Multiplikator der Arbeitskraft
Über ein breites Anwendungsspektrum sollen künftig Exoskelette eingesetzt werden: Als Assistenzsysteme in der Montage genauso wie für Reha-Zwecke im medizinischen Bereich. Einer aktuellen Studie zufolge ist der Markt in der besten Position, die er je hatte – und kurz davor, richtig durchzustarten.
Obwohl Exoskelette schon seit den 1960er-Jahren diskutiert werden, erlangt die Technik erst jetzt langsam eine wirkliche Marktreife für den Praxiseinsatz. Im vergangenen Jahr wurden laut einer Studie von ABI auch weltweit erst 7.000 Stück mit einem Wert von rund 192Mio.US$ verkauft. Das soll sich der Umfrage nach aber schnell ändern: 2023 sollen es schon 91.000 und 2028 gar 301.000 Einheiten sein. Mehr als die Hälfte des Umsatzes, der auf rund 5,8Mrd.US$ geschätzt wird, soll dann auf industrielle Anwendungen von Exoskeletten zurückgehen.
Es soll also flächendeckend Einsatz finden, was vor Kurzem noch als futuristisch galt. Vorrangiger Grund sind die technologischen Entwicklungen der letzten Zeit – sie haben große Fortschritte erlaubt. So konnte z.B. der Energieverbrauch spürbar gesenkt werden, während moderne Batterietechnik die Versorgung gleichzeitig verbessert hat. German Bionic, Hersteller von Oberkörper-Exo-Suits, ermöglicht auf Basis von wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus hier Fertigungseinsätze bis zu acht Stunden.
Wichtige Treiber für die Technik finden sich im demografischen Wandel, aber auch im Fachkräftemangel. Exoskelette werden künftig als Multiplikator gehandelt, um die verfügbare Arbeitskraft besser zu nutzen. Gleichzeitig sollen sie arbeitsbedingten Erkrankungen entgegenwirken und Verletzungen vermeiden. Im medizinischen Bereich können Exoskelette zudem immer besser Reha-Patienten unterstützen. Weitere Einsatzmöglichkeiten finden sich in der Logistik sowie in der Baubranche – auch hier gibt es schon vielversprechende Feldversuche und Testreihen.
Aber es sind durchaus auch noch Hürden zu nehmen. Heute am Markt verfügbare Exoskelette sind nicht gerade günstig und nicht gerade unkompliziert. Es sind zukünftig also wirtschaftliche, modulare Plattformen gefordert, so die ABI-Studie, die sich einfach anpassen und modernisieren lassen. (mby)