Partnerschaft von Kassow Robots und Project S&P

„Unendliche Möglichkeiten“

Seit rund fünf Jahren ist Kassow Robots mit seinen Cobots auf dem Markt. Ein Anwender der ersten Stunde - und auch der erste Vertragspartner - ist der Sondermaschinenbauer Project S&P. ROBOTIK UND PRODUKTION hat bei den zwei Firmen nachgefragt, wie es zur Zusammenarbeit kam, wie sie sich bis dato entwickelt hat und wo die gemeinsame Reise noch hingehen soll.
Die mobilen Handling-Einheiten, eine Kombination aus Kassow-Cobot und dem von Project A&C selbst entwickeltem AGV, haben große Aufmerksamkeit erzeugt.
Die mobilen Handling-Einheiten, eine Kombination aus Kassow-Cobot und dem von Project A&C selbst entwickeltem AGV, haben große Aufmerksamkeit erzeugt. Bild: Kassow Robots

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie kam es, dass Project so früh nach dem Launch von Kassow Robots Partner wurde?

Dieter Pletscher:
Erste Kontakte zu Project gab es bereits, bevor Kassow Robots überhaupt offiziell auf dem Markt erschien. Einer unserer Investoren hatte den Austausch initiiert. Im Ergebnis folgte dann kurz vor der Automatica 2018 ein erstes Treffen samt Vertragsabschluss. Denn auch die menschliche Komponente hat gestimmt: Wir haben uns auf Anhieb verstanden und Vertrauen aufgebaut.
Jan Hanenkamp: Wir fanden das, was bei Kassow Robots entwickelt wurde, so spannend, dass wir die Firma von Anfang an begleiten wollten. Ein Punkt war sicherlich der außergewöhnliche Aufbau der Cobots mit sieben Achsen. Ein anderer war der Fokus auf industrielle Einsätze. Die Kombination hat uns überzeugt.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Project ist also quasi ein Geburtshelfer?

Hanenkamp: Kann man so sagen. Wir haben einen der ersten Roboter bekommen, die Kassow Robots überhaupt gebaut hat. Den haben wir ausgiebig getestet und Feedback gegeben – lange bevor er der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Pletscher: Und das Feedback war erfreulicherweise sehr gut. Das war für unser gesamtes Team und auch für die Investoren ein wichtiges Signal.
Hanenkamp: Unsere Handling-Lösungen basieren schon immer auf Robotern. Doch weil es dabei oft um recht leichte Bauteile geht, sind Cobots besonders interessant – noch dazu mit sieben Achsen. Obwohl es sich um neues Terrain handelte, war unser Team begeistert und hat gleich eine Vielzahl von Ideen für den Einsatz von Leichtbauroboter entwickelt. Einige davon wurden dann auch zeitnah in die Praxis überführt.

Jan Hanenkamp, Project Service & Produktion – Bild: Kassow Robots

Wir fanden das, was bei Kassow Robots entwickelt wurde, so spannend, dass wir die Firma von Anfang an begleiten wollten.

Jan Hanenkamp, Project Service & Produktion

ROBOTIK UND PRODUKTION: Und welche Eigenschaften des Roboters konnten dabei überzeugen?

Hanenkamp: Wie gesagt: Vor allem die siebte Achse. Allein dieses Feature hat äußerst spannende Optionen aufgetan. So konnte man sich von Beginn an auf dem Markt abheben – als Hersteller und als Sondermaschinenbauer. Zudem hat es Kassow Robots als Partner zugelassen, das Produkt gemeinsam weiterzuentwickeln und zu verbessern.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie schnell ging es aus der Testphase ist die Praxis?

Hanenkamp: Ziemlich schnell. Anfangs haben wir verschiedene kleine Anwendungen gelöst. Dann kam quasi der Durchbruch: Ein Auftrag aus Amerika. Dabei geht es um über 60 mobile, von uns selbst entwickelte Handling-Systeme für den automatisierten Wechsel von Garnspulen – jedes unserer AGV ist mit einem Cobot ausgerüstet.

Bei Bedarf arbeiten wir mit den Ingenieuren von Project sehr eng zusammen. Auch ein kontinuierlicher Austausch ist absolut notwendig. Dieter Pletscher, Kassow Robots
Dieter Pletscher, Kassow Robots

Bei Bedarf arbeiten wir mit den Ingenieuren von Project sehr eng zusammen. Auch ein kontinuierlicher Austausch ist absolut notwendig.

