Leichtguttransport bei Miele
Material für 4.500 Waschmaschinen
Das Unternehmen Miele setzt bei der Materialbereitstellung im Leichtguttransport seit zwei Jahren auf einen Intralogistikbaukasten. Jetzt sorgen autonome Transportroboter im Stammwerk in Gütersloh dafür, dass das Material zur richtigen Zeit zu den Montagelinien gelangt.
Hohe Qualität ist oberstes Gebot beim traditionsreichen Haushaltsgerätehersteller Miele. So hoch das Unternehmen die Messlatte für seine Produkte legt, so hoch legt es sie auch bei seinen Zulieferern. Deshalb hat sich Miele dazu entschieden, seinen Materialfluss mithilfe der Firma Servus Intralogistics zu verbessern. Zuvor wurden sämtliche Kleinteile für die drei Montagelinien, über die im Stammwerk in Gütersloh täglich 4.500 Waschmaschinen gefertigt werden, aus einem traditionellen Kleinteilelager mit Regalbediengeräten versorgt. Die Wege zwischen den Montagelinien in der Werkshalle und dem Kleinteilelager in einer anderen Halle waren weit und so erforderte allein der Materialfluss etliche Mitarbeiter.
26 Transportroboter stellen Material bereit
Mit der Entscheidung für eine Lösung aus dem Intralogistikbaukasten von Servus hat Miele einen Schritt in Richtung lean Production gemacht. In einem Workshop wurden die Materialflüsse analysiert, verbessert und dementsprechend das neue automatische Kleinteilelager (AKL) definiert um die Zuführprozesse effizienter gestaltet. Das AKL umfasst drei Gassen und 21 Ebenen, ist 50m lang und bietet Platz für 13.000 Stellplätze. Seit nunmehr zwei Jahren sorgen 26 Autonomous Robotic Carrier der dritten Generation (ARC3) dafür, dass die drei Montagelinien zur richtigen Zeit mit dem richtigen Material versorgt werden. Die Transportroboter übernehmen sämtliche Transporte von Behältern, leeren Trays und Tray-Stapeln zwischen Einlagerung, Kleinteilelager, Kommissionierplätzen und einem automatischen Supermarkt. Dabei ist das Servus-System dezentral gesteuert, was sehr hohe Prozesssicherheit garantiert. Jeder ARC entscheidet selbst über seine Fahrtstrecke und kommuniziert über Funk in Echtzeit mit seinen Assistenten. Dadurch bleibt das System immer gleich einfach, egal ob fünf oder 500 ARCs im Einsatz sind.
Adressinformationen über RFID-Tags
„So ist zudem gewährleistet, dass die Transportroboter stets den kürzesten Weg finden“, ergänzt Servus-Geschäftsführer Christian Beer. „Man kann sich einen ARC im Lager wie einen Taxifahrer in Manhattan vorstellen, der seine Fahraufträge von der Taxizentrale – unserem Orderboard – erhält. Während sich der Taxifahrer an Straßenschildern orientiert, erhält der ARC seine Adressinformationen über RFID-Tags an der Strecke.“ Das AKL von Miele bildet in Gütersloh das intralogistische Bindeglied zwischen Wareneingang mit Hochregallager (Europaletten) und den Montagelinien. Während an der einen Längsseite des AKL drei Kommissionierstationen angebunden sind, befindet sich an der gegenüberliegenden Seite der automatische Supermarkt, an dem Milkrun-Routenzüge die Behälter mit den Teilen für die Montagelinien direkt aus dem Regal entnehmen können.
Automatischer Supermarkt von ARC bestückt
Sobald das System von Miele einen Montageauftrag auslöst, holen die ARCs die dafür benötigten Teile aus dem Regal und fahren sie zu den Kommissionierplätzen. Hier landen die Bauteile via Pick-by-Light in den Zielbehältern. Fertig kommissionierte Behälter werden anschließend wieder im AKL ein- bzw. zwischengelagert. Meldet dann eine Montagelinie ihren Bedarf an, werden alle vorkommissionierten Behälter in den automatischen Supermarkt gefahren, wo sie vom Milkrun abgeholt und zur Montagelinie befördert werden.
Nächste Ausbaustufe in Planung
Die Automatisierung des Materialflusses ist bei Miele damit aber noch nicht abgeschlossen – die nächste Ausbaustufe der Transportroboter-Anlage ist bereits in Planung. „Wir sehen Servus nicht nur als reines Lagersystem. Die Flexibilität der autonomen Transportroboter wollen wir in weiterer Folge auch nutzen, um mit dem Servus-System direkt bis an die Montagelinie zu fahren“, erklärt Markus Kahlert, Logistikplaner bei Miele. Für ihn war der hohe Grad der Skalierbarkeit ein wichtiger Faktor, warum er sich für Servus Intralogistics und gegen eine konventionelle Lösung mit Regalbediengeräten entschieden hat. „Ein Lager mit Regalbediengeräten hätte deutlich mehr gekostet aber bei weitem nicht die geforderte Flexibilität abgedeckt. Mit Blick auf unsere Durchsatzvolumina und Transportwege benötigen wir ein hochflexibles System, weshalb beispielsweise der Aspekt der Skalierbarkeit von zentraler Bedeutung war“, sagt Kahlert. „Wir registrieren derzeit täglich etwa 8.000 Servus-Fahraufträge.“ n Servus Intralogistics auf der Motek: Industrie 4.0 und Lean Production kombiniert