Interview mit Ralf Steinmann, Schunk

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was tut sich im Bereich der kollaborativen Roboter, der ja auch für Schunk eine überaus wichtige Rolle spielt?

Steinmann: Klar ist, dass sich Assistenzroboter beziehungsweise Cobots in immer mehr Anwendungen etablieren werden. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Die Mensch/Roboter-Kollaboration ist aber wesentlich facettenreicher als die barrierefreie Zusammenarbeit von Mensch und Roboter in der Industrie. Sie reicht weit in den Bereich Servicerobotics hinein. Hierfür haben wir bereits verschiedene Leuchtturmprojekte in der Pipeline, die insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen interessant sind. So realisieren wir bereits auf der Basis von Standardgreifern sichere, auf die jeweilige individuelle Anwendung hin angepasste kollaborierende Greifer. Ich darf auch an die Fünf-Fingerhand Schunk SVH erinnern, die weltweit erste DGUV-zertifizierte Greifhand für kollaborative Roboter. Auf der diesjährigen Motek in Stuttgart ist es uns nun als erstes Unternehmen gelungen, mit dem Co-act EGP-C einen inhärent sicheren Industriegreifer zu präsentieren, der von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung für den kollaborierenden Betrieb zertifiziert und zugelassen ist. Den Co-act Greifer JL1, den wir offiziell als Technologieträger bezeichnen, kann man sich ebenso gut als Konzept vorstellen, das sich in einer permanenten Weiterentwicklung befindet. Feste Bestandteile sind kapazitive Sensoren zum Erkennen und Vermeiden von Kollisionen, taktile Sensoren zum Erkennen und Unterscheiden zwischen Mensch und Werkstück, ein integrierter Schutz vor Werkstückverlust selbst bei Notaus, eine Kamera zur Überwachung der Umgebung sowie zum Erkennen der zu greifenden Objekte sowie eine Kommunikationsschnittstelle mit Touchscreen und LCD-Panel zum Bedienen beziehungsweise Interagieren für das Servicepersonal. Bereits damit erfüllt dieser Greifer alle zentralen Forderungen einer sicheren Mensch/Roboter-Kollaboration. Ergänzend hierzu werden wir weitere Funktionselemente entwickeln und integrieren, beispielsweise OPC-UA-Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Greifer und Roboter beziehungsweise das neue M2M-Kommunikationsprotokoll. Für MRK-Applikationen haben wir ein Expertenteam gegründet, das Co-act-Team, das unsere Kunden bei derartigen Projekten hinsichtlich funktionaler Sicherheit, Maschinensicherheit und so weiter berät und aktiv bei der Risikobeurteilung unterstützt. Darüber hinaus arbeiten wir in den maßgeblichen Gremien und Normierungsausschüssen mit. Nur so können wir gemeinsam mit anderen Unternehmen praktikable Sicherheitsstandards schaffen.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie setzt sich dieses Co-act-Team personell zusammen und wo ist es organisatorisch angesiedelt?

Steinmann: Das Co-act-Team vereint Spezialisten aus Vertrieb, Produktmanagement, Konstruktion und Montage und es gehört organisatorisch zu unserer Vertriebsabteilung.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Entwicklungsprojekte bei Schunk sind mehrheitlich kundengetrieben. Welche aktuellen Anforderungen und Wünsche gibt es hier seitens Ihrer Kunden?

Steinmann: Sehr groß ist beispielsweise das Interesse an Greifern, Dreh- und Schwenkeinheiten mit einem möglichst breiten, vielseitigen Anwendungsspektrum. Neben dem universellen Ansatz, stehen die Themen der Anlagenflexibilisierung ganz oben an. Die Komponenten sollen an die jeweiligen Aufgaben einfach adaptierbar und bei Änderungen schnell umrüstbar sein.

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SCHUNK GmbH & Co. KG
www.schunk.com/de

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