Kollaborativer Kompaktroboter von Denso

Kollaborativer Kompaktroboter von Denso

Serienstart für Leichtgewicht

Die kompakte MRK-Lösung Cobotta von Denso war schon auf der Automatica im vergangenen Jahr zu sehen. Auch wenn der Roboter auf den ersten Blick vielleicht wie ein Spielzeug anmutet, ist seine Technik vollständig auf industrielle Anwendungen ausgelegt. Pünktlich zur Hannover Messe ist Cobotta lieferfähig.

 (Bild: DENSO Robotics Europe / DENSO Europe B.V.)

(Bild: DENSO Robotics Europe / DENSO Europe B.V.)

Der neue Denso-Roboter ist komplett industrietauglich aufgebaut und für den Dauereinsatz konzipiert. „Cobotta ist ein vollwertiger sechsachsiger Industrieroboter“, unterstreicht Produktmanager Carsten Busch. „Er ist aber kraft- und leistungsreduziert und damit kollaborativ ausgelegt. Alle in der ISO/TS15066 definierten Grenzwerte hält Cobotta zuverlässig ein.“ Im Falle einer Kollision mit dem Menschen, ist der Impuls deshalb so gering, dass es nicht zu Verletzungen kommt. Bislang hatte der Hersteller den Cobot in einer Vorserie auf Messen gezeigt. Zeitgleich zur Hannover Messe soll jetzt aber die Serienproduktion starten.

Leichtgewicht

Sofort ins Auge springen die kompakten Abmessungen des Roboters. Samt der im Fuß integrierten Steuerung bringt er nur 4kg auf die Waage. Dabei bietet er aber eine Reichweite von 342,5mm, eine Positioniergenauigkeit von ±0,05mm und eine Traglast von 0,5kg. Letztere lässt sich sogar noch auf rund 700g erhöhen, sofern das Handgelenk bis auf ±10° nach unten ausgerichtet bleibt, wie es bei typischen Pick&Place-Aufgaben der Fall ist. Denso bietet den Roboter auf Wunsch auch komplett ausgerüstet mit Greifer und Vision-System an. Ist beides angebaut, kann der Roboter immerhin noch 180 bis 200g handhaben.

Von Haus aus sicher

Cobotta benötigt als kollaborativer Roboter keinen Schutzzaun. Sein inhärent sicheres Design ohne Ecken und scharfe Kanten schließt Quetschstellen für Finger und Hand von vornherein aus. Der Controller mit offener Programmierschnittstelle ist im Fuß des Roboters, die Leitungen im Inneren des Arms verbaut. Die Kraft/Momenten-Sensorik des Roboters überwacht kontinuierlich Geschwindigkeit und Kraft und ermöglicht so eine sichere Anwendung im direkten Umfeld des Menschen. „Berücksichtigt man die besonders geringe Größe, kann Cobotta als Alternative zu klassischen Robotern auch in industriellen nicht-MRK-Anwendungen seine Vorteile sehr gut ausspielen“, ist Busch überzeugt.

Anbindung und Programmierung

„Cobotta ist ein komplett offenes System“, führt der Produktmanager weiter aus. „Der Roboter verfügt über eine typische Denso-Robotersteuerung, nach außen hin bestehen aber sämtliche Möglichkeiten für die Anbindung von Peripherie.“ Spezielle Greifer oder Werkzeuge kann der Anwender über den Flansch des Roboters montieren, genauso wie andere Sensoren oder Kameras. „Abseits vom Gewicht gibt es bei der Ausrüstung von Cobotta keine Limitierungen“, so Busch. Die kostenlos erhältlichen Teaching Tools Cobotta World und Cobotta Parameter Tool wurden speziell für den Roboter entwickelt. Mit der Software Remote TP lassen sich per Tablet und der Denso-Roboterprogrammiersprache Pacscript komplexe Applikationen erstellen. Dennoch basiert der Controller auf einer offenen Plattform, die es dem Nutzer auch erlaubt, eigene Applikationen zu entwickeln. Ergänzend zur Standardumgebung von Denso ist Cobotta also kompatibel zu verschiedenen weiteren Programmiersprachen (z.B. Linux oder ROS).

