Matthias Ehnert, Enwito, im Interview

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie wird sich das Preisniveau bei Firmenverkäufen entwickeln?

Ehnert: Unternehmenswert und späterer Verkaufspreis einer Firma sind natürlich sehr individuell. Obwohl wir in der Branche der Robotik und Automation einen Verkäufermarkt haben, sind für das bestmögliche Ergebnis eine gute Branchenkenntnis und großes Verhandlungsgeschick beim Unternehmensverkauf gefragt. Aufgrund der sinkenden Umsätze und der lahmenden Konjunktur – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie – pausieren viele Transaktionen im Moment. Allerdings wird sich das mit Anziehen der Konjunktur auch wieder ändern. Schon heute führen wir vor allem mit Finanzinvestoren entsprechende Gespräche.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was raten Sie Unternehmern, die ihre Firma mittelfristig in andere Hände geben wollen – abwarten oder zügig verkaufen?

Ehnert: Weder die Warteschleife noch der Zeitdruck sind gute Ratgeber. Inhaber sollten sich langfristig auf den Unternehmensverkauf vorbereiten. Firmenchefs, die in den nächsten Jahren an einen Nachfolger veräußern wollen, sollten den Verkaufsprozess in Ruhe aber konzentriert und mit einem klaren Ziel vor Augen anstoßen. Wer sich schon länger mit dem Verkauf beschäftigt, bereits Abhängigkeiten reduziert und kaufpreiserhöhende Faktoren identifiziert hat, dem empfehle ich, zügig zu handeln. Denn im aktuellen Umfeld lässt sich ein guter Erlös für das Lebenswerk sichern. Ich rate dabei allerdings von Alleingängen ab.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Warum?

Ehnert: Ein Unternehmensverkauf ist komplex – sowohl für Käufer als auch für Verkäufer. Unternehmenswerte müssen richtig eingeschätzt, die zielführenden Strategien festgelegt und rechtliche Rahmenbedingungen geprüft werden. Durch den Verkäufer beauftragte Berater, sogenannte M&A-Spezialisten, helfen dabei, Stärken zu fördern, Schwächen zu reduzieren und damit den Unternehmenswert zu verbessern. Das sollte natürlich passieren, bevor das Unternehmen offiziell zum Verkauf angeboten wird. Idealerweise bringt der Inhaber mindestens ein Jahr Vorlaufzeit mit und lässt sich professionell begleiten. Nur dann ist sichergestellt, dass der Unternehmer sein Lebenswerk erfolgreich zu angemessenen Konditionen übergeben und während des Verkaufsprozesses das operative Geschäft weiter voranbringen kann.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Welche potenziellen Käufer wird ein M&A-Spezialist ansprechen?

Ehnert: Als Käufer in der Branche Robotik und Automation kommen zum einen strategische Investoren aus den Reihen der Global Player sowie aus dem Mittelstand in Betracht. Zum anderen stehen Finanzinvestoren bereit, um Mehr- oder Minderheitsanteile an interessanten Unternehmen zu erwerben. So sind neben Private-Equity-Fonds verschiedene Family Offices oder Einzelinvestoren auf der Suche nach Beteiligungen, um private Vermögen anzulegen. Welche dieser potenziellen Käufergruppen adressiert werden soll, analysiert der M&A-Berater in der Verkaufsvorbereitungsphase. Natürlich hat Diskretion im gesamten Prozess höchste Priorität.

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