MRK erfordert ein Umdenken

ROBOTIK UND PRODUKTION: Wie lassen sich denn nun Kollisionen mildern?

Vetter: Zum einen durch roboterinterne Sensorik, die Kollisionen erkennt und den Roboter zum Stillstand bringt. Zum zum anderen muss man frühzeitig darauf achten, wie der Arbeitsplatz gestaltet ist. Das ist eine neue Herausforderung. Bei Arbeitsplätzen, die entweder nur für Menschen oder für Roboter ausgelegt sind, ist das nicht schwierig. Aber, wo Mensch und Roboter sich einen Arbeitsraum teilen, da gelten komplett neue Regeln für die Gestaltung. Während Kanten an traditionellen Arbeitsplätzen stumpf sein müssen, damit sich der Mensch im vorbeistreifen nicht schneidet, müssen sie bei MRK so abgerundet sein, dass auch dann nichts passiert, wenn der Roboter den Menschen aktiv dagegen drückt. Im besten Falle wird man versuchen, möglichst wenige Kanten zu haben. Das erfordert ein Umdenken der Industrie.

Mit der neuen Art von Robotern teilen sich Mensch und Roboter räumlich und zeitlich einen Arbeitsraum – ohne Schutzzaun. (Bild: Pilz GmbH & Co. KG)

ROBOTIK UND PRODUKTION: Was unterscheidet denn das MRK-Dienstleistungsangebot von Pilz von anderen Anbietern?

Vetter: Es ist der ganzheitliche Ansatz und die Tiefe, mit der wir die Robotik betrachten. So haben wir ein eigenes Kollisionsmessgerät entwickelt, das die Drücke und Kräfte der Roboterbewegung misst. Aufbauend auf der jahrelangen Erfahrung beim Thema CE-Kennzeichnung in der Industrie haben wir uns das Know-how selbst erarbeitet. Dieses Wissen aus der Praxis geben wir in unseren Schulungen und Trainings weiter. Und schließlich können wir den Anwender nicht nur bis zur CE-Kennzeichnung begleiten, sondern wir unterschreiben die entsprechende Konformitätsbewertung und übernehmen damit die Verantwortung für das, was wir beurteilt, umgesetzt und validiert haben.

ROBOTIK UND PRODUKTION: Stichwort Validierung: Wie schwierig ist die Validierung wirklich?

Vetter: Die Validierung an sich ist nicht das Knifflige, sondern eher die notwendige Basis. Denn ich muss ja eine Argumentation haben, warum ich was und wie messe und welche Körperstelle ich simuliere. Das basiert auf den Ergebnissen der Risikobeurteilung. Dort muss ich komplett die möglichen Kollisionsszenarien bei bestimmungsgemäßer Verwendung und bei vorhersehbarer Fehlanwendung genauestens definieren. Dazu muss man vor Ort sein und die Gegebenheiten beim Kunden kennen: Wie ist der Arbeitsplatz beschaffen, welche Personen oder welcher Personenkreis halten sich im Arbeitsbereich auf? Befindet sich der Roboter beispielsweise an einem stark frequentierten Hauptweg? Dann wird die Applikation sicher anders aussehen.

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Pilz GmbH & Co. KG
www.pilz.com

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