Flottenmanagement und AGV-Integration auf der Leitebene

Komplexer Prozess als nahtlose Abfolge

Die Halbleiterherstellung ist prozesstechnisch sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit. Geht etwas schief, muss nachvollziehbar sein, welche Maschinen und Materialien involviert waren. Alle AGVs zu integrieren, war schwierig, denn die Produktion in Lenzburg umfasst viele Einzelschritte, über die das MES informiert sein muss. Die AGVs müssen also zuverlässig mit der Produktionsausrüstung kommunizieren. So bestand die größte Hürde für die Fahrzeuge in der Interaktion mit der Produktionszelle. Der automatische Transport der Bauteile-Kassetten erforderte ein spezielles Verfahren sowie die Koordination und Synchronisation mit der Ausrüstung und dem MES. Demnach mussten spezielle, in dieser Branche übliche Handshake-Protokolle implementiert werden.

Die Kommunikation für die Installation erfolgte problemlos per WLAN über ein Industrienetzwerk. Die Latenz war zu vernachlässigen, da keine Echtzeitkommunikation benötigt wurde. Das MES erhält aus der Produktionshalle die Statusmeldung, dass eine Zelle ihren Produktionsschritt beendet hat und Material entladen werden muss. Das System meldet dann wiederum an die ANT-Serversoftware, also das Flottenmanagement, dass die Maschine entladen werden kann. Daraufhin setzt sich ein AGV in Bewegung.

Im Endergebnis werden die Chips im ersten Prozessschritt in das Werkzeug eingelegt und das fertige, geprüfte Modul kommt am Ende der Linie heraus – ohne dass eine einzige Person das Produkt berührt hat. Transport und Versand erfolgen dann ebenso vollautomatisch wie die Rezepturauswahl, während mehrere Produktstrecken parallel gefahren werden.

Wichtige Fragen vor der Investition in AGVs

Beim Umstieg auf ein fahrerloses Transportsystem, sind fünf wichtige Fragenblöcke zu beantworten:

  • Wie wird das Fahrzeug installiert? Wurde neben der Funktions- und Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs auch der Installationsaufwand bedacht? Dauert die Integration Stunden, Tage oder gar mehrere Wochen? Wird Unterstützung durch externes Personal vor Ort benötigt? Wie stark werden die normalen Betriebsabläufe beeinträchtigt?
  • Wie einfach lassen sich Strecken anpassen und modifizieren? Strecken, auf denen sich Roboter bewegen, müssen gelegentlich angepasst werden. Genügt dabei eine einfache Änderung der digitalen Pfade oder sind aufwändige, bauliche Änderungen erforderlich?
  • Lässt sich der Fahrzeugpark beliebig erweitern? Vielleicht bedarf es aktuell nur eines Fahrzeugs. Aber was, wenn später doch mehrere notwendig sind? Dann sollte die Einbindung einer weiteren mobilen Einheit kein komplett neues Projekt bedeuten. Wichtig ist auch zu wissen, oder das System flexibel genug verschiedene Marken oder Modelle zu integrieren.
  • Welche Wartungsverträge werden angeboten? Maschinen müssen regelmäßig gewartet werden. Daher sollte der angebotene Wartungsvertrag den individuellen Anforderungen des Unternehmens entsprechen.
  • Wie hat sich das System bislang in der Praxis bewährt? Wenn man auf unangenehme Überraschungen verzichten will, sollte man sich informieren, wie viele der Fahrzeuge bereits im Einsatz sind und wie sie sich bisher bewährt haben. So lassen sich Risiken besser abschätzen. Im Zweifel sicherheitshalber einen Anwender zu seinen Erfahrungen kontaktieren.

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