Dieter Pletscher, Kassow Robots

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie tief ist Kassow Robots bei der Umsetzung solcher Applikationen involviert?

Pletscher: Bei Bedarf arbeiten wir mit Technikern von Project sehr eng zusammen. Den überwiegenden Teil seiner Aufträge realisiert Project jedoch komplett alleine. Trotzdem bleibt ein kontinuierlicher Austausch absolut notwendig. Wenn man als junges Unternehmen auf dem Markt bestehen will, muss man seinen Kunden zuhören. Nur so konnten wir Kassow Robots dahin führen, wo wir heute stehen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Die Partnerschaft wirkt sich direkt auf Ihre Positionierung aus?

Pletscher: Auf jeden Fall. Wir selbst lösen keine Applikationen, sondern verkaufen unsere Roboter ausschließlich über Partner. Und dabei hilft es natürlich, wenn man auf bereits erfolgreich umgesetzte Anwendungen verweisen kann. Insbesondere, wenn sie so außergewöhnlich sind, wie die gerade erwähnte Anwendung in der Textilindustrie – die übrigens nur mit siebenachsigen Cobots realisierbar war.

Die Cobots von Kassow Robots sind so vielseitig, dass Project immer wieder neue Lösungen entwickelt - etwa für das Handling von Farbrollen.
Die Cobots von Kassow Robots sind so vielseitig, dass Project immer wieder neue Lösungen entwickelt – etwa für das Handling von Farbrollen.Bild: Kassow Robots

ROBOTIK UND PRODUKTION: Legt Project beim Einsatz der Kassow-Cobots einen Fokus auf spezielle Anwendungen?

Hanenkamp: Wir würden uns gerne auf Marktsegmente fokussieren – z.B. auf palettieren, etikettieren oder Pick&Place. Aber die Cobots von Kassow Robots sind dermaßen vielseitig, dass dieses Ziel nicht zu halten ist. Folglich versuchen wir quasi alle Anfragen zu lösen. Für einen deutschen Mittelständler ging es gerade darum, mehrere Farbrollen gleichzeitig handzuhaben. Anfragen gibt es für das Handling von Kleinladungsträgern, inklusive achter Achse – diese Applikation zeigt Kassow Robots auf der Automatica 2023.
Pletscher: Diese Flexibilität ist es doch, worum es uns bei Cobots geht. Im Prinzip kann man alle Bereiche bespielen. Und es ist unkompliziert, neue Einsatzideen zu testen, denn man hat einen viel einfacheren Zugang zur Automatisierung als bisher.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Der viel beschworene Paradigmenwechsel in der Robotik?

Hanenkamp: So ist es. Es gibt schier unendliche Möglichkeiten. Folgendes Beispiel zeigt das wunderbar. Als wir das erste Mal von einem Kunden nach einer Cobot-Schweißlösung gefragt wurden, waren wir im ersten Moment unsicher. Schließlich hatten wir hier noch gar keine Erfahrung. Aber mit der Unterstützung von Kassow Robots und einem halben Tag ausprobieren, waren bereits 50 Bauteile fertig verschweißt. Hat also bestens geklappt. Überspitzt gesagt: Wenn man seine Idee formulieren kann, dann kann man sie auch mit einem dieser Cobots lösen.

Das Cobot-Spektrum von Kassow Robots ist sehr breit – limitierende Faktoren, wie man sie von anderen Anbietern kennt, gibt es kaum.

Jan Hanenkamp, Project Service & Produktion

ROBOTIK UND PRODUKTION: Mittlerweile sind fünf verschiedene Cobot-Modelle von Kassow Robots auf dem Markt erhältlich. Welche Spanne lässt sich damit abdecken?

