Robotersysteme für den Mittelstand

Wiederverwendbare Apps für Roboter

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Projekt ReApp wird vom Fraunhofer IPA koordiniert. Es richtet sich vorwiegend an Systemintegratoren und Ausrüster von Automatisierungssystemen. Das Ziel der Partner ist es, die Kosten für die Entwicklung, Integration und Umrüstung von Automatisierungsanlagen signifikant zu reduzieren und die Flexibilität zu erhöhen. Erreicht werden soll das durch eine verbesserte Wiederverwendbarkeit von Softwarekomponenten für Roboter. Hierfür entstehen im Projekt Apps sowie eine Entwicklungsumgebung, mit der die Apps modelliert, getestet und auf dem Robotersystem integriert und eingerichtet werden können. Einmal entwickelte Fähigkeiten bis hin zu kompletten Prozessabläufen können wiederholt genutzt und zu neuen Anwendungen zusammengesetzt werden. Um das zu realisieren, ist in ReApp ein durchgängiges Ökosystem für die Entwicklung, das Testen und den Betrieb wiederverwendbarer Software entwickelt worden, das in vielen Punkten mit dem Android-System für Smartphones vergleichbar ist. Auf der Entwicklerebene unterstützt die ‚ReApp Engineering Workbench‘ Komponentenentwickler und Systemintegratoren im gesamten Lebenszyklus von Robotersystemen. Alle damit erstellten Komponenten sind in Bezug auf Schnittstellen standardisiert und werden mithilfe der ReApp-Ontologie klassifiziert. Somit lassen sie sich über eine semantische Suche leicht wiederfinden. In der Cloud-Ebene steht ein App-Store bereit, in dem semantisch nach einer bestimmten Problemstellung wie Belt Picking – und Anforderungen wie Taktraten – gesucht werden kann. Der Store schlägt dann geeignete, herstellerübergreifende Apps vor. Eine virtuelle Test- und Deployment-Umgebung ermöglicht Tests der Automatisierungslösung bereits ohne den entsprechenden Hardwareaufbau, sodass Systemintegratoren weniger Zeit bei der Zelle vor Ort benötigen. Die Anlagenebene wird durch die Integrationsplattform eingebunden. Dabei handelt es sich um ein intelligentes Steuerungssystem in der Roboterzelle, an das unterschiedliche Roboter, Sensoren und Steuerungen angeschlossen werden können. Der erforderliche Code wird dem Plug’n’Produce-Prinzip entsprechend automatisch erstellt. Der Einsatz von ROS-Industrial als Open-Source-Basis soll mit seinen standardisierten Schnittstellen für Interoperabilität sorgen. Systemintegratoren können ihre Anwendungen auf der Basis kompatibler Apps aus dem Store zügig erstellen und haben gleichsam Zugriff auf das Lösungswissen anderer. Die selbst erstellte Software ist anpass-, erweiter- und wiederverwendbar. Den Komponentenherstellern bietet sich ein leichterer Kundenzugang über den herstellerunabhängigen App-Store. Zudem sind eigene Komponenten schneller integrierbar, was wiederum für Systemintegratoren attraktiv ist.

Schlüsselkomponente Software für die Robotik

Im Gegensatz zu ReApp mit seinem umfassenden Lösungsansatz sind im EU-Projekt SMErobotics spezifische zugeschnittene Technologien und Anwendungen entstanden. Das Projekt wird ebenfalls vom Fraunhofer IPA koordiniert und ist mit 25 Projektpartnern eine der größten geförderten Initiativen zur Erforschung von Robotertechnologien und zur Entwicklung von Anwendungen in Europa. Projektziel ist, dass sich Roboter auch ohne spezifische Expertise durch den Werker instruieren sowie verlässlich und zeitsparend bedienen lassen. Hierfür sind verschiedene Softwaremodule zur Programmierung und Roboterprogramm-Generierung entwickelt worden. Sie sind unabhängig vom Robotertypen als eigenständige Module verfügbar und können von Ausrüstern der Automatisierungstechnik und Industrial IT in ihre Systemlösungen eingebaut werden. Die Module bieten grafische Bediensysteme zur Instruierung des Roboters mithilfe von Skills, damit sind fertig einsetzbare Programmbausteine gemeint. Zudem können Anwender Montageabläufe am CAD-Modell unabhängig von einem Robotersystem spezifizieren. Leistungsfähige Planungs- und Schlussfolgerungssysteme berechnen anschließend die notwendigen Roboterbewegungen anhand von Modellen der einzelnen Teile und des ausführenden Robotersystems. Weiterhin ermöglicht die Skill-basierte Programmausführung den transparenten Umgang mit Ungenauigkeiten in der Umgebung und an Werkstücken. Außerdem nutzen alle Roboter Sensoren zur Objektlokalisierung und zur Umgebungserfassung. Damit kann auf Vorpositionierung und spezifische Aufspannungsvorrichtungen von Werkstücken oft verzichtet und die Zusammenarbeit mit dem Menschen effizienter gestaltet werden.

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Fraunhofer-Institut f. Arbeitswirtschaft

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