Easy to Use im Fokus

„Viele Messebesucher waren noch stärker von der einfachen Programmierung begeistert, als von den MRK-Eigenschaften“, erzählt der Produktmanager. „Schließlich kann man über die Apps ohne Programmierkenntnisse in wenigen Minuten Anwendungen erstellen. Intuitiv und schnell – selbst unter Einbindung von Kamera und Greifer.“ Ausgestattet mit Bedienelementen zum direkten Teaching und einer anwenderfreundlichen Programmieroberfläche lässt sich Cobotta auch ohne umfangreiches Spezialwissen in Betrieb nehmen. „Dieses Easy-to-use-Konzept ist bei Cobotta als wirkliches Alleinstellungsmerkmal ausgebildet“, so Busch.

Angebot für didaktische Konzepte

„Der Fokus von Cobotta liegt eindeutig auf industriellen Einsätzen“, unterstreicht Carsten Busch. „Durch die kompakten Abmessungen, das geringe Gewicht und die einfache Programmierung lässt sich der Leichbauarm aber natürlich auch gut für didaktische Zwecke an Schulen, Universitäten und auch in Unternehmen nutzen.“ Deshalb will Denso den Roboter in einem Education Package anbieten. „Dieses kann neben dem Roboter bis zu 20 Offline-Lizenzen für unsere Software umfassen, damit sich möglichst viele Schüler bzw. Studenten in der Programmierung von Cobotta versuchen können“ sagt Busch. Laut Hersteller soll das Standardpaket – also Roboter plus Steuerung mit Kamera, Greifer, App-Software und PC-Software – preislich deutlich unter 20.000 Euro liegen.

Breites Anwendungsspektrum

Angesprochen auf die bisherigen Einsatzerfahrungen sagt Busch: „Wir haben bereits viele Test-Applikationen in Laboren und Fertigungsumgebungen mit Cobotta umgesetzt.“ Das Spektrum reicht hier von Handhabung, Inspektion und Kleinteilmontage bis zu Maschinenbeschickung oder Qualitätssicherung. Gut passende Branchen sind z.B. die Elektronik- oder Kunststoffindustrie, aber auch Pharma sowie Medizin- und Labortechnik. „Wir wollen mit unserem neuen Roboter möglichst viele Denkanstöße für zukünftige Einsatzfelder der Robotik geben, was der Anwender in Zukunft per Leichtbauroboter alles lösen kann. Es werden sich also vermutlich noch ganz neue Bereiche auftun“, resümiert Busch. „Wir sind selbst gespannt, zu welchen Applikationen uns Cobotta noch führen wird.“ (mby)

Ein fliegender Cobot?

ROBOTIK UND PRODUKTION: Auf der Motek hat Denso eine Kombination aus Cobotta und Flugdrohne gezeigt. Hebt Ihr neuer Roboter wirklich bald ab, Herr Busch?

Carsten Busch: Weil Cobotta leicht sowie kompakt ist und sich lange per Batterie speisen lässt, kann man ihn ausgezeichnet mit mobilen Einheiten kombinieren. Nicht nur im Bereich von autonomen und fahrerlosen Transportsystemen, sondern auch darüber hinaus. Mit der Cobotta-Drohne wollen wir zeigen, wohin hier die Reise führen kann – und mit der Studie natürlich auch Aufmerksamkeit und Interesse bei den Messebesuchern erzeugen. Technisch wäre diese Applikation durchaus umsetzbar, denn die verwendete Drohne hat eine Traglast von über 7kg. Das reicht für Cobotta und eine zusätzliche Batterie vollkommen aus. Auch die steuerungstechnische Synchronisierung von Drohne und Roboter wäre sicherlich keine Rocket Science.

 

 (Bild: DENSO Robotics Europe / DENSO Europe B.V.)

„Das Easy-to-use-Konzept ist bei Cobotta als wirkliches Alleinstellungsmerkmal ausgebildet.“ (Bild: Denso Robotics Europe)

www.densorobotics-europe.com

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