3D-Druck-Möbel aus Altplastik

Reisende Recycling-Roboter

The New Raw - so heißt das Forschungs- und Designstudio eines Architektenduos im niederländischen Rotterdam. Seit 2015 transformiert das Team mithilfe von Kuka-Robotern Plastikmüll in Möbel und andere Gegenstände. Damit haben es die Partner geschafft, Design, Technik und Umweltschutz zu vereinen.
Foteini Setaki und Panos Sakkas mit Kuka-Roboter und Pots-plus-Element. – Bild: Stefanos Tsakiris

Plastikabfall in der Stadt, am Strand und sogar im Ozean – das ist leider schon lange Normalität. Mit dem Ziel, Umweltverschmutzung zu reduzieren und aus Müll Neues entstehen zu lassen, haben der Architekt Panos Sakkas und die Architektin Foteini Setaki aus Griechenland im Jahr 2015 The New Raw ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: einen bekannten Rohstoff neu zu verwerten und damit den Lebenszyklus zu verlängern. Gemeinsam hat das Duo zwei gebraucht erworbene Industrieroboter von Kuka so umgebaut, dass sie nun Möbel wie Parkbänke, Strandliegen und andere Objekte in 3D drucken können. Der gesammelte Plastikabfall wird erhitzt und dann als flüssiger Kunststoff in eine neue Form gebracht. „Abfall als eine wertvolle Quelle für neue Produkte zu sehen, ist die Essenz von dem, was wir tun.“ sagt Setaki.

Das acht- bis zehnköpfige Team des Designstudios arbeitet aktuell aufgeteilt auf die zwei Standorte Athen und Rotterdam und zieht für Außenprojekte quer durch Europa. Zum Glück eignen sich die Roboter, verbunden mit einem Extruder, auch als mobile Reiseeinheit.

Ein reisender Kuka-Roboter bei der Arbeit: Hier entsteht ein Design-Möbelstück des Designstusios The New Raw im Rahmen des Projekts Print your City im griechischen Thessaloniki. – Bild: Stefanos Tsakiris

Design und Umweltschutz in einem

Nachhaltigkeit spielt in dem Konzept von The New Raw eine ganz besondere Rolle. „Wir glauben, das ist die Zukunft“, sagt Sakkas. Ein Beispiel: Allein für die Strandmöbel-Serie The Elements hat das Designstudio 720kg Plastikmüll aus dem Meer mit zusätzlichen 20 Prozent anderem Kunststoff in Strandliegen, Umkleidekabinen und Stege transformiert. Diese 3D-Druck-Möbel verschönerten später fünf griechische Strände. Am Ende des Projekts „haben wir es geschafft, eine Balance zwischen Design und Technik zu erreichen und dann auch noch einen messbaren Beitrag für die Umwelt zu leisten“, so Setaki.

3D-Printaktionen

Auch in Amsterdam und Thessaloniki hinterließ The New Raw bemerkenswerte Spuren. Die beiden Architekten gründeten das Forschungsprojekt Print Your City, das mit Kooperationspartnern wie Städten und Unternehmen Aktionen realisiert und an denen die Bevölkerung aktiv teilhaben kann. Die Idee, dass jeder die eigene Kreativität mit einbringen kann, hat bisher sehr positive Resonanzen hervorgerufen. Bei dieser Art von Projekten liegt der Fokus ganz klar auf der Gemeinschaft: Die Teilnehmenden geben ihr Feedback dazu, wo die neue Parkbank platziert werden sollte und wie sie noch verbessert werden kann, z.B. durch die Erweiterung um einen Pflanzkübel oder Fahrradständer. Üblicherweise werden die Möbelelemente auf öffentlich zugänglichen Plätzen oder in Parks integriert. „Die Menschen sind stolz auf das, was sie erschaffen haben“, erklärt Setaki.

Roboter bieten kreative Freiheit

Die Umsetzung der Idee hinter The New Raw gelingt insbesondere durch die Arbeit mit den Kuka-Robotern, hebt die Architektin hervor. „Wir reisen mit Robotereinheiten mit ausreichender Reichweite und niedrigem Energiebedarf“, ergänzt sie. Die hohe Zuverlässigkeit der Maschinen verhindert nicht nur unvorhergesehene technische Probleme, sondern bietet darüber hinaus auch große kreative Freiheit. „Wir können drucken, was auch immer uns in den Sinn kommt“, erzählt Setaki begeistert. „Manchmal ist es eher schwierig, die Grenzen dieser Technik auszuloten, weil wir so viele Möglichkeiten haben.“ Die Produktionsdauer kann dabei stark variieren, je nach Beschaffenheit des Materials und Geometrie des zu druckenden Elements. Normalerweise liegt sie, je nach Design, zwischen drei und zwölf Stunden.

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