Pletscher: Mit Blick auf die Faktoren Traglast und Reichweite findet sich eigentlich für jede Anwendung eine passende Kombination. Eine Besonderheit unserer Cobots ist ja, dass die angegebene Traglast im gesamten Arbeitsbereich der Kinematik abrufbar ist. Das wird bei einzelnen Marktbegleitern nicht ganz so genau genommen. In Summe lässt sich mit unseren Cobot-Modellen also ein weiteres Feld abdecken – und eine Überdimensionierung vermeiden. Das ist beim Wettbewerb oft nicht möglich und neben der siebten Achse vermutlich unser wichtigster USP.
Hanenkamp: Das Cobot-Spektrum von Kassow Robots ist in der Tat sehr breit, bis 1.800mm Reichweite, bis 18kg Traglast. Limitierende Faktoren, wie man sie von anderen Anbietern kennt, gibt es kaum. Auch ob irgendwo noch Spielraum ist, den man in einer speziellen Anwendung ausnutzen kann, lässt sich mit dem Team von Kassow Robots immer unkompliziert und schnell feststellen. Daher haben wir bereits alle fünf Modelle in Anlagen verbaut.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wohin soll die Partnerschaft Ihrer Unternehmen in nächster Zeit führen?

Pletscher: Durch den engen Austausch mit Project wissen wir, welche Eigenschaften und Lösungen als nächstes gefragt sind. Diese Wünsche nehmen wir natürlich sehr ernst. Entsprechend sind bereits die nächsten gemeinsamen Schritte auf dem Tisch. Worüber wir hier schon sprechen können, ist die Edge-Serie unserer Cobots, die wir auf der Automatica zeigen. Durch in den Sockel verbauten integrierten Controller kann sie ihre Vorteile gerade in mobilen Anwendungen ausgezeichnet ausspielen.
Hanenkamp: Ziel ist es, weiterhin der Partner von Kassow Robots zu sein, der die meisten Roboter in den Markt bringt. Daraufhin haben wir unsere Roadmap ausgerichtet. Es läuft gut. Auf der Automatica steht übrigens unsere AGV Cobot Lösung für KLT auf dem Kassow-Robots-Stand. Denn gerade die selbst entwickelten mobilen Handling-Einheiten haben große Aufmerksamkeit erzeugt, von der wir profitieren.

In drei Jahren will sich Kassow Robots weltweit als etablierter Cobot-Anbieter positioniert haben.

Dieter Pletscher, Kassow Robots

ROBOTIK UND PRODUKTION: Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick in die Kristallkugel werfen. Wo stehen Ihre Firmen in drei Jahren?
Pletscher: Unsere Ziele für diesen Zeitraum sind ambitioniert: In drei Jahren will sich Kassow Robots weltweit als etablierter Cobot-Anbieter positioniert haben. Gerade durch die Unterstützung von Bosch Rexroth tun sich sehr aussichtsreiche neue Vertriebskanäle auf. Damit einhergehend steigt unsere Produktionskapazität auf ein ganz neues Level. Selbstverständlich wird es von Kassow Robots auch auf Innovationsseite noch das ein oder andere Highlight geben. Last but not least wird die Partnerschaft mit Project ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt.
Hanenkamp: Auch bei uns in NRW soll das Wachstum unvermindert weitergehen. Deswegen gibt es jetzt bereits eine zusätzliche Produktionshalle – zudem sind Optionen für weitere Grundstücke schon gesichert. Wir wollen ein klassischer Sondermaschinenbauer bleiben, sehen aber gerade im Bereich der Cobots und mobilen Handling-Einheiten für uns enormes Potenzial. Im Sinne der gesammelten Erfahrungen, wollen wir dabei auch weiterhin auf die bestehende Partnerschaft setzen. Wir fühlen uns bei Kassow Robots einfach gut aufgehoben.

Dieter Pletscher verantwortet bei Kassow Robots den weltweiten Vertrieb und das Partnermanagement.
Jan Hanenkamp ist Geschäftsführer bei Project Service & Produktion in Kranenburg.

Wenn der Cobot mit dem AGV …

Wie bestückt man mehrere 10.000 Spinnstellen besonders kosteneffizient? Eine solche Anfrage hatte der Sondermaschinenbauer Project S&P von Saurer Technologies erhalten: Konkret ging es um ein Textilunternehmen, das seine Kabliermaschinen nicht mehr manuell ausrüsten wollte. Die dafür entwickelte, außergewöhnliche Lösung? Eine Kombination aus AGV und Cobot. Zum kompletten Fachbeitrag geht es hier.

Kassow Robots A/S

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