag die Ergebnisse des jährlichen World Robotics Reports (siehe Seite 13). Darauf aufbauend ging sie zudem auf die technologischen Trends in der Anwendung von Robotern ein und warf einen Blick voraus auf die weitere Entwicklung hin zu Industrie 5.0 und Society 5.0. Auch der wachsende Markt für Servicerobotik wird vom IFR in einer Auswertung erfasst. Ähnlich wie im industriellen Umfeld sind auch hier der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und die zunehmende Digitalisierung wichtige Treiber. Im Vergleich zur Industrierobotern gibt es im Servicebereich allerdings eine sehr große Zahl an Anbietern auf der Welt – während der Verband für ersteren Bereich die Daten von ca. 180 Firmen auswertet, werden auf Seite der Servicerobotik mehr als 1.000 Unternehmen und deren Angebot erfasst.

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