Editorial ROBOTIK UND PRODUKTION 5/2022: Aufklärung gefällig?

Editorial ROBOTIK UND PRODUKTION 5/2022: Aufklärung gefällig?

Der Markt für Industrieroboter wächst beständig. Dennoch gibt es immer noch Zweifel, insbesondere unter den kleinen und mittelständischen Unternehmen, ob der Einsatz von Robotik wirklich eine Lösung gegen den Fachkräftemangel sein könnte. Hier gilt es aufzuklären, über potenzielle Einsatzmöglichkeiten und Umsetzungsstrategien.

Der internationale Markt für Industrieroboter ist im letzten Jahr gewachsen, laut der International Federation of Robotics um 27 Prozent bzw. laut dem Marktforscher Interact Analysis um 30 Prozent. Auch hierzulande sind Wachstumsraten zu verzeichnen. Der VDMA-Fachverband Robotik und Automation meldete dieses Jahr zur Automatica immerhin ein Marktwachstum von 5 Prozent. Als Gründe werden der Fachkräftemangel sowie die Sorge bezüglich aktuellen und zukünftigen Pandemien und Kriegen angeführt. Die Investition in Automatisierung bzw. Robotik soll Ausfällen durch diese Risikofaktoren zukünftig vorbeugen.

Der Deutsche Robotik Spiegel (mehr dazu auf S. 26), erhoben vom Deutschen Robotik Verband, dem Amt für Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden und Dresden Marketing, zeigt folgerichtig, dass zwei von drei Befragten (67,5 Prozent) in der Robotik eine wichtige Zukunftsbranche für den Wirtschaftsstandort Deutschland erkennen. Jeder zweite Befragte verspricht sich außerdem große Vorteile vom Robotereinsatz in der Arbeitswelt. Bei den Erwerbstätigen, die mit Robotern arbeiten, ist der Zuspruch sogar noch größer (65,6 Prozent). Sie sind sich zu einem Großteil sicher, dass Roboter die aktuelle Lücke auf dem Arbeitsmarkt schließen können (62,9 Prozent).

Von den Erwerbstätigen ohne Robotererfahrung vertreten hingegen gerade einmal 16,2 Prozent diese Auffassung. Die Meinungen privatwirtschaftlicher Entscheider zum Potenzial der maschinellen Kollegen sind geteilt: 35,8 Prozent können sich Roboter als Lösung für den Fachkräftemangel vorstellen, doch ebenso viele (34,9 Prozent) stehen dem skeptisch gegenüber. Aber warum? Denn die wachsenden Zahlen bestätigen schließlich den erfolgreichen Einsatz von Robotersystemen in der Industrie. Der Vorstand des Deutschen Robotik Verbands vermutet die Ursache bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Hier fehlt es an Aufklärung!

:Und da kommt ROBOTIK UND PRODUKTION ins Spiel. In der Rubrik Lösungen (S. 50 bis 67), seit jeher die stärkste im Fachmagazin, geht es häufig um Success-Stories – und das nicht nur bei den bekannten Automobilisten und Großkonzernen. So setzt z.B. das Familienunternehmen Thaler mit 57 Mitarbeitern Schweißroboteranlagen der Firma ERL ein, um Anbaugeräte an Hofladern selbst herzustellen (mehr dazu auf S. 56). Darüber hinaus geht es in dieser Rubrik auch um die Erschließung neuer Bereiche für die Robotik, wie der Fachbeitrag über einen Ernteroboter für Tomaten zeigt (mehr dazu auf S. 51). Hier wurde ein ursprünglich für die Automobilfertigung entwickelter Roboter von Denso zweckentfremdet, um einen bisher nur manuell denkbaren Vorgang zu automatisieren und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

In diesem Sinne, wünsche ich eine spannende, aufklärende Lektüre!

Frauke Itzerott
fitzerott@robotik-produktion.de

Frauke Itzerott, Redakteurin, ROBOTIK UND PRODUKTION (Bild: TeDo Verlag GmbH)
Tedo Verlag GmbH
robotik-produktion.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Bild: Pilz GmbH & Co. KG
Zugang im sicheren Fokus

Zugang im sicheren Fokus

In Produktionsumgebungen geben trennende Schutzeinrichtungen dem Menschen das Signal, dass sich hinter der Schutztür ein hochsensibler Bereich befindet und daher Vorsicht geboten ist. Hier erhalten Mitarbeiter über ein HMI oder einen Schlüssel, z.B. von Pilz, Zugang zum Prozess hinter dem Schutzzaun. Aber was, wenn die Person dafür nicht qualifiziert bzw. autorisiert wäre und sich oder andere Menschen in Gefahr bringen würde?

Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Bild: ©Fröhlich Max (LVT)/Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Vorabsimulation per digitalem Zwilling

Die virtuelle Inbetriebnahme einer Palettierzelle mit automatischer Beladung einer Wälzschälmaschine per Roboter von Liebherr-Verzahntechnik konnte die Projektdauer bei einem Getriebehersteller signifikant verkürzen. Die Vorabsimulation per digitalem Zwilling sparte bei der realen Inbetriebnahme Zeit und Kosten und sorgte für Planungssicherheit zum Produktionsstart.

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Wenn das FTS mit dem Roboter…

Wenn das FTS mit dem Roboter…

Autonome mobile Roboter und kollaborierende Knickarmroboter sind zwei Evergreens im Robotik-Trendkarussell. Relativ neu ist allerdings die Möglichkeit beide Helferlein zu kombinieren. Der autonome mobile Roboter erweitert den Arbeitsbereich des Cobots oder auch eines größeren Roboters enorm und macht ihn mobil. Das bietet neue Möglichkeiten z.B. bei der Maschinenbe- und entladung, beim Werkstück- und Materialtransport oder in der Qualitätsinspektion.

Bild: Fronius International GmbH
Bild: Fronius International GmbH
Hohe Bauteilvielfalt

Hohe Bauteilvielfalt

Das österreichische Unternehmen Anton Paar fertigt Messgeräte für vielerlei Branchen. Da zunehmender
Fachkräftemangel und permanent steigende Stückzahlen intelligente Produktionslösungen erfordern, investierte das Unternehmen in eine Roboterschweißzelle von Fronius. Mit der Zelle ist es möglich, einen kompletten Schweißauftrag in einem Zug abzuwickeln, auch wenn eine Charge mehrere unterschiedliche Objekte umfasst.