Herrscher der Technik?

Herrscher der Technik?

Durch den Einsatz moderner Technik zieht die Robotik in neue Branchen und Applikationen ein. Die immer umfangreichere und leistungsfähigere Automatisierung hat aber eine Kehrseite: Sie wird auch immer komplexer. Es sind deshalb wirksame Mechanismen und Methoden gefragt, um die Technik auch weiterhin beherrschbar zu halten.

Mathis Bayerdörfer, Chefredakteur ROBOTIK UND PRODUKTION (Bild: TeDo Verlag GmbH)

Dürr hat kürzlich eine Robotiklösung vorgestellt, die auf die vielseitigen Lackieranwendungen in der allgemeinen Industrie ausgelegt ist. Im Gegensatz zum Automotive-Bereich, für den der Lackieranlagenbauer seine Roboter komplett in Eigenregie entwickelt und produziert, basiert das neue System auf einem Kuka-Roboter. Ergänzt um die entsprechende Lackapplikationstechnik ist es vor allem die Steuerungs-Software, die die Standardkinematik fit für die speziellen Anforderungen der Branche macht.

Dieses Beispiel zeigt, dass sich auch die Robotik einem Trend nicht entziehen kann, der quer durch alle Segmente des Maschinenbaus und der Automatisierung spürbar ist: Anstatt über Mechanik oder Elektronik wird Mehrwertfunktionalität immer öfter in der Software abgebildet, was deren Komplexität selbstredend nicht reduziert. Wer als Maschinen- und Anlagenbauer also nicht schon längst dabei ist, entsprechend Kompetenz im Unternehmen auf- oder auszubauen – egal ob für Steuerungs-Software, Engineering und Simulation oder für Schnittstellen zu übergeordneten Systemen -, wird es zunehmend schwer haben, im Wettbewerb mitzuhalten.

Damit sich die Software-Ingenieure zukünftig nicht in eine ausufernde Vielzahl spezialisierter Programme und Methoden einarbeiten müssen, zielt das von der EU geförderte Projekt RobMoSys auf ein offenes und agiles europäisches Software-Ökosystem für die vielen Einsatzbereiche der Robotik ab. Im Zentrum steht dabei eine gemeinsame Methodik auf Basis zusammensetzbarer Software-Modelle und deren Anwendung auf bereits existierende Lösungen. So soll eine großflächige Integration der unterschiedlichen bestehenden Robotikplattformen gewährleistet sein. Partner des Projektes sind Roboterhersteller und Automatisierer wie Comau oder Siemens.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Der Stellenwert der Software steigt. Doch neue Funktionalität muss auch beherrschbar bleiben – auch und gerade für den Mittelstand. Einige spannende Aspekte zu Software-Lösungen im Umfeld der Robotik finden Sie, lieber Leser, auch in diesem Heft. Ich wünsche eine spannende Lektüre.

PS: Ich freue mich, den Branchenexperten Michael Lind als Korrespondenten und Kolumnisten im Redaktionsteam der ROBOTIK UND PRODUKTION begrüßen zu dürfen. Er ergänzt unser Expertenteam um den US-Marktspezialisten Frank Tobe und den Rechtsanwalt Prof. Thomas Klindt und wird regelmäßig für das Fachmagazin auf der Suche nach neuen Trends und Technologien sein.

TeDo Verlag GmbH
www.robotik-produktion.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Die virtuelle Inbetriebnahme einer Palettierzelle mit automatischer Beladung einer Wälzschälmaschine per Roboter von Liebherr-Verzahntechnik konnte die Projektdauer bei einem Getriebehersteller signifikant verkürzen. Die Vorabsimulation per digitalem Zwilling sparte bei der realen Inbetriebnahme Zeit und Kosten und sorgte für Planungssicherheit zum Produktionsstart.

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Wenn das FTS mit dem Roboter…

Wenn das FTS mit dem Roboter…

Autonome mobile Roboter und kollaborierende Knickarmroboter sind zwei Evergreens im Robotik-Trendkarussell. Relativ neu ist allerdings die Möglichkeit beide Helferlein zu kombinieren. Der autonome mobile Roboter erweitert den Arbeitsbereich des Cobots oder auch eines größeren Roboters enorm und macht ihn mobil. Das bietet neue Möglichkeiten z.B. bei der Maschinenbe- und entladung, beim Werkstück- und Materialtransport oder in der Qualitätsinspektion.

Bild: Fronius International GmbH
Bild: Fronius International GmbH
Hohe Bauteilvielfalt

Hohe Bauteilvielfalt

Das österreichische Unternehmen Anton Paar fertigt Messgeräte für vielerlei Branchen. Da zunehmender
Fachkräftemangel und permanent steigende Stückzahlen intelligente Produktionslösungen erfordern, investierte das Unternehmen in eine Roboterschweißzelle von Fronius. Mit der Zelle ist es möglich, einen kompletten Schweißauftrag in einem Zug abzuwickeln, auch wenn eine Charge mehrere unterschiedliche Objekte umfasst.